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Schuldig wer vergisst

Titel: Schuldig wer vergisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Charles Anke und Dr Eberhard Kreutzer
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verständnisvoll. »Sie sind es gewohnt, allein zu wohnen.«
    »Es ist nicht nur das.« Rastlos stand Callie auf und lief in der Küche auf und ab. »Um es klar zu sagen, er ist ein Chaot. Ich bin weiß Gott keine Sauberkeitsfanatikerin, aber – na ja, die Wohnung ist nicht gerade besonders groß. Ich habe kein extra Zimmer, also kann ich nicht einfach die Tür hinter ihm zumachen. Er ist... überall. Er und sein Chaos.«

    Morag gluckste mitfühlend. »Und wie lange soll das gehen?«
    »Bis er seine Zimmerdecke repariert kriegt, und das kann Wochen dauern.« Mit einem Schauder fügte sie hinzu: »Oder bis ich ihn umbringe. Oder auch mich selbst. Dabei ist er erst seit ein paar Tagen da!«
    Callie zuckte erschrocken zusammen, als sie merkte, wie ichbezogen das alles klingen musste, und wie lächerlich. Morag würde wahrscheinlich in ihrer Einsamkeit die Invasion einer Reihe von schlampigen, schwer erträglichen Angehörigen durchaus begrüßen. »Entschuldigen Sie bitte«, sagte sie reumütig. »Ich bin nicht hergekommen, um über mich zu reden. Wie läuft’s bei Ihnen ?«
    »Ich komme zurecht.« Morag reichte Callie eine Tasse, bevor sie ihren Gast ins Wohnzimmer führte, wo sie es sich zu beiden Seiten des gemütlichen elektrischen Kaminfeuers bequem machten. »Nichts Neues an der Gesundheitsfront. Ich warte immer noch auf einen Termin.«
    »Und die Familie?«
    Morag schüttelte den Kopf. »Gestern Nachmittag hatte ich eine Nachricht auf meinem Anrufbeantworter. Von Alex.«
    »Ihrer Enkeltochter!« Callie warf einen Blick zu den Familienfotos auf dem Klavier hinüber.
    »So ein Pech, dass ich gerade nicht da war, als sie anrief.« Sie legte die Hände um den Henkelbecher, wie um sie zu wärmen, und seufzte. »Ich war nur mal eben geschwind zur Post. Als ich zurückrief, war Jilly dran. Meine Schwiegertochter«, fügte sie betont hinzu und verzog das Gesicht.
    »Die ›angemalte Puppe‹«, erinnerte sich Callie. »Und?«
    »Sie ließ mich nicht mit Alex reden. Sie sei gerade bei den Hausaufgaben und nicht zu stören.«
    »Aber das ist …« Callie wusste nicht, wie sie den Satz zu Ende bringen sollte. Grausam? Lachhaft? Sie zuckte die Achseln.

    »Reine Mutwilligkeit, schätze ich«, ergänzte Morag. Ihr stiegen die Tränen in die Augen. »Ach, Callie. Ich mache mir solche Sorgen um meine kleine Alex. Sie sollte nicht auf Gedeih und Verderb dieser Frau ausgeliefert sein. Könnte ich doch nur etwas tun.«
     
    Neville traf überpünktlich beim Coroner ein. Er würde Sid Cowley nicht noch eine Vorlage liefern, gegen ihn zu sticheln.
    Doch Cowley war trotzdem vor ihm da. Er lehnte vor dem Gerichtssaal an der Wand und rauchte eine Zigarette. »Morgen, Chef.«
    »Sid! Ich dachte, Sie hätten das Rauchen aufgegeben!« Neville deutete mit strengem Finger auf die Zigarette. »Und Sie hatten es schon so gut geschafft!«
    »Ja, sicher.« Cowley zuckte die Achseln und vermied es, Neville in die Augen zu sehen. »Hat nicht funktioniert.«
    Neville fiel der Grund für Sids Abstinenz ein: seine alte Flamme aus der Schulzeit, die er im Internet wiedergefunden hatte. »Das Mädchen? Ich dachte, es lief so gut?«
    »Am Ende dann doch nicht so gut.« Cowley nahm einen langen, genüsslichen Zug und blies den Rauch durch die Nase aus. »Wie sich rausstellte, hatte sie irgendwie zu erwähnen vergessen, dass sie einen Ehemann hat.«
    Seine moralische Überlegenheit als jemand, der als ehemals starker Raucher sein Laster seit Langem aufgegeben hatte, konnte Neville nicht daran hindern, ein bisschen Passivrauchen zu genießen, wenn es sich so ergab. Er rückte unauffällig näher an Cowley heran und lachte leise. »Entdecken Sie auf Ihre alten Tage doch noch Ihr Gewissen, Sid? Hätte Ihnen gar nicht zugetraut, dass Sie sich von so einem unbedeutenden Detail wie einem Ehemann abschrecken lassen würden, wenn Sie wirklich scharf auf eine Frau sind.«
    »Gewissen?« Cowley schnaubte verächtlich. »Wohl eher so was wie Angst. Er ist ungefähr zwei Meter groß und hat
ein Kreuz wie ein Preisboxer. Hat gedroht, mich alle zu machen, wenn ich seiner Frau noch mal zu nahekomme. Und ich hab ihm das aufs Wort geglaubt.«
    »Sid, Sid, Sid.« Neville schüttelte grinsend den Kopf. »Wann werden Sie endlich erwachsen?«
    Cowley wechselte abrupt das Thema. »Hören Sie, Chef. Mir ist da ein Gedanke gekommen.«
    »Der wäre?«
    »Die Haus-zu-Haus-Befragung hat überhaupt nichts ergeben. Meinen Sie, es könnte vielleicht was bringen, wenn wir den

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