Schuld war nur die Badewanne
gesetzt und von dort ins Zimmer transportiert worden. Trotzdem habe Frau Hummel hinterher genauestens die Hauswand nach Kratzern abgesucht, zu ihrem heimlichen Bedauern jedoch keine gefunden.
Während Nicki bereits Einzelheiten der
housewarming party
plante, lebte Katja noch in einer Art Fundgrube für Gebrauchtmöbel. Es war Sven zu verdanken, dass wenigstens das Bett zusammengebaut und der Kleiderschrank aufgestellt worden war, das restliche Mobiliar stapelte sich in den verschiedensten Stadien der Endmontage entlang der Wände. In der Mitte war kein Platz, da standen die halb aufgerissenen Kartons.
»Allein geht das einfach nicht! Könntest du nicht mal …?«, war die Standardbegrüßung für jeden, der zwei freie Hände hatte und Katja versehentlich über den Weg lief. Doch dann hatte sie eine geniale Idee! Sie trommelte ihre frühere Clique zu einer »Heimwerkerparty« zusammen. Mitzubringen waren Hammer, Zangen, Schraubenzieher, Dübel und was man sonst noch so braucht, zur Verfügung gestellt wurden belegte Brote, laute Musik sowie alkoholfreie Getränke. Ab 22 Uhr, wenn die Stühle hoffentlich leergeräumt und der Herd in der Küche nicht mehr mit Geschirr vollgetürmt sein würden, waren Gulaschsuppe und Bier vorgesehen. »Vorher geht’s nicht, sonst sieht meine Bude hinterher aus wie eine Katalogseite von
Modernes Wohnen.
Bei mir reduzieren sich zerbrechliche Gegenstände auch ohne schiefe Ebenen und komisch verformte Regale!«
Sprach’s und nahm gleich zwei Vasen von mir mit, weil von ihren nur eine einzige den Umzug überstanden hatte, und die war nicht wasserdicht.
Katjas Rechnung ging tatsächlich auf. Man kannte zwar Bottlepartys und Einweihungsfeste, Geburtstagsfeten, Abschlussprüfungbestandenfeiern, Verlobungs-, Trennungs- und sonstige Beziehungsfeste, nur eine Heimwerkerparty hatte es noch nicht gegeben. Sie wurde auch ein voller Erfolg, denn bis zum Nagel für den Kloschlüssel war alles fertig geworden. Ihren Abschluss fand die Fete bei uns, als lange nach Mitternacht Ottos plötzliches Bellen in ein hysterisches Gejaule überging – untrügliches Zeichen dafür, dass jemand Bekanntes gekommen war. »Halt sofort die Schnauze!«, hörte ich eine männliche Stimme, die sofort von Katja übertönt wurde: »Sei ruhig! Du machst ja mehr Krach als der Hund!« Eine zweite, ebenfalls männliche Stimme fuhr dazwischen: »Hast du nicht etwas, das man ihm in den Rachen schmeißen kann?«
»Wem?«, fragte Katja zurück, »Dominik oder Otto?«
»Am besten beiden!«
Dann hörte ich die Kühlschranktür zufallen, und dieses Geräusch bedeutete Alarmstufe Rot! Da stand der Sonntagsbraten drin, gerollte Pute, schon fix und fertig.
So schnell hatte ich noch nie meinen Bademantel angezogen! Die Treppe runter und sofort in die Küche. Beinahe wäre ich über Otto gestolpert, der mir vor lauter Wiedersehensfreude seinen durchgekauten Büffelknochen vor die Füße legte, doch Dominik stand genau richtig, und so sank ich ihm direkt in die Arme. Gemeinsam fielen wir gegen das Spülbecken, was wiederum der dort abgestellten Glaskanne nicht bekam. Klirrend zerschellte sie auf dem Boden. »Morgen früh gibt’s Nescafé«, war alles, was mir dazu einfiel.
»Gleich am Montag kauf ich dir eine neue«, versprach Katja.
»Die kriegste nich, weil man die nämlich erst bestellen muss«, kicherte Chrissie. »Jede Kaffeemaschine ist anders genormt, deshalb kannste die Kannen nich auf Vorrat halten.«
Er musste ein recht häuslicher Knabe sein, denn welcher Vertreter des männlichen Geschlechts interessiert sich schon für Haushaltsmaschinen – es sei denn, ihr Innenleben geht kaputt? Katja deutete meinen zweifelnden Gesichtsausdruck auch genau richtig. »Es ist nicht so, wie du vielleicht denkst. Chrissie hat …«
»Was denke ich denn?«
»Weiß ich nicht, dass er Koch gelernt hat, vielleicht, oder dass er schwul ist, dabei hat er bloß im selben Kaufhaus gejobbt wie wir, daher kennen wir uns ja, nur haben sie ihn nach unten verbannt zu Kochtöpfen und Schneebesen. Deshalb auch der Name ›Küchen-Chrissie‹. Der andere Christian ist bei den Turnschuhen.«
»Aha.« Nun hatte ich zwar das erfahren, was mich überhaupt nicht interessierte, doch was dieses Triumvirat nachts um zehn nach eins in meiner Küche suchte, wusste ich noch immer nicht. »Wäre es zu viel verlangt, wenn mir mal jemand sagen würde, aus welchem Grund ihr hier seid? Abgesehen von eurer Fressgier natürlich.« Dominik zog gerade
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