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Schuldig wer vergisst

Titel: Schuldig wer vergisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Charles Anke und Dr Eberhard Kreutzer
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Redselige Fremde, Trinkkumpane: nein, danke.
    Apropos Trinkkumpane. Als er die Lasche an seiner ersten Dose aufriss und sich den Inhalt mit größter Sorgfalt ins Glas goss, dachte Neville einen Augenblick lang mit Schuldgefühlen an Mark Lombardi. Er hätte ihm das nicht antun sollen. Wirklich nicht. Mark war einfach zu nett; diese schrecklichen Hamiltons würden ihn zum Frühstück verspeisen.

    Die Briefe. Alex zog das Bündel aus ihrer Manteltasche, betrachtete es kurz und blätterte dann den Stapel durch. Ihr Name und ihre Anschrift waren jeweils ordentlich in Druckbuchstaben geschrieben. Die Briefmarken stammten aus Schottland.
    Die meisten dieser Briefe waren offenbar nie geöffnet worden, nur die untersten waren an der Oberkante aufgeschlitzt.
    Sie fing mit einem von diesen an und zog das gefaltete Blatt heraus.
    Es versetzte ihr einen Schlag, als sie die klare Handschrift ihrer Mutter erkannte: große, gut lesbare Buchstaben.
    Meine liebste Alex, las sie, musste an dieser Stelle aber kurz innehalten, weil ihr die Tränen in die Augen stiegen.
     
    Es war unerträglich, sagte sich Angus Hamilton. Sie hatten ihn eindeutig mit einem Polizisten abgespeist, der dieser Aufgabe nicht gewachsen war.
    »Ich bin kein Ermittler«, erklärte DS Lombardi. Als wäre das eine Entschuldigung. Wieso hatten sie keinen richtigen Detective geschickt? Das würde der Vizepräsident schon noch zu hören bekommen.
    »Sie sind doch ein Detective Sergeant, oder etwa nicht?«, fragte er erbost. »Nun, wie wäre es dann mit ein bisschen Detektivarbeit?«
    »Was genau erwarten Sie von mir?«
    Angus Hamilton funkelte ihn wütend an. »Irgendetwas, was weiß ich. Angefangen mit Alex’ Zimmer. Können Sie da nicht nach Anhaltspunkten suchen?«
    »Ich denke schon, dass ich es mir mal ansehen kann«, sagte der Polizist zögernd.
    »Worauf warten Sie dann noch, Mann?« Angus marschierte voran und stieß die Tür auf.
    DS Lombardi warf einen langen Blick über das Chaos. Er deutete auf die Kleiderhaufen auf dem Boden und
fragte: »Wissen Sie, was sie anhatte, als sie verschwunden ist?«
    »Meine Frau hat sie nicht gesehen, daher also nein. Wir wissen es nicht. Ihr Mantel ist nicht da, also muss sie den anhaben, aber davon abgesehen, nein.«
    »Ist das da ihre Schuluniform?«
    Blazer und Rock lagen auf dem Boden.
    »Ja«, bestätigte Angus.
    »Demnach hat sie nicht ihre Uniform an.«
    »Ich denke, das ist offensichtlich.«
    Der Sergeant wies auf den Teddybär mitten auf dem ungemachten Bett. »Und sie hat ihren Teddy nicht mitgenommen.«
    Angus schnaubte. »Sie ist zwölf Jahre alt und kein Kleinkind. Sie hat Buster seit ihrem zweiten Lebensjahr nicht mehr irgendwohin mitgenommen.« DS Lombardi bahnte sich einen Weg durch das Katastrophengebiet, das Alex’ Zimmer darstellte. »Das ist ein schöner Computer«, sagte er. »Das Neueste vom Neusten, nicht wahr?«
    »Den hat Alex sich gewünscht«, sagte Angus blasiert, »also hab ich ihn ihr gekauft. Sie träumt davon, einmal Grafikdesignerin zu werden.«
    »Ist es in Ordnung, wenn ich da mal rangehe?«
    »Solange Sie ihn nicht kaputtmachen.«
    Der Polizist drückte eine Taste, und der schwarze Bildschirm erwachte zu buntem Leben. Das Hintergrundbild – Angus erkannte die Landschaft der Highlands in der unmittelbaren Umgebung von Gartenbridge – war von einem Log-in-Fenster überlagert: Geben Sie Ihr Passwort ein.
    »Sie kennen wohl nicht zufällig ihr Passwort?«
    Angus schüttelte finster den Kopf. »Was hätte sie dann von einem Passwort?« Schwafelte der Mann so einen Unsinn, weil er wirklich ein Idiot war, oder tat er nur so?

    Wenigstens war der hier nicht so wie der andere in Jilly vernarrt. Der DI hatte Stielaugen bekommen, wenn er sie ansah.
    Sollte ihm schlecht bekommen.
     
    Alex ging im McDonald’s aufs Klo und wischte sich mit einem Papierhandtuch die Tränen aus dem Gesicht. Sie hatte sich wahrscheinlich gerade wie eine Verrückte aufgeführt, indem sie in der Öffentlichkeit so flennte.
    Doch sie hätte nichts dagegen tun können. All diese Briefe von ihrer Mum. Sie hatte jeden gelesen und dabei geweint wie ein Baby.
    Ihre Mutter hatte ihr monatelang jede Woche geschrieben. Briefe, in denen sie ihr schrieb, wie sehr sie sie vermisste, wie sehr sie sie liebte. Wie sie sich danach sehnte, wieder mit ihr zusammen und nie wieder von ihr getrennt zu sein.
    »Wieso schreibst du mir nicht?«, fragte ihre Mutter immer und immer wieder. »Ich denke jeden Tag, jede Minute an mein liebes

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