Schuldig wer vergisst
die ihm eins über die Rübe zieht?«
»Ach so, ja«, sagte Cowley. »Die gute Nachricht, die ich erwähnt habe? Die Typen von der CCTV-Auswertung haben was gefunden. Ich fürchte allerdings, keine kleine, alte Lady.«
Neville blieb ruckartig stehen, und sein Kaffee war vergessen.
Callies Handy klingelte, während sie gerade zum Besuch eines Gemeindemitglieds unterwegs war. Als sie auf dem Display Marks Nummer sah, lächelte sie unwillkürlich. »Marco«, sagte sie ins Handy. »Hi.«
»Guten Morgen, cara mia .«
Jedes Mal, wenn er sie so nannte, schlug ihr das Herz ein wenig höher. »Was gibt’s?«
»Ich wollte nur mal hören, wie du klarkommst. Mit Peter.«
Callie seufzte ins Telefon. »Ich wusste, es war ein Fehler, nachzugeben, und ich hatte recht.«
»Er hat dir kaum eine Wahl gelassen«, rief ihr Mark ins Gedächtnis. »Er hat diese Familienmasche ganz schön gekonnt ausgespielt. Mit so was kenne ich mich aus. Was hat er denn getan?«
»Nichts«, sagte sie aus vollem Herzen. »Das ist es ja gerade. Er schlief noch, als ich zur Morgenandacht wegmusste. Und ich durfte Bella selbst ausführen.«
»Aber er hat dir versprochen, das für dich zu übernehmen.«
»Eben«, seufzte Callie. »Und als ich zurückkam, hatte er sich gerade erst hochgerappelt. Er hat seine Bettcouch offen gelassen, und seine Müslischale stand auf dem Küchentisch. Zusammen mit der Milch und allem anderen.«
»Und wo war er?«
»Im Bad. Für die nächste volle Stunde. Er hat mein Handtuch benutzt und es mitten auf dem Boden liegen lassen. Ach, Marco«, sagte sie niedergeschlagen, »ich weiß nicht, wie ich das überstehen soll. Ein paar Wochen, hat er gesagt. Wochen!«
»Ich wünschte, ich könnte dir helfen«, antwortete Mark mitfühlend. »Aber weißt du was? Ich hatte dir gestern versprochen, dich zum Essen einzuladen, und Peter hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wie wär’s also mit heute Abend? Sollen wir heute zusammen essen gehen?«
»Er wird vermutlich mitgehen wollen.«
»Er ist nicht eingeladen«, sagte Mark in entschlossenem Ton.
»Ich hasse es, wenn ich daran denke, wie er meine Wohnung versauen wird, während wir unterwegs sind. Aber trotzdem, Marco, liebend gerne.«
Callie lächelte immer noch, als sie ihr Handy wieder in die Handtasche steckte.
»Dann haben die das Filmmaterial aus den Überwachungskameras schon durchgesehen? Das ging aber schnell«, sagte Neville. »Die hatten doch gesagt, das würde Tage dauern.«
»Wie’s aussieht, hatten sie einfach Glück. Haben sich zufällig gleich den richtigen Film vorgenommen.«
»Haben Sie es gesehen?«
»Ja, Chef. Hab’nen Blick draufgeworfen.« Natürlich konnte Cowley sich einen Seitenhieb nicht verkneifen. »Während Sie noch geschlafen haben, oder was auch immer.«
Neville ignorierte die Spitze. »Und?«
»Genau, was man erwarten würde. Kerl mit Kapuzenpulli.«
»Soll das heißen, sie haben tatsächlich Material vom Mord?« Das, dachte Neville, wäre ein reines Wunder. Zu schön, um wahr zu sein.
»Nein, das nicht. Aber … also, ich denke, Sie gehen am besten selbst hin und schauen es sich an. Die werden es Ihnen erklären.«
Ein paar Minuten später beugte Neville sich über einen Computer, während ein junger Pfiffikus die Maus schwang. Es gab Neville das Gefühl, alt zu sein – alles lief heutzutage über Computer, und mit Jungs, die glatt seine … na ja, was auch immer, die eben kaum alt genug waren für den Führerschein, korrigierte er sich.
»In ein paar Jahren erledigen die Computer unsere ganze Arbeit«, sagte der Knabe, Danny Duffy, mit aufrichtigem Enthusiasmus. »In den USA haben sie bei der Videoüberwachungstechnik schon ein paar erstaunliche Durchbrüche erzielt. Gesichtserkennung, automatische Observation Verdächtiger oder Personen, die sich auffällig verhielten. Der Computer meldet uns sogar, wenn irgendwas im Busch ist.«
»Schau mal einer an«, sagte Neville süßsäuerlich. In ein paar Jahren würden sie überhaupt keine Cops mehr brauchen. Nur noch Kids mit Computern. Vielleicht sollte er vorsorglich schon jetzt das Handtuch werfen, noch vor dem großen Exodus.
»Jedenfalls, hier ist das, was ich gefunden habe.« Der Junge klickte ein Fenster an, und ein körniges Bild setzte sich in Bewegung. »Nicht besonders scharf, ich weiß. Ich hab’s
verbessert, so weit ich konnte. Aber das Wetter muss ziemlich übel gewesen sein.«
Neville erinnerte sich an den Morgen, an dem der Regen an Rachel
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