Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schuldig

Schuldig

Titel: Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
Vom Netzwerk:
so fest gebissen hatte, dass es blutete; die Geräusche, wenn er in den Fängen eines Albtraums gegen imaginäre Feinde kämpfte; wie er Lauras Körper einmal mit Magic Markers tätowiert hatte – Schlangen und Hydren auf den Armen, ein fliehender Dämon am Rücken.
    Laura wusste, dass sie keinen Grund zum Klagen hatte. Es gab reichlich Frauen auf dieser Welt, die von ihren Männern geschlagen und hintergangen wurden und weder Wertschätzung noch Zuneigung erfuhren. Laura konnte es drehen und wenden, so viel sie wollte, aber der kalte Wind der Wahrheit trug sie immer wieder zu ihr selbst zurück. Sie hatte nicht Daniels Leben kaputt gemacht, als sie ihn bat, sich zu ändern, sondern ihr eigenes.

    Mike Bartholemew vergewisserte sich mit einem Blick auf den Kassettenrekorder, dass er noch lief. »Sie hat sich mir an den Hals geworfen«, sagte Moss Minton, »mir die Haare durchwühlt, sich mir auf den Schoß gesetzt, so was eben.«
    Auf Mikes Bitte war der Junge bereitwillig zu einem Gespräch erschienen. Aber schon nach fünf Minuten war klar, dass alles, was Moss sagte, seine Loyalität gegenüber Jason Underhill beweisen sollte.
    Â»Ich weiß nicht, wie ich das sagen soll, ohne total bescheuert zu klingen«, sagte Moss, »aber Trixie hat regelrecht drum gebettelt.«
    Bartholemew lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Und das weißt du mit Sicherheit.«
    Â»Ã„h …ja.«
    Â»Hattest du an jenem Abend Geschlechtsverkehr mit Trixie?«
    Â»Nein.«
    Â»Dann musst du ja wohl mit im Zimmer gewesen sein, als dein Freund mit ihr Sex hatte«, sagte Bartholemew. »Sonst hättest du ihr Einverständnis kaum hören können, oder?«
    Â»Ich war nicht mit im Zimmer, Mann«, sagte Moss. »Aber Sie auch nicht. Okay, ich hab nicht gehört, wie sie Ja gesagt hat, aber Sie haben sie auch nicht Nein sagen hören.«
    Bartholemew schaltete den Rekorder ab. »Danke, dass du gekommen bist.«
    Â»Schon fertig?«, fragte Moss verblüfft. »Das war alles?«
    Â»Das war alles.« Der Detective zog eine Visitenkarte aus der Tasche und reichte sie Moss. »Falls dir noch irgendwas einfällt, was du mir sagen solltest, ruf an.«
    Â»Bartholemew«, las Moss ab. »Ich hatte mal einen Babysitter, die hieß Holly Bartholemew. Da war ich so neun oder zehn, glaub ich.«
    Â»Meine Tochter.«
    Â»Echt? Ist sie noch hier in der Gegend?«
    Mike zögerte. »Nein, nicht mehr.«
    Moss steckte die Visitenkarte ein. »Grüßen Sie sie mal von mir, wenn Sie sie das nächste Mal sehen.« Er winkte dem Detective halbherzig zu und ging.
    Â»Mach ich«, sagte Mike. Seine Stimme klang brüchig.

    Daniel öffnete die Tür. Janice, die Beraterin für Vergewaltigungsopfer, stand vor ihm. »Oh, ich wusste gar nicht, dass Trixie Sie erwartet.«
    Â»Tut sie auch nicht«, erwiderte Janice. »Kann ich kurz mit Ihnen und Ihrer Frau sprechen?«
    Â»Laura ist im College«, sagte er, als Trixie gerade oben über das Treppengeländer spähte.
    Â»Trixie«, sagte Janice, die sie entdeckt hatte. »Ich hab leider keine gute Nachricht.«
    Trixie kam nach unten und stellte sich dicht neben Daniel, so wie früher, als sie noch klein war, wenn ihr irgendetwas unheimlich war.
    Â»Der Anwalt, der Jason Underhill verteidigt, verlangt, dass die Aufzeichnungen meiner Gespräche mit Trixie offengelegt werden.«
    Daniel schüttelte den Kopf. »Das versteh ich nicht. Wo bleibt da der Schutz der Privatsphäre?«
    Â»Der gilt nur für den Angeklagten. Für das Opfer eines Verbrechens sieht die Sache ganz anders aus. Da kann die Herausgabe von Tagebüchern ebenso als Beweisstück eingefordert werden wie die der Mitschriften von Therapiesitzungen.« Sie sah Trixie an. »Oder deine Gespräche mit der Beraterin für Vergewaltigungsopfer.«
    Daniel hatte keine Ahnung, worum genau es bei den Treffen von Janice und Trixie gegangen war, aber er spürte seine Tochter neben sich zittern. »Sie können die Unterlagen nicht herausgeben«, sagte sie.
    Â»Wenn wir das nicht tun, kommt die Leiterin unserer Institution ins Gefängnis«, erklärte Janice.
    Â»Ich gehe«, sagte Daniel. »Ich geh für sie ins Gefängnis.«
    Â»Das würde das Gericht nicht akzeptieren. Glauben Sie mir, Sie sind nicht der erste Vater, der sich freiwillig dazu

Weitere Kostenlose Bücher