Schuldig wer vergisst
solange dein Fall nicht vollständig geregelt war. Aber danach … er hat mich zum Essen eingeladen. Und dumm, wie ich war, habe ich Ja gesagt.«
»Also seid ihr wieder zusammen.«
»Ich wünschte, es wäre so einfach.« Wieder dieses bittere Lachen, während Triona die Arme um ihren Körper schlang und die Stirn an das kalte Fensterglas legte. Es hatte gerade zu regnen begonnen; dicke Tropfen prasselten gegen die Scheibe und rollten dann langsam herunter, sodass ihre Bahnen wie Perlenschnüre schimmerten. »Wir haben miteinander geschlafen. Nur das eine Mal. Ein Mal, offenbar ein Mal zu viel.« Sie rieb sich den Bauch. »Er wollte sofort bei mir einziehen. Da anknüpfen, wo wir aufgehört hatten. Aber ich … habe Nein gesagt.«
»Du wolltest nicht, dass ihr wieder zusammenkommt?«
»Ich wollte es mehr als irgendetwas sonst.« Triona fing an, im Rhythmus des Regens mit den Fingern an die Scheibe zu
trommeln. »Aber zu meinen Bedingungen, nicht zu seinen. Ich habe ihm gesagt, er muss sich Mühe geben. Mich erobern, um mich werben.«
»Und hat er das getan?«
Triona blitzte sie über die Schulter hinweg an. »Oh, er war fantastisch, jedenfalls ein paar Wochen lang. Blumen, romantische Rendezvous in teuren Restaurants, Theaterbesuche. Jeden Abend, wenn er keinen Dienst hatte. Ich fing an, Mitleid mit ihm zu haben – er gab so viel Geld für mich aus, und ich wusste, dass er es sich eigentlich nicht leisten kann. Ich war kurz davor, klein beizugeben, ihn bei mir einziehen zu lassen.«
Alles, was sie erzählte, war in der Vergangenheitsform, registrierte Frances, bevor sie begriff, was passiert sein musste. »Aber als er erfuhr, dass du schwanger bist …«, platzte sie heraus. Die alte Geschichte.
Triona drehte sich zu ihr um und hob trotzig das Kinn. »Er weiß es nicht«, sagte sie.
»Aber was …«
»Ich habe mich ein bisschen … seltsam gefühlt. Diese verfluchte Übelkeit am Morgen. Also hab ich dann vor rund einer Woche einen Test gemacht. Auf diesen Streifen gepinkelt, ihn blau gefärbt: schwanger.« Triona schloss die Augen. »Ich wollte es ihm an dem Abend sagen. Dass ich mit seinem Baby schwanger bin. Aber dann …« Sie schluckte. »Er rief nicht an. Nicht an dem Abend und am nächsten Tag auch nicht. Und seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört. Der Bastard.«
»Aber er weiß es doch gar nicht.« Frances versuchte, ihn zu verteidigen. »Vielleicht hat er hart gearbeitet, an einem wichtigen Fall.«
»Das hab ich mir die ersten ein, zwei Tage auch eingeredet. Aber danach? Schließlich hat er ein Telefon. Sogar mehr als eins. Und ein Handy. Soweit ich weiß, hat er sich nicht
alle Finger gebrochen. Wenn er einfach nur beschäftigt wäre, könnte er anrufen und es mir sagen. Nein, er hat beschlossen, dass er mich nicht mehr sehen will, und macht sich wie ein Feigling aus dem Staub.«
»Wieso rufst du nicht ihn an? Um zu sehen, was los ist? Ich bin sicher, wenn du ihm erst mal von dem Baby erzählst …«
Triona fiel ihr ärgerlich ins Wort. »Darum geht es ja gerade. Ich werd’s ihm nicht sagen. Ich kann ihn nicht anrufen. Ich will nicht, dass er mich aus Mitleid heiratet. Oder aus einem verdammten Pflichtgefühl heraus.« Sie schwieg kurz und fuhr dann in ruhigerem Ton fort: »Du musst dazu einfach wissen, wie das mit Neville und mir ist. Unsere Beziehung war immer … extrem. Höhen und Tiefen. Die guten Zeiten waren fantastisch, unbeschreiblich. Die schlechten ziemlich schlimm. Und wenn er mich nur heiraten würde, weil er sich in die Ecke gedrängt fühlt – und nicht, weil er es mehr als irgendetwas sonst auf der Welt möchte -, dann wäre unser Leben die reine Hölle. Ich wäre ihm zuwider. Er würde mich hassen. Und am Ende täte ich es umgekehrt sicher auch. Was wäre das für eine Familie, um darin ein Kind großzuziehen? Es wäre für keinen von uns fair.«
Frances stand auf und ging zu ihr. Sie nahm ihre Hände und drückte sie. »Und was hast du jetzt vor?«, fragte sie sanft.
»Oh, ich werd’s nicht wegmachen lassen, wenn du das meinst.« Triona blinzelte heftig, wie um die Tränen zurückzuhalten. »Ich bin immer dafür gewesen, dass die Frau die Wahl hat; ich habe das Recht von Frauen verteidigt, mit ihrem Körper zu machen, was sie wollen. Das weißt du. Egal, was der Heilige Vater dazu sagt. Aber wenn es um mein eigenes Baby geht … na ja, ich könnte es einfach nicht.« Sie verlor den Kampf gegen die Tränen; sie rannen ihr die Wangen herunter wie die Regentropfen am
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