Schuldig
ein, was sie sagen konnte.
»Ich wollte dich anrufen«, sage Zephyr, »aber ich hab Hausarrest bis in alle Ewigkeit.«
Trixie nickte. Es genügte ihr, dass Zephyr jetzt hier bei ihr saÃ.
»Also ⦠gehtâs dir gut?«
»Ja«, sagte Trixie. Sie versuchte, sich daran zu erinnern, was ihr Vater heute Morgen gesagt hatte: Wenn du denkst, es ist alles in Ordnung, glaubst du es auch irgendwann.
»Deine Haare â¦Â«
Trixie strich sich mit der flachen Hand über den Kopf und lächelte nervös. »Irre, nicht?«
Zephyr beugte sich vor und rutschte unruhig auf ihrem Platz hin und her. »Hör mal, was du gemacht hast ⦠also das hat funktioniert. Keine Frage â du hast Jason drangekriegt.«
»Was meinst du damit?«
»Du wolltest ihm eins auswischen, weil er mit dir Schluss gemacht hat, und das hat geklappt. Aber Trixie ⦠jemandem eine Lektion zu erteilen ist eine Sache ⦠ihn verhaften zu lassen ist was völlig anderes. Meinst du nicht, es reicht?«
»Denkst du â¦Â« Trixies Kopfhaut zog sich zusammen. »Denkst du etwa, ich hätte das erfunden?«
»Trix, alle wissen, dass du wieder mit ihm zusammen sein wolltest. Es ist ziemlich schwierig, jemanden zu vergewaltigen, der es will .«
» Du hast dir doch das Ganze ausgedacht! Du hast gesagt, ich soll ihn eifersüchtig machen! Aber ich hätte nie gedacht ⦠Ich wusste doch nicht â¦Â« Trixies Stimme war dünn wie ein Draht. »Er hat mich vergewaltigt .«
Ein Schatten fiel über den Tisch, als Moss dazukam. Zephyr blickte zu ihm auf und zuckte mit den Achseln. »Ich habâs versucht«, sagte sie.
Er zog Zephyr am Arm hoch. »Komm.«
Auch Trixie stand auf. »Wir sind schon seit dem Kindergarten Freundinnen. Wie kannst du ihm eher glauben als mir?«
Der Ausdruck in Zephyrs Augen veränderte sich, aber ehe sie etwas sagen konnte, legte Moss ihr einen Arm um die Schulter, zog sie fest an sich. Aha , dachte Trixie. So ist das also .
»Hübsche Frisur, Soldatenbraut«, sagte Moss im Weggehen.
In der Cafeteria war es ganz still geworden, es schien, als hielten selbst die Frauen hinter der Essensausgabe die Luft an. Trixie sank wieder auf ihren Platz, versuchte, nicht darauf zu achten, dass alle sie anstarrten. Wenn es doch möglich wäre: zu verschwinden, indem man einfach nur die Augen schlieÃt.
Neben ihr lieà eine von den Heizungsschnepfen eine Kaugummiblase platzen. »Von Jason Underhill würd ich mich gern mal vergewaltigen lassen«, sagte sie.
Daniel hatte für Laura Kaffee gekocht.
Nach allem, was sie getan hatte, und nach all den Worten, die zwischen ihnen niedergeprasselt waren wie ein Pfeilhagel, hatte er trotzdem noch für sie Kaffee gekocht. Vielleicht war es ja nur reine Gewohnheit gewesen, aber es trieb ihr die Tränen in die Augen.
Laura kam der Gedanke, dass es in all den Jahren, die sie verheiratet waren, nie umgekehrt gewesen war, jedenfalls konnte sie sich nicht erinnern. Daniel hatte ihre Vorlieben und Abneigungen studiert. Laura dagegen hatte sich in dieser Hinsicht nie groÃe Mühe gegeben. War sie etwa aus Selbstgefälligkeit so ruhelos geworden, dass sie sich auf eine Affäre einlieÃ? Oder hatte sie sich einfach nicht eingestehen wollen, dass sie als Ehefrau nie so gut geworden wäre wie Daniel als Ehemann, selbst wenn sie es versucht hätte?
Sie war in die Küche gegangen, um auf dem Tisch ihre Arbeitsunterlagen auszubreiten und sich für die Veranstaltung am Nachmittag vorzubereiten. Gott sei Dank war es eine Vorlesung, wo sie vor einer groÃen Gruppe sprach, und kein kleines Seminar, in dem sie sich wieder den Fragen der Studenten hätte stellen müssen. Sie hatte die berühmte Doré-Illustration zum 29. Gesang aufgeschlagen, wo Vergil, Dantes Führer durch die Hölle, dessen Neugier tadelt. Aber jetzt, wo Laura den Duft des Kaffees einatmete, konnte sie sich beim besten Willen nicht mehr erinnern, was sie ihren Studenten zu diesem Bild erzählen wollte.
Die Erläuterung der Hölle nahm einen völlig anderen Charakter an, wenn man selbst gerade mittendrin steckte. Laura trank einen Schluck Kaffee und stellte sich vor, aus dem Fluss Lethe zu trinken, der zurück zu seiner Quelle floss und alle Sünden mit sich nahm.
Die Grenze zwischen Liebe und Hass war dünn, das war ein viel beschworenes Klischee. Aber keiner sagte einem,
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