Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schuldig wer vergisst

Titel: Schuldig wer vergisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Charles Anke und Dr Eberhard Kreutzer
Vom Netzwerk:
zurück, holte sein Handy heraus und rief DSI Evans’ Privatnummer an.
    Es war nicht verwunderlich, dass Evans sich nicht selbst meldete, sondern die süße Denise ans Telefon ging. Er erkannte ihre Stimme auf Anhieb: ein wenig näselnd, ein wenig gewöhnlich. Essex.
    »Mrs Evans, Neville Stewart. DI Stewart. Ich müsste bitte dringend mit Ihrem Mann sprechen.«
    »Im Moment passt es nicht so gut«, sagte sie. Ihr Ton ließ nicht erkennen, ob sie wusste, wer er war – ob sie ihn unter den Heerscharen junger Polizisten einordnen konnte, die ohne Erfolg ihr Glück bei der süßen Denise versucht hatten, als sie nichts weiter als Detective Superintendent Evans’ Sekretärin war – die ungeheuer, ja atemberaubend viel in der Bluse hatte. Doch Denise hatte darauf gewartet, den dicksten Fisch an Land zu ziehen, auch wenn man in der Definition geteilter Meinung sein konnte, und jetzt hatte sie ihn im Netz. Neville vermutete mal, dass sie langfristig kalkulierte. Im Moment mochte es nicht so rosig sein, sich mit Evans abzufinden und mit ihm Kinder zu bekommen – besonders
wenn die Kinder am Ende alle so aussahen wie er; irgendwann jedoch würde die Investition reichlich Dividenden bringen: Er würde zum Ritter geschlagen, und sie wäre Lady Evans. Würde das ihre Verwandtschaft in Essex nicht stolz und glücklich machen?
    »Es ist dringend«, wiederholte Neville. »Er hat mir diese Nummer gegeben und mir eingeschärft, auch davon Gebrauch zu machen.«
    »Aber wir haben uns gerade zum Abendessen hingesetzt«, protestierte die süße Denise. »Ich teile gerade die Suppe aus.«
    »Würden Sie ihm bitte ausrichten, dass Mr Hamilton erneut den Vizepräsidenten anrufen wird?«, bat er und fügte hinzu, »ich bleibe dran.«
    »Ach so, na schön«, sagte sie widerstrebend. »Ich sag’s ihm.«
    Einen Moment später war Evans am Apparat. »Was war das mit dem Vizepräsidenten?«
    »Hamilton kämpft mit harten Bandagen, Sir«, sagte Neville kurz und bündig. »Er sagt, er lässt sich nicht abwimmeln.«
    »Und haben Sie versucht, ihn abzuwimmeln?«, fragte Evans streng. »Ich dachte, ich hätte Ihnen aufgetragen, die Sache zu klären.«
    Neville holte tief Luft. »Sir, das ist so ein Fall, wie er täglich passiert. Das Mädchen kriegt Streit mit ihrer Stiefmutter und marschiert aus der Wohnung. Der Stiefmutter zufolge ist es auch nicht das erste Mal, die Kleine kommt und geht, wie’s ihr passt. Vielleicht bleibt sie nur diesmal wegen des Streits ein bisschen länger weg. Sie hat ihren Mantel angezogen, also wird sie nicht erfrieren. Wahrscheinlich ist sie einfach nur zu einer Schulfreundin gegangen. Oder sie läuft durch die Geschäfte und mampft Chips. Und hasst ihre Stiefmutter. Sie kommt zurück, sobald es ihr langweilig wird und sie die Nase voll hat. Darauf gehe ich jede Wette ein.«

    »Das würde ich mir lieber überlegen, Stewart«, brummte Evans. »Wohl gemerkt: Ich bin davon überzeugt, dass Sie recht haben, aber darum geht es hier nicht, nicht wahr?«
    »Vermutlich nicht«, räumte Neville ein.
    »Dieser Hamilton wird erst Ruhe geben, wenn sein liebes kleines Töchterlein wieder heil und unbeschadet zu Hause ist.«
    »Das fasst es wohl zusammen, Sir.«
    »Und bis es so weit ist, müssen wir ihm den Eindruck vermitteln, dass wir die Sache sehr ernst nehmen. Dass wir tatsächlich was tun; ob das nun der Fall ist oder nicht.«
    Neville war nicht sicher, worauf Evans hinauswollte. »Und was wollen Sie mir damit sagen, Sir? Soll ich hier rumsitzen und den Mann beschwichtigen, bis die Läden schließen und die Kleine nach Hause kommt?« Die Vorstellung behagte ihm nicht, selbst mit Mrs Hamilton als Augenschmaus.
    »Rufen Sie auf dem Revier an und sagen Sie denen, sie sollen die Streife alarmieren«, sagte Evans energisch. »Die sollen nach dem Mädchen Ausschau halten, sowohl in der Nachbarschaft als auch im West End. Lassen Sie sich von Hamilton ein Foto geben. Und wenn Sie nicht die ganze Nacht dort zubringen wollen«, fügte er hinzu, »und das wollen Sie vermutlich nicht, dann holen Sie eine Familienkontaktperson zum Händchenhalten. Dafür sind die schließlich da. Vielleicht DC Fish? Sie sagen, sie hat im Fall Norton gut gearbeitet.«
    »Ja, eben, Sir. Deshalb habe ich sie auch nach Hause geschickt und ihr gesagt, sie soll sich ein freies Wochenende machen.«
    »Na, dann finden Sie eben jemand anders. Sie ist ja nicht die Einzige. Sorgen Sie nur dafür, dass es jemand ist, der Manieren hat. Wie gesagt. Jemand, der

Weitere Kostenlose Bücher