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Schuldig

Schuldig

Titel: Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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sein müssen, falls sie noch Jungfrau war?«
    Dr. Roth zuckte mit den Achseln. »Ein Hymen kann schon bei einer Achtjährigen reißen, wenn sie Fahrrad fährt. Auch beim ersten Geschlechtsverkehr muss es nicht zur Blutung kommen.«
    Â»Aber Sie haben auch geschrieben, Sie hätten keine inneren Verletzungen festgestellt«, sagte Mike.
    Die Ärztin runzelte die Stirn. »Sollten Sie nicht auf der Seite des Mädchens stehen?«
    Â»Ich stehe auf keiner Seite«, sagte Mike. »Aber ich versuche, die Fakten zu verstehen, und dazu gehört auch, eventuelle Ungereimtheiten auszuräumen.«
    Â»Nun gut, wir sprechen hier über ein anpassungsfähiges Organ. Die Tatsache, dass es keine erkennbaren Verletzungen gab, bedeutet nicht, dass es nicht gegen ihren Willen zum Geschlechtsverkehr gekommen ist.«
    Mike blickte beklommen auf den Untersuchungstisch, und auf einmal sah er die reglose, mit einem Tuch bedeckte Leiche seiner Tochter vor sich. Ein Arm war vom Tisch gerutscht und baumelte herab, und in der Ellbogenbeuge war der dunkle Bluterguss von den Fixernadeln zu sehen.
    Â»Ihr Arm«, murmelte Mike.
    Â»Die Schnitte? Die hab ich fotografiert. Es trat noch etwas Blut aus, als ich sie untersucht habe«, sagte die Ärztin, »aber Trixie konnte sich nicht an eine Waffe erinnern.«
    Mike zog das Polaroidfoto von Trixies linkem Unterarm aus der Tasche. Der tiefe Schnitt, von dem Dr. Roth gesprochen hatte, war deutlich zu erkennen, offen und rot wie ein Mund, aber wenn man genauer hinsah, war da ein silbriges Muster aus älteren Narben. »Könnte Trixie Stone sich das selbst beigebracht haben?«
    Â»Die Möglichkeit besteht. Heutzutage stellen wir so etwas bei vielen Teenagern fest. Aber das schließt nicht aus, dass Trixie sexuell Gewalt angetan wurde.«
    Â»Wären Sie bereit, das auch vor Gericht auszusagen?«, fragte Mike.
    Die Ärztin verschränkte die Arme. »Detective, waren Sie je bei der medizinischen Untersuchung einer vergewaltigten Frau anwesend? Das Verfahren dauert über eine Stunde und umfasst nicht nur eine gründliche äußere Untersuchung, sondern auch eine quälend gründliche innere Untersuchung. Der Körper der Frau wird bei UV-Licht unter die Lupe genommen. Man nimmt Gewebeproben. Es werden Fotos gemacht. Es wird nach intimen Informationen zu sexuellen Gewohnheiten gefragt. Die Kleider der Frau werden konfisziert. Ich bin nun seit fünfzehn Jahren Gynäkologin in der Notaufnahme, Detective, und ich habe noch kein einziges Mal erlebt, dass eine Frau ohne triftigen Grund eine derartige Untersuchung über sich ergehen lässt.« Dr. Roth sah Mike in die Augen. »Ja«, sagte sie. »Ich werde vor Gericht aussagen.«

    Janice hatte in ihrem Büro nicht einfach nur Tee. Sie hatte Oolong, Kräutertee und Orange Pekoe. Darjeeling, Rooibos und Sencha. Dragon Well, Macha, Gunpowder, Jasmin, Keemun. Lapsang Souchong und Assam. Yunnan und Nilgiri. »Wonach ist dir?«, fragte sie.
    Trixie hielt ein Kissen an ihre Brust gepresst.
    Â»Kaffee.«
    Trixie war nur widerwillig zu dem Gespräch gekommen. Ihr Vater hatte sie hergefahren und würde sie um fünf wieder abholen. »Und wenn ich gar nichts zu sagen hab?«, hatte Trixie ihn gefragt, ehe sie aus dem Auto stieg. Aber kaum hatte sie sich hingesetzt, da war es nur so aus ihr herausgesprudelt. Sie hatte Janice alles erzählt, von ihrem Gespräch mit Zephyr, dass Moss durch sie hindurchgesehen hatte, als wäre sie ein Gespenst, von den Kondomen in ihrem Spind und warum sie das nicht dem Direktor gemeldet hatte. Und dass sie die anderen selbst dann hinter ihrem Rücken tuscheln hörte, wenn keiner etwas sagte.
    Janice machte es sich auf dem Kissenberg auf dem Boden bequem. »Ich hab den Eindruck, Zephyr ist im Augenblick ein bisschen durcheinander«, sagte sie. »Sie denkt, sie müsste sich zwischen dir und Moss entscheiden, deshalb kann sie dich nicht richtig unterstützen.«
    Â»Tja«, sagte Trixie, »damit bleiben nur noch meine Mom und mein Dad übrig, und die kann ich nicht mit in die Schule schleppen.«
    Â»Was ist denn mit deinen anderen Freundinnen?«
    Trixie zupfte an den Fransen des Kissens auf ihrem Schoß. »Die hab ich kaum noch gesehen, seit ich mit Jason zusammen war.«
    Â»Du hast sie doch bestimmt vermisst.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich hab mich nur noch für Jason

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