Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schuld war nur die Badewanne

Schuld war nur die Badewanne

Titel: Schuld war nur die Badewanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
Vom Netzwerk:
die letzte Scheibe Emmentaler aus der Packung und schob sie in den Mund.
    »Ich wollte sie bloß ins Gästezimmer bringen«, sagte Katja kleinlaut. »Nicki hat nämlich die Luftmatratzen und die Decken, daran habe ich nicht mehr gedacht. Ich kann die beiden doch nicht auf dem nackten Boden schlafen lassen. Früher war immer alles zusammen.« Das klang so vorwurfsvoll, als sei es meine Schuld, dass es nun keine gemeinsame Wohnung mehr gab.
    »Wir machen Ihnen auch ganz bestimmt keine Umstände, Frau Sanders«, versprach Dominik, »noch vor dem Frühstück verschwinden wir.«
    Das bezweifelte ich, weil ich schon oft genug Studenten beherbergen musste und noch nie erlebt hatte, dass sie freiwillig auf eine ordentliche Mahlzeit verzichtet haben, doch das war im Moment mein geringstes Problem. In der Mansarde nächtigte nämlich Sven und im Gästezimmer Steffi. Nach dem ich weiß nicht wievielten Krach mit Horst Hermann hatte sie sich wieder mal bei uns einquartiert.
    »Ist denn wenigstens das Wohnzimmer noch frei?« Mit einer vollen Belegung aller vorhandenen Betten hatte Katja nicht gerechnet. »Wieso schlafen die überhaupt hier? Haben die denn keine eigenen Wohnungen?«
    Eine durchaus berechtigte Frage, die sie sich nur wenige Wochen später selber anhören musste.
     
    Aber erst einmal zog sie ganz offiziell in ihre neue Behausung ein – im rechten Arm den Topf mit meiner inzwischen vier Meter langen Efeu-Aralie (»So was habe ich schon immer für mein Bücherregal gesucht, aber die Dinger kriegt man ja nur im Säuglingsstadium zu kaufen!«), im anderen Eigor, das räudige Plüschmonster vom Rummelplatz; zweiter Hauptgewinn an der Losbude. Da Tom ebenfalls zur Heimwerkerkolonne gehört und das restliche Wochenende bei ihr verbracht hatte, bekamen wir Katja erst am darauffolgenden Montag wieder zu Gesicht. »Hast du was zu essen für mich? Ich muss nachher erst mal richtig einkaufen! Im Augenblick habe ich bloß drei Tage alte Milch im Kühlschrank, Bier und einen Rest Gorgonzola. Nicht mal ’ne Tütensuppe.«
    »Wovon habt ihr euch denn gestern ernährt?«, staunte ich eingedenk der Tatsache, dass Tom einen recht guten Appetit hat.
    »Erst haben wir die Reste von der Party verbraucht, und abends sind wir zum Italiener gegangen«, sagte sie, nacheinander die Deckel von den Kochtöpfen lüpfend, »aber kaltes Knoblauchbrot zum Frühstück ist nicht gerade das Nonplusultra der
haute cuisine.
 – Warum hast du denn Rosenkohl gekocht?«
    Enttäuscht knallte sie den Deckel zurück auf den Topf. »Bebbeleskraut haben wir jeden dritten Tag in der Mensa gekriegt, ich kann’s nicht mehr sehen!«
    »Mit dir als Tischgast hatte ich ja nicht rechnen können, und wenn dir mein Essen nicht passt, dann koch dir selber was!«
    »Mach’ ich ja auch. Ab morgen!«, versprach sie, und dann: »Was gibt’s denn zu den Rosenköhlern dazu?«
    »Frikadellen.«
    »Die ess ich! Und weil die allein so langweilig schmecken, mache ich mir ’ne Dose Bohnen auf. Darf ich?«
    Was sollte ich tun? Meine ausgehungerte Tochter nach Hause schicken mit dem Hinweis, die ersehnte Eigenständigkeit beziehe auch Kochen mit ein? Oder ihr zusammen mit der Konservenbüchse drei Kartoffeln in die Hand drücken, damit sie sich ihr Essen selber machen kann? Das würde sie ja doch nicht tun, sondern an der nächsten Imbissbude eine Currywurst reinziehen, dazu kalte Cola und als krönenden Abschluss einen von diesen neonfarbenen Plastikpuddings. »Also gut, iss mit! Aber nur heute!«, sagte ich warnend.
    »Na klar! Ich werde in Zukunft abends vorkochen müssen, denn wenn ich erst
nach
der Schule damit anfange, bin ich ja frühestens fertig, wenn andere Leute Kaffee trinken.«
    »Oder du machst es wie viele berufstätige Singles – mittags was kleines Schnelles, und die Hauptmahlzeit abends. Dann hast du genug Zeit.«
    »Kommt überhaupt nicht in Frage«, protestierte sie sofort, »abends essen macht fett!«
    Am nächsten Tag erschien sie erst gegen sechs Uhr, weil sie im Telefonbuch eine Nummer nachschlagen musste. »Ich hab noch keins bekommen«, sagte sie entschuldigend, »und auf dem Postamt haben sie gesagt, ich müsste eins beantragen, weil sie keine vorrätig haben.«
    »Warum hast du nicht die Auskunft angerufen?«, brummte Rolf.
    »Weißt du denn die Nummer auswendig?«, kam es prompt zurück. »Ich nicht.« Sie trödelte noch eine Weile herum, fragte, wo ihr Ski-Anorak sei, den wolle sie einer Freundin leihen, kramte in der Mansarde unnatürlich

Weitere Kostenlose Bücher