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Schulden ohne Suehne

Schulden ohne Suehne

Titel: Schulden ohne Suehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai A. Konrad , Holger Zschaepitz
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langfristigen Konsum- und Investitionsentscheidungen.
    Staatsverschuldung kann im Grunde mehr, als nur kleinere Konsumdellen und Konjunkturausschläge glätten. Wirklich nützlich wird sie über längere Zeiträume und mehrere Generationen hinweg, um tiefgreifende Schicksalsschläge der ganzen Nation zu verarbeiten. Kriege können etwa solche Schicksalsschläge sein. Ein Krieg ist ein Großschadenereignis für eine ganze Generation   – womit einmal nicht ein einzelner Jahrgang, sondern alle Alterskohorten gemeint sein sollen, die von dem Ereignis direkt betroffen sind. Die Wehrfähigen müssen ihr Leben riskieren und auch die Zivilbevölkerung ist lebensbedrohenden Risiken ausgesetzt. Hinzu kommen die Entbehrungen und finanziellen Lasten eines Kriegs. Fast die gesamte Wirtschaft wird im Krieg mitunter auf die Produktion von Waffen und Kriegsmaterial umgestellt. Konsumwünsche bleiben auf der Strecke.
    Die Mitglieder einer Generation würden sich sicher gern gegen ein solches Risiko versichern, wie man sich auch gegen andere Schadenereignisse versichert. Dann müssten alle Versicherten eine Prämie zahlen, aus der diejenigen eine Kompensation erhalten, denen ein Schaden entsteht. Eine entsprechende »Kriegsversicherung«, die Kriegsschäden aus einbezahlten Prämien ersetzt, ist unter den Mitgliedern einer einzelnen Generation jedoch nicht möglich. Bei normalen Versicherungen zahlen alle Versicherten eine Prämie, aber nur eine kleine Zahl von Mitgliedern der Versicherungsgemeinschaft hat einen Schaden. So werden die Schäden von Wenigen auf die Schultern der Versicherungsgemeinschaft umverteilt. Kriege sind Ereignisse von einem anderen Typ. Die Kriegsschäden sind systematischer Natur. Ein Kriegsereignis tritt ein oder nicht, und wenn es zu einem Krieg kommt, sind alle Mitglieder der Kriegsgeneration von dem wirtschaftlichen und militärischen Schock mehr oder weniger ähnlich betroffen.
    Um die Kriegsschäden mit den Versicherungsprämien abzudecken, müssten also alle Personen im Kriegsfall Prämien zahlen, die ungefähr so groß sind wie ihr eigener Verlust. Wenn man aber eine Prämie zahlt, die man dann ziemlich genau wieder zurückbekommt, ist diese Versicherung nichts wert. Umgekehrt, tritt kein Kriegsereignis ein, dann reichen Prämien von null, um die nicht vorhandenen Kriegsschäden abzudecken. Auch das hat wenig mit Versicherung zu tun. Eine wirkungsvolle Versicherung gegen die wirtschaftlichen Folgen des Kriegs kann es deshalb nicht zwischen den Mitgliedern der gleichen Generation geben.
    Sieht man den Krieg aber als Ereignis, das zufällig eine von mehreren Generationen trifft, dann könnten sich die Menschen über die Generationen hinweg untereinander versichern. Die einzelnen Generationen, die in einem Staat nacheinander leben, können bei einer solchen Versicherung die Rolle übernehmen, die einzelne Individuen in einer normalen Versicherung spielen. Sie können eine Versicherungsgemeinschaft von Generationen bilden, die sich gegenseitig versprechen, die Kosten eines Kriegs, der eine Generation trifft, auf alle Generationen zu verteilen. Dazu könnten die Generationen, die nicht von einem Krieg betroffen sind, Rücklagen bilden und an ihre Kinder und Kindeskinder weitergeben, und Generationen, die von einem Kriegsereignis betroffen sind, könnten diese Rücklagen aufbrauchen und einen Teil der Kosten des Kriegs in Form von Staatsschulden an künftige Generationen weitergeben. Das Prinzip ist dabei das gleiche, mit dem z.   B. die Mitglieder von Versicherungsvereinen auf Gegenseitigkeit die Schäden, die einzelne Mitglieder treffen, auf die Gemeinschaft der Versicherten verteilen, nur dass die »Mitglieder« in diesem Versicherungsverein nicht Einzelindividuen sind, sondern die Personengruppen, die jeweils eine ganze Generation in einem Land ausmachen. 169
    Will man die Kosten eines Kriegs auf mehrere Generationen verteilen, können Staatsschulden dabei eine Rolle spielen. Die Generation, die vom Krieg betroffen ist, kann den Krieg großenteils durch Kriegsanleihen finanzieren. Diese Kredite werden dann großenteils an künftige Generationen weitergegeben und von diesen Generationen bezahlt. So trifft nicht eine einzelne Generation diegesamte finanzielle Last des Kriegs, sondern die Last verteilt sich auf die Schultern vieler Generationen, so lange, bis die Kredite irgendwann getilgt sind.
    Die Idee einer Versicherung zwischen Generationen ist bestechend. Sie macht den Krieg für die betroffene

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