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Schuldig wer vergisst

Titel: Schuldig wer vergisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Charles Anke und Dr Eberhard Kreutzer
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aufzustöbern. Aber er geht über einen ganz normalen Internet-Provider, und die haben mir die Kontaktdaten gegeben. Natürlich ist Jack nicht sein richtiger Name.«

    »Lassen Sie hören.« Neville richtete sich angespannt in seinem Stuhl auf.
    »Er heißt Lee Bicknell. Wohnt in Camden Town. Nähe Chalk Farm Road.«
    »Bin schon unterwegs.«
     
    Waverley Station, Edinburgh.
    Alex war schon ein paarmal in Edinburgh gewesen. Einmal zu einem Schulausflug, mit dem Bus, die anderen Male mit dem Zug von Aviemore aus bis zur Waverley Station. Soweit sie sich erinnern konnte, hatte sie mit Mum und Dad bei einem Besuch mehrere Tage in einem Hotel gewohnt und jede Menge Touristenattraktionen abgeklappert. Mum hatte an der Universität von Edinburgh studiert und gab damit an, sich auszukennen. Dann war sie noch ein paarmal mit Mum alleine da gewesen und schließlich mit Granny und Granddad, die sie zum Kaufhaus Jenners mitgenommen hatten, um ihr die Weihnachtsdekorationen und den Weihnachtsmann zu zeigen.
    Somit betrat sie, als sie aus dem Zug stieg, vertrautes Terrain. Sie war so aufgeregt, dass sie beinahe vergaß, sich vor den Kontrolleuren am Ende des Bahnsteigs in Acht zu nehmen.
    Sie überprüften tatsächlich die Fahrscheine, stellte sie alarmiert fest.
    Alex schaute sich hastig um und sah, dass Henrys Familie gerade erst an der Wagentür erschien. Offenbar hatten sie etwas länger gebraucht, bis sie ihre Siebensachen und ihre Kinder beisammen hatten. Sie trödelte ein wenig, bis sie an ihr vorüber waren, dann ließ sie sich noch einmal von ihnen ins Schlepptau nehmen.
    Henry warf ihr einen vielsagenden Blick zu, den sie mit einem bösen Funkeln quittierte, und sobald sie sicher durch die Schranke waren, streckte sie dieser miesen kleinen Kröte die Zunge heraus und lief in eine andere Richtung.

    So.
    Sie war in Edinburgh, aber noch nicht in Kelso. Alex hatte eine vage Vorstellung, wo das lag – irgendwo in der Borders-Region, durch die sie gerade gefahren waren. Nicht allzu weit von Berwick, von Melrose.
    Vielleicht gab es einen Zug. Obwohl sie, wie sie sich ins Gedächtnis rief, nur noch achtzehn Pfund und achtzig Pence besaß.
    Dann vielleicht einen Bus?
    Vor dem Bahnhofsgebäude folgte sie den Schildern zur Touristeninformation. Da gab es sicher die beste Hilfe, um sich zurechtzufinden und den nächsten Schritt zu planen.
     
    Neville wusste, dass er jedes Recht hatte, jemand anderen loszuschicken, um Lee Bicknell, alias Jack, herzuholen. Es gab auf dem Revier jede Menge Arbeit für ihn, nicht zuletzt auch die Pflicht, Evans über den Inhalt der E-Mails zu unterrichten. Doch er nahm das Ganze inzwischen ziemlich persönlich und entschied, dass die E-Mails jetzt, wo sie wussten, von wem sie kamen, nicht mehr so wichtig waren.
    Als Erstes rief er Danny Duffy zurück. »Gute Arbeit«, sagte er ein wenig verspätet. »Aber bilden Sie sich ja nicht ein, Sie könnten schon Feierabend machen. Oder mit ein paar Stunden Verspätung doch noch zu Ihrem Einkaufstrip starten.«
    »Ich hasse Einkaufen«, sagte Danny fröhlich. »Was liegt an?«
    »Ich hoffe, wir haben heute Nachmittag noch was, wo Sie mal einen Blick drauf werfen sollten, und außerdem müsste das CCTV-Material aus Paddington bald bei Ihnen sein.«
    »Kein Problem, Chef.«
    Dann holte er sich Sid Cowley – »ich erklär’s Ihnen unterwegs«, sagte er – und fuhr mit ihm im Wagen quer durch London.

    Der Verkehr war katastrophal. »Verdammte Weihnachtseinkäufer«, wiederholte Neville ständig wie eine Schallplatte mit Sprung. Dazu kam, dass er sich in diesem Teil der Stadt nicht besonders gut auskannte. Nicht sein Terrain. Zum Glück war Cowley ein ziemlich guter Navigator.
    »Ich hab mich oft damit getröstet«, gestand ihm Cowley, nachdem er sie über einige Nebenstraßen um einen ziemlich üblen Rückstau herummanövriert hatte, »dass ich auch mal Taxi fahren kann, falls ich bei der Polizei nichts werde.«
    »Sie sind immer wieder für Überraschungen gut, Sid«, attestierte ihm Neville.
    Die Adresse gehörte zu einem kleinen viktorianischen Reihenhaus aus rotem Klinker, das zwischen einem anderen mit Rauputzfassade und einem mit Steinimitatverkleidung eingezwängt war.
    »Bringen wir’s hinter uns«, sagte Neville und parkte vor dem Haus. Er musste sich offen eingestehen, dass er sich darauf freute.
    Der Mann, der ihnen die Tür öffnete, war klein und pummelig, mit schütterem Haar. Sein nervöses Lächeln entblößte schlechte Zähne. »Kann ich

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