Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schuldig wer vergisst

Titel: Schuldig wer vergisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Charles Anke und Dr Eberhard Kreutzer
Vom Netzwerk:
Meine Alex ist zwölf Jahre alt. Sie wird seit heute Nachmittag vermisst. Jetzt ist es …« Er senkte den Blick lange genug, um die Zeit von seiner Rolex ablesen
zu können. »Jetzt ist es fast acht. Falls das der beste Rat ist, den Sie mir anzubieten haben, dann seien Sie versichert, dass ich den Vizepräsidenten am Telefon habe, bevor Sie noch ganz zur Tür raus sind. Ich lasse mich nicht abwimmeln.«
     
    »Wo fange ich am besten an?«, seufzte Mark. »Ich denke, am besten bei dem, was ich dir gestern erzählen wollte.«
    Der Wein stieg Callie bereits zu Kopfe. Ihr wurde bewusst, dass sie nichts zu Mittag gegessen und sich auch noch diesen verführerischen Rosinenkuchen verkniffen hatte. »In Ordnung«, sagte sie.
    »Mein Schwager. Joe.«
    »Verheiratet mit deiner Schwester?«
    »Richtig.« Er nickte. »Sie sind schon eine halbe Ewigkeit verheiratet. Über zwanzig Jahre. Ich kenne Joe sogar noch länger. Ich war noch ein Kind. Joe … also, sagen wir einfach, es war ein Schock für mich.«
    Er starrte in sein Weinglas, ohne sie anzusehen. Callie berührte seine Hand. »Erzähl es mir, Marco.«
    »Ich hatte immer geglaubt, sie führten eine tolle Ehe. Sie haben zwei Mädchen. Sie hätten noch mehr haben wollen, aber Serena hatte Probleme mit ihren Schwangerschaften. Wie Mama.« Das hörte Callie zum ersten Mal; sie hatte sich schon ein wenig gewundert, dass Marco in einer offenbar so traditionellen italienischen Familie nicht mehr Geschwister hatte. »In meinen Augen sind sie immer so was wie das ideale Paar gewesen. Einander und der Familie treu ergeben. Aber jetzt …« Er schüttelte den Kopf. »Jetzt ist nichts mehr so, wie es einmal war. Ich habe rausbekommen, dass Joe … fremdgeht.«
    »Vielleicht hast du da einfach was in den falschen Hals bekommen«, sagte sie. »Es ist nicht immer alles so, wie es auf den ersten Blick erscheint.«

    Er sah auf. »Du verstehst nicht, cara mia . Er hat es selbst zugegeben! Gegenüber Serena und mir. Er treibt’s mit einer seiner Studentinnen.«
    Treuebruch. Nach ihrer eigenen Erfahrung vor gar nicht so langer Zeit rührte das bei Callie an einen wunden Punkt. Arme Serena, dachte sie. »Na ja, wenn er Reue zeigt …«, fing sie an.
    »Tut er aber nicht!«, brachte Mark wütend heraus. »Nicht die Spur. Er hat sich sogar über mich lustig gemacht, weil ich es mir so zu Herzen genommen habe. Und hat mehr oder weniger zugegeben, dass es nicht das erste Mal war. Und auch nicht das letzte Mal sein wird.«
    »Aber Serena …«
    »Er sagt, sie muss einfach damit leben. Das ist das Schlimmste.« Er schwieg und atmete tief ein. »Nein, das Schlimmste ist, dass sie damit leben wird . Sie wird sich damit abfinden. Ihn jeden Tag zur Arbeit ziehen lassen und dabei überlegen, ob er vielleicht auf dem Sofa seines Büros eine seiner Studentinnen vögelt, während sie … ach, ich weiß auch nicht. Seine Hemden bügelt. Im Restaurant die Kreditkarte eines Gastes durchs Lesegerät zieht. Chiara bei ihren Hausaufgaben hilft. Und die ganze Zeit so tut, als sei alles in Ordnung. Als sei ihre Ehe perfekt. Gegenüber den Mädchen so tut. Gegenüber Mama und Papa. Gegenüber sich selbst. Gott, Callie. Das geht mir so gegen den Strich.«
    »Oh, Marco.« Sie wusste nicht, was sie sonst sagen sollte.
    Er nahm einen großen Schluck von seinem Wein. »Ich hätte ihn am liebsten umgebracht«, sagte er, jetzt ein wenig ruhiger. »Zum ersten Mal habe ich begriffen, was Menschen zu Mord treibt. Zu Verbrechen aus Leidenschaft sozusagen. Vermutlich ist das für einen Polizisten eine nützliche Erkenntnis.« Er gab ein kurzes, bitteres Lachen von sich. »Und dabei war ich ja noch nicht einmal unmittelbar betroffen. Ich war wegen meiner Schwester wütend, nicht mal aus eigener
Erfahrung. Ich mache mir, glaube ich, keine Vorstellung, wie es sich für sie anfühlen muss. So betrogen zu werden.«
    Callie brauchte es sich gar nicht vorzustellen; sie wusste es ganz genau. Zwar hatte sie nie den Wunsch verspürt, Adam tatsächlich umzubringen, doch falls er rein zufällig unter einen Bus geraten wäre …
    Ein wenig zu spät sah Mark auf und erkannte wohl den schmerzlichen Ausdruck in Callies Gesicht. »Oh, Callie, ich wollte nicht …«
    »Keine Sorge«, sagte sie schnell. »Das ist vorbei. Was Serena angeht … du wirst ihr helfen müssen, das durchzustehen, Marco. Wenigstens hat sie dich, um sich auszusprechen. Sie muss es nicht mit sich allein abmachen.«
     
    Neville zog sich in die Küche der Hamiltons

Weitere Kostenlose Bücher