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Schuldig

Schuldig

Titel: Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Ende.
    Daniel brach der kalte Schweiß aus. »Paulie«, sagte er. »Was gibt’s?«
    Paulie Goldman war schon seit ewigen Zeiten Daniels Herausgeber und er war eine Legende. Seine Markenzeichen waren die unvermeidliche Zigarre und die rote Fliege, und er war mit allen Größen der Branche befreundet gewesen: Stan Lee, Jack Kirby, Steve Ditko. Heutzutage konnte man ihn öfter mal beim Lunch in seinem Lieblingsdeli an der Ecke zusammen mit Alan Moore, Todd McFarlane oder Neil Gaiman sehen.
    Paulie war es gewesen, der Daniels Idee zu einem Comicroman für inzwischen erwachsene Comicleser begeistert aufgegriffen hatte. Und er hatte vorgeschlagen, dass Daniel nicht nur die Bilder zeichnete, sondern auch den Plot entwarf. Er hatte Marvel für das Projekt an Bord geholt, obwohl die zunächst skeptisch gewesen waren. Kein Verlag war scharf darauf, etwas völlig Neues auszuprobieren – aber wenn sich dann der Erfolg einstellte, galten die Macher plötzlich als revolutionär. Tatsache war jedoch auch, dass Marvel immense Summen in das Marketing für die Wildclaw-Serie investiert hatte, und ein nicht eingehaltener Abgabetermin wäre eine Katastrophe.
    Â»Hast du das letzte Hinter Guttern gelesen?«
    Hinter Guttern war eine Online-Klatschspalte von Rich Johnston. Der Titel war ein Wortspiel mit dem Begriff Gutter , der den Raum zwischen den Panels bezeichnete, die Struktur, die einen Comic zum Comic machte. Johnston forderte Gutterazzi auf, ihm Klatsch und Tratsch aus der Branche zu schicken, den er dann ins Internet stellte. Daniel klemmte sich das Telefon zwischen Kopf und Schulter, rief die Website auf und überflog die Schlagzeilen.
    Eine Story, bei der es mal nicht um Marvel geht, las er.
    DC-Kauf von Flying Pigs Comics geplatzt.
    Immer einen Schritt zu spät: In The Weeds, der neue Titel von Crawl Space, wird von Evan Hohman gezeichnet … aber die Seiten gibt’s schon bei eBay.
    Und ganz unten: Wildclaw e in Rohrkrepierer?
    Daniel beugte sich zum Bildschirm vor. Wie ich höre, hat Wunderknabe Daniel Stone exakt … man höre und staune – NULL Seiten für seinen nächsten »Zehnten Kreis«-Abgabetermin fertig. War der Hype doch nur ein Hoax? Was nützt die beste Serie, wenn’s nichts zu lesen gibt?
    Â»Alles Quatsch«, sagte Daniel. »Ich hab gearbeitet.«
    Â»Wie viel?«
    Â»Ich schaff das schon, Paulie.«
    Â»Wie viel?«
    Â»Acht Seiten.«
    Â»Acht Seiten? Ich brauch zweiundzwanzig bis Ende der Woche, wenn es noch rechtzeitig geinkt werden soll.«
    Â»Das Inken kann ich übernehmen.«
    Â»Ach ja? Kopierst du’s dann auch und bringst es zum Vertrieb? Herrgott, Danny. Wir sind nicht mehr in der Highschool. Ausreden zählen nicht.« Paulie Goldman zögerte, sagte dann: »Ich weiß, du machst deine Sachen meistens auf den letzten Drücker, aber so was hab ich noch nie bei dir erlebt. Was ist los?«
    Wie erklärt man einem Mann, der sich mit Haut und Haaren der Fiktion verschrieben hatte, dass die Wirklichkeit sich manchmal nicht aussperren ließ? In Comics konnten Helden entkommen, und Schurken verloren, und nicht mal der Tod war von Dauer. »Die Serie entwickelt sich in eine etwas andere Richtung«, sagte Daniel leise.
    Â»Inwiefern?«
    Â»Die Handlung wird … familienorientierter.«
    Paulie schwieg einen Moment und dachte nach. »Familie ist gut«, sinnierte er. »Du meinst einen Plot, der Eltern und Kinder zusammenbringt?«
    Daniel kniff sich mit Daumen und Zeigefinger den Nasenrücken. »Ich will’s hoffen«, sagte er.

    Trixie entfernte systematisch jede Erinnerung an Jason aus ihrem Zimmer. Sie warf den ersten Zettel, den er ihr im Unterricht zugesteckt hatte, in den Müll. Die albernen Passfotos, die sie an einem Automaten am Old Orchard Beach gemacht hatten. Das grüne Löschpapierblatt, in das sein Name eingedrückt war, nachdem sie ihn zahllose Male geschrieben hatte.
    Doch als sie das Blatt zum Altpapier werfen wollte, sah sie die Zeitung, aufgeschlagen auf der Seite mit dem Brief, den ihre Eltern ihr hatten ersparen wollen.
    Â»Wenn die Bürger von Bethel in diesem Fall ein Urteil fällen könnten«, las Trixie, »würde Jason Underhill ganz sicher freigesprochen.«
    Was der Brief verschwieg, war, dass die Stadt schon über die falsche Person zu Gericht gesessen hatte. Sie rannte nach oben, setzte sich an den Computer und ging ins

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