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Schuldig wer vergisst

Titel: Schuldig wer vergisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Charles Anke und Dr Eberhard Kreutzer
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Nortons Wohnzimmerfenster prasselte wie ein unwillkommener Besucher, der verlangte, hereingelassen zu werden. »Ja, es war wirklich nicht gut.«
    »Mehrere Kameras haben Trevor Norton beim Joggen drauf. Und dann – hier.« Danny Duffy zeigte auf eine Gestalt, welche – die Hände in den Taschen eines Kapuzensweatshirts vergraben – am Rand des Bildschirms entlangschlenderte.
    »Dieser Kerl, also, man kann wegen der Kapuze sein Gesicht nicht sehen. Leider. Aber gucken Sie mal. Hier kommt er gelaufen. Dann geht er aus dem Bild. Und jetzt – kommt Trevor Norton.«
    Neville lehnte sich vor, um Trevor Norton besser sehen zu können, wie er auf der einen Seite des Fensters herein- und binnen Sekunden auf der anderen wieder hinausjoggte.
    »Das Entscheidende ist, dass dieser Typ außer dem Opfer der einzige Mensch weit und breit ist. Niemand sonst. Und Trevor verschwindet, bevor er die nächste Kamera erreicht. Löst sich in Luft auf. Wir sehen ihn nicht wieder.«
     
    Yolanda war in der Küche und bereitete Sandwiches zum Mittagessen, als Neville sie auf ihrem Handy anrief. »Wie läuft’s denn so?«, fing er an.
    Sie warf einen Blick auf Rachel, die schicksalsergeben am Tisch saß; vielleicht erwähnte Yolanda besser nicht die falschen Wehen. »Alles in Ordnung«, sagte sie.
    Das musste an Smalltalk genügen, und Neville kam zur Sache. »Nur ein paar Dinge, die Sie wissen sollten.«
    »Ich bin ganz Ohr.«
    »Am besten die schlechte Nachricht zuerst, ja?«, fragte er charmant.

    »Schlechte Nachricht?«
    »Sie haben nicht zufällig den Globe von heute Morgen gesehen?« Sein Ton war neutral, doch Yolanda merkte, wie ihr das Herz in die Hose rutschte. Sie hatte gewusst, dass sie gegenüber dieser Journalistin keine dicke Lippe riskieren sollte, aber nicht an sich halten können. Eli sagte ihr immer wieder, ihre große Klappe würde sie noch mal in ernsthafte Schwierigkeiten bringen.
    »Nein«, räumte sie ein, »aber ich kann mir denken, was drinsteht.«
    »Dann schlage ich vor, dass Sie einen Blick draufwerfen, bevor Sie einen Anruf von Evans bekommen. Denn den werden Sie bekommen. Er hat es gesehen, und er ist darüber nicht erbaut.«
    »Das kann ich mir lebhaft vorstellen.« Und das konnte sie in der Tat: Evans war schon zu seinen besten Zeiten kein hübscher Anblick, aber Evans, wenn er an die Decke ging … gruselig war da noch untertrieben. »Gibt es denn auch noch gute Neuigkeiten?«, fragte Yolanda hoffnungsvoll.
    »Na ja, ich habe mit dem Coroner gesprochen. Er eröffnet morgen Früh das Ermittlungsverfahren.« Neville gab ihr Ort und Zeit durch. »Meinen Sie, dass sie hingehen will?«
    »Wahrscheinlich.« Wieder schielte Yolanda zu Rachel hinüber, die der Unterhaltung keine Beachtung zu schenken schien, sondern in die Betrachtung ihrer Fingernägel versunken war.
    »Das ist aber nicht die eigentliche gute Nachricht. Die hab ich mir für zuletzt aufgehoben«, sagte er.
    »Sollte ich mich besser setzen?«
    Neville lachte leise. »So gut ist sie nun auch wieder nicht. Lediglich ein Anfang. Die CCTV-Asse haben was gefunden. Eine kurze Sequenz von jemandem, der wahrscheinlich unser Mörder ist.«

    »Großartig!« Bei diesem Stichwort sah Rachel stirnrunzelnd auf.
    »Das Dumme ist nur«, fuhr er fort, »dass er eins von diesen Kapuzen-Sweatshirts trägt, und man kann sein Gesicht überhaupt nicht sehen. Irgendso ein kleiner Wichser, genau wie Sie gesagt haben. Jeans und Kapuzenpulli.«
    »Darf ich es Rachel sagen?«
    »Sicher. Sie muss schließlich wissen, wie wir mit den Ermittlungen vorankommen.«
    Neville beendete das Telefonat, und Yolanda drehte sich zu Rachel um, die jetzt ganz bei der Sache war. »Sie haben mir etwas zu sagen? Etwas Wichtiges?«, wollte sie wissen.
    Yolanda beschloss, nicht um den heißen Brei herumzureden. »Sie haben eine Videoaufnahme von dem Kerl gefunden, der wahrscheinlich Trevor getötet hat.«
    Rachel riss die Augen auf; sie fuhr sich mit der Hand an den Mund. Dann schlossen sich zitternd ihre Lider, und wäre sie eine Figur aus einem viktorianischen Roman gewesen, dann hätte es geheißen, sie sei in Ohnmacht gefallen.
     
    Im Haus der Stanfords gab es beim Abendessen nur ein einziges Thema: das Geld, und wie sie es am besten ausgeben sollten.
    Die Jungen äußerten sich freimütig und hatten die kreativsten Ideen. »Bali«, sagte Simon entzückt. »Wie wär’s mit einem Urlaub auf Bali, Mum?«
    »Oder Tahiti«, suggerierte Charlie. »Wir könnten alle zusammen hinfliegen.

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