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Schuldig wer vergisst

Titel: Schuldig wer vergisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Charles Anke und Dr Eberhard Kreutzer
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Triona. »Aber es ist schrecklich.« Sie faltete die Hände auf dem Schoß.

    »Und der Vater?«, fragte Frances in sanftem Ton.
    Triona spuckte den Namen beinahe aus. »Neville, der Mistkerl.«
    »Neville Stewart? Detective Inspector Neville Stewart?« Sie war erstaunt und konnte es nicht verbergen.
    »Genau der.«
    »Aber …« Frances dachte zurück und versuchte sich zu erinnern. Neville Stewart. Frances konnte sich gut vorstellen, dass wahrscheinlich ein Menge Frauen diesen Mann mit seinem jungenhaften Gesicht und dem durchtrainierten Körper attraktiv finden würden, auch wenn er absolut nicht ihr Typ war. Bei ihr hatte er natürlich auch seinen irischen Charme nie spielen lassen; sie hatte ihn sogar kaum einmal lächeln gesehen. Nun ja, räumte sie für sich ein, über Geschmack ließ sich eben nicht streiten.
    »Ich fange am besten von vorne an, okay?« Trionas Tonfall klang auf einmal irischer als sonst.
    »Das wäre vermutlich hilfreich.«
    Triona drehte sich so, dass sie mehr in Richtung Fenster als zu Frances sprach. »Ich habe Stewart vor vielen Jahren kennengelernt. Es ist fast zehn Jahre her.«
    »Ungefähr um die Zeit, als wir beide uns aus den Augen verloren haben«, wurde Frances bewusst.
    »Ja. Und wahrscheinlich war er der Hauptgrund dafür. Als wir zusammen waren, zusammenlebten, blieb in meinem Leben für nichts anderes mehr Zeit.«
    »Und wie lange ging das so?«
    »Drei Monate. Eine Ewigkeit – wie man’s nimmt.« Triona schloss die Augen. »Gott, hab ich ihn geliebt. Ich war verrückt nach ihm. Und er … ich glaube, er hat überhaupt keine Ahnung, was das Wort ›Liebe‹ bedeutet.«
    Sie schluckte und verstummte. Es trat eine lange Pause ein.
    »Hat er dich nach drei Monaten verlassen?«, gab Frances nach einer Weile das Stichwort.

    »Nein, ich habe ihn verlassen. Ich bin ausgezogen.«
    »Ich fürchte, ich kann dir nicht folgen«, gab Frances zu.
    Triona verschränkte die Hände ineinander und öffnete sie dann wieder in einer dramatischen Geste. »Ich wollte, dass er mich heiratet, verstehst du? Aber er hatte schreckliche Angst, sich zu binden. Also dachte ich, dass ich ihn einfach schockiere, damit er was tut. Ich zog aus. Ich war mir so sicher, dass er mich suchen … finden würde, irgendwas. Hat er aber nicht. Er hat keinerlei Anstalten gemacht, mich zu finden. Er hat mich einfach verdammt noch mal gehen lassen.«
    Frances verstand immer noch nicht. Das schien ihr ein ziemlich abwegiger Versuch zu sein, jemandem zu sagen, dass man auf einen Heiratsantrag von ihm hoffte. Und es schien eine Geschichte zu sein, die sich über Jahre angestaut hatte. Sie wartete, bis Triona weitersprach.
    »Ein paar Monate später hab ich dann jemand anderen geheiratet. Einen Mann, den ich von der Arbeit her kannte – einen Anwalt aus der Kanzlei, in der ich meine Referendarzeit gemacht habe.
    Ich habe ihn nicht geliebt«, fügte sie unverblümt hinzu. »Ich habe ihn nur geheiratet, um dem verdammten Neville Stewart eins auszuwischen. Ich hoffte, der irische Bastard würde nachts wach liegen und daran denken, was ihm fehlte, was er einem anderen überlassen hatte.«
    »Und war es so?«
    Triona stieß ein kurzes, bitteres Lachen hervor. »Von wegen. Er hat nicht mal gewusst, dass ich verheiratet war! Ich hab sechs Jahre lang eine schlechte Ehe über mich ergehen lassen, um es ihm heimzuzahlen, und er wusste es nicht mal.«
    Das erklärte allerdings nicht, wieso sie jetzt von ihm schwanger war. Frances hatte Übung darin, geduldig zu warten und zuzuhören. Sie faltete die Hände im Schoß.

    Triona stand auf und lief rastlos zum Fenster. »Und dann spaziert er plötzlich wieder in mein Leben. Oder ich in seins – wie man’s nimmt. An dem Tag, als du …« Sie schwieg taktvoll, um Frances nicht an etwas zu erinnern, das sie lieber vergessen würde. »Ich hatte ihn nicht mehr gesehen, seit ich ihn damals verlassen habe. Neun Jahre, fast auf den Tag genau.«
    Frances sah die Spannung in Trionas Rücken und hörte den Schmerz in ihrem Tonfall.
    »Neun Jahre lang hatte ich ihn leidenschaftlich gehasst. Aber als ich den Bastard wiedersah, stellte ich fest, dass die Liebe auch noch da war. Es die ganze Zeit gewesen war. Du kannst nicht einfach aufhören, jemanden zu lieben, nur weil du es willst, oder?«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    »Er war immer noch frei und ungebunden. Ich selbst hatte meinen Mann schon Jahre zuvor verlassen. Du weißt, es hätte damals gegen das Berufsethos verstoßen, uns zu treffen,

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