Schuldig
wie es gewesen wäre, Trixie zu begegnen. Der Haftrichter hatte allerdings gesagt, das würde als Grund ausreichen, ihn doch in den Untersuchungsknast zu stecken. Galt das auch für den Fall, dass sie sich zufällig über den Weg liefen?
So hatte ja im Grunde auch alles angefangen.
Er konnte noch immer nicht richtig glauben, dass das alles wirklich passierte, dass er hier in einer Anwaltskanzlei saà und eine Anklage wegen Vergewaltigung am Hals hatte.
Dutch Oosterhaus sprach mit seinen Eltern, die ihre feinen Sonntagssachen angezogen hatten und Dutch ansahen, als wäre er der leibhaftige Christus. Jason wusste, dass seine Eltern den Anwalt von dem Ersparten bezahlten, mit dem sie ihm ein Studienvorbereitungsjahr finanzieren wollten, was seine Chancen auf einen Platz im Eishockeyteam eines Spitzencolleges erhöhen würde. Von der Gould Academy waren schon Scouts da gewesen, um ihn spielen zu sehen. Sie hatten gesagt, er wäre so gut wie dabei.
»Sie hat geweint«, sagte Dutch und drehte einen eleganten Kugelschreiber zwischen den Fingern. »Sie hat dich angefleht, zu ihr zurückzukommen.«
»Ja«, antwortete Jason. »Sie hat ⦠sie hat die Trennung nicht gut verkraftet. Manchmal hab ich ehrlich gedacht, sie dreht durch.«
»WeiÃt du, ob Trixie in Therapie war?« Dutch notierte sich etwas. »Könnte sogar sein, dass sie mit einer Beraterin für Vergewaltigungsopfer gesprochen hat. Zum Beweis für Trixies psychische Labilität können wir die Herausgabe der Unterlagen verlangen.«
Jason wusste nicht, was Trixie vorhatte, aber er hatte sie nie für verrückt gehalten. Bis zu der Party am Freitag war Trixie völlig unkompliziert gewesen, ganz anders als die anderen Mädchen, mit denen er was gehabt hatte. Seinen Kumpels gegenüber würde er das niemals zugeben â aber das Schönste an seiner Beziehung mit Trixie war nicht gewesen, dass sie, na ja, geil aussah, sondern dass sie ihn auch gemocht hätte, wenn er nicht Sportler oder in einer höheren Klasse oder bei allen beliebt gewesen wäre.
Er hatte sie gemocht, aber er hatte sie nicht richtig geliebt. Zumindest glaubte er das. Bei ihm hatten keine Blitze eingeschlagen, wenn er sie überraschend irgendwo sah, und wenn er mit ihr zusammen war, hatte er sich einfach nur wohlgefühlt, war aber nicht leidenschaftlich entflammt. Im Grunde hatte er absurderweise nur zu ihrem eigenen Besten mit ihr Schluss gemacht. Er wusste, wenn er Trixie gebeten hätte, alles stehen und liegen zu lassen und ihm in den hintersten Winkel der Erde zu folgen, hätte sie es getan; er aber nicht im umgekehrten Fall. Wie alles, das nicht richtig ausgelotet ist, musste ihre Beziehung früher oder später zusammenbrechen. Indem er das frühzeitig erledigte, hatte er Trixie nur noch gröÃeren Schmerz ersparen wollen.
Aber so oder so, er war sich dabei richtig mies vorgekommen. Er liebte Trixie nicht, aber er mochte sie verdammt gern.
Und was das andere betraf, na ja. Er war nun mal siebzehn Jahre alt, und da warf man etwas, was einem auf einem Silbertablett serviert wurde, nicht so einfach weg.
»Erzähl mir jetzt mal Schritt für Schritt, was passiert ist, nachdem du sie bei Zephyr im Badezimmer gefunden hattest.«
Jason rieb sich mit beiden Händen über den Kopf, sodass ihm die Haare zu Berge standen. »Ich hab ihr angeboten, sie nach Hause zu fahren, und sie hat Ja gesagt. Aber dann hat sie angefangen zu weinen. Sie tat mir leid, also hab ich sie in den Arm genommen.«
»In den Arm genommen. Wie genau?«
Jason hob die Arme und legte sie sich unbeholfen um die eigenen Schultern. »So ungefähr.«
»Was ist als Nächstes passiert?«
»Dann hat sie mich angemacht. Mich geküsst.«
»Und du?«, fragte Dutch.
Jason schielte verstohlen zu seiner Mutter hinüber, deren Wangen vor Peinlichkeit so rot waren wie ein Paradiesapfel. Es machte ihn fertig, so was in ihrem Beisein erzählen zu müssen. »Ich hab den Kuss erwidert. Ich meine, das war wie eine alte Angewohnheit, verstehen Sie? Sie war ganz eindeutig nicht abgeneigt â«
»Genauer«, unterbrach Dutch ihn.
»Sie hat sich selbst die Bluse ausgezogen«, sagte Jason, und seine Mutter verzog das Gesicht. »Sie hat mir den Gürtel aufgemacht und wollte mir einen blasen.«
Dutch machte eine weitere Notiz auf seinem Block. »Sie hat Oralsex
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