Schuldig wer vergisst
Ihnen helfen?«, fragte er und sah zwischen den beiden hin und her.
Neville zückte seinen Dienstausweis. »Mr Bicknell? Lee Bicknell?«
Der Mann nickte. Noch ein nervöses Lächeln, diesmal noch weniger überzeugend.
»Ich bin Detective Inspector Stewart, und das ist Detective Sergeant Cowley. Können wir wohl mal reinkommen und mit Ihnen reden?«
»Also …«
»Danke.« Neville drängte sich an ihm vorbei durch den kleinen Flur in das Zimmer zur Straßenseite. Das Wohnzimmer: zwei Sessel und ein Fernseher.
»Ich weiß nicht, was das soll«, sagte Lee Bicknell mit heiserer Stimme, die fast in ein Quieken überging.
»Das werden wir Ihnen gerne sagen.« Neville kniff die Augen zusammen. »Mr Bicknell, kennen Sie ein Mädchen namens Alex Hamilton?«
»Ehm … nein.«
»Oder jemanden namens Sasha?«
Es war nicht zu überhören, dass er nach Luft schnappte und allzu hastig und nachdrücklich antwortete: »Nein.«
»Mr Bicknell, es macht Ihnen doch nichts aus, wenn wir uns bei Ihnen ein bisschen umsehen?«
Er hielt abwehrend die Handflächen hoch. »Aber ich habe nichts Unrechtes getan!«
Neville lächelte. »Dann haben Sie ja auch nichts zu verbergen, nicht wahr?« Er nickte Cowley zu, der bereits auf dem Weg in den Flur war.
Es war ein bescheidenes kleines Haus mit je zwei Zimmern oben und unten; im Erdgeschoss befand sich hinter dem Raum, in dem sie gerade standen, noch ein Esszimmer mit Kochnische, das auf eine gepflasterte Terrasse mit Wäscheleine führte. Ein paar verdreckte Kübel mit verkümmerten Pflanzen darin schienen den ganzen Garten auszumachen.
»Sehen Sie, hier ist nichts zu finden«, sagte der Mann triumphierend.
»Nach oben?«, fragte Cowley.
Sie kehrten, dicht gefolgt von Bicknell, der leise protestierte, in den Flur zurück. Die steile, schmale Treppe in den ersten Stock war kaum zugänglich, weil sie mindestens zur Hälfte von einem Treppenlift eingenommen wurde. Neville, selber sehr schlank, begriff nicht, wie sich der rundliche Bicknell durch diesen Engpass quetschen konnte.
Auch oben zwei Räume, plus ein Bad hinter der Treppe. Die Tür zum hinteren Zimmer stand offen; Neville ging voran.
Es war so sauber, dass man vom Boden essen konnte. Das Bett – ein Einzelbett – gemacht, die Tagesdecke ordentlich übers Kopfkissen gezogen und an den Seiten eingesteckt. Der Nachttisch abgestaubt: ein alter Kleiderschrank in der Ecke. Der gemusterte Teppich zwar hässlich, aber mit Staubsaugerspuren.
Entweder war der Kerl ein Reinlichkeitsfanatiker, oder er versteckte etwas.
Neville warf einen kurzen Blick in den Kleiderschrank, in dem sich nur ein paar Hemden und Hosen befanden, dann machte er kehrt und lief zu der geschlossenen Tür des anderen Zimmers.
»Das ist Mutters Zimmer«, piepste Lee Bicknell, offensichtlich nervös.
Das erklärte den Treppenlift. »Wir werden versuchen, sie nicht zu stören«, versprach Neville. »Ist sie krank?«
»Sie ist … gestorben. Letztes Jahr.«
»Dann hat sie sicher nichts dagegen«, steuerte Cowley bei und war schon zur Tür hinein. »Chef, hier ist der Computer«, sagte er, ohne sich umzudrehen.
»Der … der gehört mir.« Bicknell schob sich an Cowley vorbei ins Zimmer – ein altmodischer Raum, ein wenig größer als der erste, von einem Bett mit Chenille-Tagesdecke beherrscht – und stellte sich schützend vor seinen Computer. Das offenbar neue Gerät mit großem Flachbildschirm stand etwas deplatziert auf einem Möbel, das anscheinend einmal der Frisiertisch seiner Mutter gewesen war. Ideal, dachte Neville, um sich darauf aller Wahrscheinlichkeit nach heruntergeladene Bilder von besonders widerlicher Art reinzuziehen.
»Was dagegen, dass wir uns den mal anschauen, Mr Bicknell?«, fragte er.
»Nein! Ich meine, ja! Ich habe natürlich was dagegen.« Der Mann plusterte sich zu voller Größe auf und starrte sie herausfordernd an. »Das ist mein Privatbesitz, und Sie haben kein Recht dazu.«
Neville und Sid Cowley sahen einander an, und Neville sagte: »Mr Bicknell, wir haben Grund zu der Annahme, dass dieser Computer Beweismaterial in Verbindung mit einer Straftat enthält, in der wir ermitteln. Das gibt uns das Recht, ihn mitzunehmen. Und wir möchten Sie bitten, ebenfalls mitzukommen. Wir würden gerne ein paar Dinge mit Ihnen besprechen, auf dem Revier.«
»Das würde uns bei unseren Ermittlungen sehr helfen«, fügte Cowley hinzu.
Der Mann riss die Augen auf; seine Pupillen weiteten sich. »Verhaften Sie mich etwa?«
»Wir
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