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Schuldig wer vergisst

Titel: Schuldig wer vergisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Charles Anke und Dr Eberhard Kreutzer
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Abschied nahm. Er setzte sich wieder. »Was … was ist letzte Nacht gewesen?«, fragte er zögernd, ohne sie direkt anzusehen.
    »Ich dachte mir schon, dass du dich nicht erinnern würdest.« Willows Ton war nüchtern. »Du hattest eine Menge getrunken. Wir beide, genauer gesagt. Meine Wohnung ist nicht weit von dem Pub. Also sind wir zu mir gegangen.«
    »Und?« Er wollte nicht grob oder ungalant sein, doch er musste es einfach wissen.
    »Du willst wissen, ob wir miteinander geschlafen haben?«, fragte Willow lachend. Sie schien sich wirklich zu amüsieren. »Also, wir haben tatsächlich im selben Bett geschlafen. Ich hab nur das eine, und ich hatte keine Lust, aufs Sofa zu ziehen. Streng genommen haben wir also miteinander geschlafen.«
    »Aber …«
    Willow schüttelte den Kopf. »Hör zu, Neville. Du hattest gestern Abend nur ein einziges Thema. Das heißt, nachdem du ein paar Pints intus hattest.«
    Er hatte keine Ahnung, wovon sie sprach. Hatte er sie etwa bedrängt?
    »Deine Freundin, diese Triona, so heißt sie doch, oder? Hübscher Name. Ungewöhnlich.«
    »Triona!« Der Name platzte aus ihm heraus und hallte ihm dumpf im Kopf nach.
    »Du hast den ganzen Abend von ihr gesprochen. Wie sie dir das Leben so richtig zur Hölle gemacht hat, wie satt du es hast, auch wenn du sie einfach nicht aus dem Kopf kriegen
kannst. Sie sei der Inbegriff von dem, was du dir an einer Frau wünschst – schön und sexy und klug und witzig.«
    »Das soll ich gesagt haben?«
    »Nicht gerade die cleverste Anmache, falls du mich ins Bett kriegen wolltest«, sagte sie lachend und entspannt. »Die meisten Frauen haben es nicht so gern, wenn ein Mann ihnen von anderen Frauen vorschwärmt. Verdirbt einem ein bisschen den Spaß.«
    Neville war völlig verblüfft. Er hatte noch nie über Triona gesprochen. Zu keinem Menschen. Undenkbar. Sie war seine heimliche Qual, über die er nicht einmal mit Mark geredet hätte, geschweige denn mit einer Frau, die er kaum kannte.
    Aber Willow konnte das schließlich nicht erfunden haben. Also musste es wohl stimmen.
    »Ich sollte mich wohl irgendwie geschmeichelt fühlen«, sagte Willow. »Offenbar findest du mich zugänglich – der Kumpeltyp, wenn schon nichts anderes.«
    Offenbar hatte er sich wie ein Vollidiot benommen.
    Sie strich sich mit der Hand durchs Haar und zerzauste es zu dünnen roten Stacheln. »Willst du meinen freundschaftlichen Rat?«
    Nicht wirklich, hätte er am liebsten gesagt. In Bezug auf Triona konnte er auf jeglichen Rat gut verzichten.
    Willow legte sein Schweigen wohl als Zustimmung aus. »Kämpf um sie«, sagte sie unverblümt. »Erobere sie zurück. Du bist bis zum Wahnsinn in sie verliebt, Neville. Du bist unglücklich ohne sie. Wieso benimmst du dich eigentlich ihr gegenüber wie der letzte Waschlappen?«
    Das traf ihn empfindlich genug, um endlich die Sprache wiederzufinden. »Waschlappen?«, fragte er wütend zurück.
    »Na schön, dann eben nicht Waschlappen. Dann eben wie ein Macho-Arsch. Wenn du nicht deinen Willen bekommst, ziehst du den Schwanz ein und machst dich vom Acker.« Der Ton, in dem sie das sagte, und ihr Lächeln nahmen ihren
Worten den Stachel. »Hör zu, Neville. Ich mein’s wirklich gut«, fügte sie hinzu. »Glaub mir, ohne sie wirst du nie glücklich.«
     
    »Braxton-Hicks-Kontraktionen«, erklärte Yolanda; nachdem sie Rachel ins Bett befördert und sie gründlich untersucht hatte. »Weiter nichts. Nur Vorwehen, vom Stress und der Überanstrengung.«
    Rachel hielt plötzlich die Luft an und legte vor Schmerz die Stirn in Falten. Kurz darauf entspannte sie sich wieder und konnte endlich etwas sagen. »Ich hatte schon mal Vorwehen. Das hier fühlt sich anders an.«
    »Ihr Termin rückt näher. Und Sie hätten nicht den Küchenboden wischen sollen«, sagte Yolanda und versuchte dabei, streng zu klingen.
    »Tut mir leid.«
    »Sie machen das nicht noch einmal, oder?«
    »Nein.« Rachel drehte den Kopf und sah ihr in die Augen. »Danke, Yolanda«, sagte sie. »Wirklich, danke für alles. Ich weiß nicht, was ich ohne Sie gemacht hätte.«
    »Ist nur mein Job«, erwiderte Yolanda beinahe brüsk. In Wirklichkeit tat ihr diese Anerkennung verdammt gut.
     
    Frances legte mitten am Vormittag eine Pause ein und ging an ihren verwaisten Schreibtisch, um Triona in ihrer Kanzlei anzurufen.
    »Hi«, sagte sie, als sich die Freundin meldete. »Ich wollte nur mal hören, wie’s dir so geht.«
    »Ich kotze mir immer noch die Seele aus dem Leib«, sagte Triona.

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