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Schuldlos ohne Schuld

Schuldlos ohne Schuld

Titel: Schuldlos ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell-Olof Bornemark
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mit mir«, sagt er kalt.
    Dann nickt er dem Ungarn zu und verlässt das Lokal.
    Martin schüttelt den Kopf. Das war nicht so gemeint. Der Ungar und der Hufschmied beobachten ihn. Ihre Augen sind kühl abwartend. Ohne noch etwas zu sagen, verlässt Martin den Grill, und in dem Augenblick, als er auf die Straße tritt, können der Ungar und der Hufschmied hören, wie das Taxi davonfährt.
    Draußen hat es wieder begonnen zu regnen.

21
    Es knackt und rüttelt an den Wänden, als drohten sie zu brechen; der Raum ist voller Geräusche. Martin öffnet die Augen und kann in der Dunkelheit nur schwer begreifen, wo er sich befindet. Über seinem Kopf leuchtet eine matte blaue Lampe, und als er mit den Fingern umhertastet und den Schalter findet, wird es hell. Er schwankt in der Koje und wird beinahe vom Schwindel erfasst. Da erinnert er sich und lächelt vor sich hin, leicht ironisch, aber nicht unzufrieden. Das ist also die Endstation.
    Martin ist allein in der kleinen Kabine. In der einen Ecke liegt die Reisetasche auf einem Holzständer, wie alles hier drinnen ist dieser fest angeschraubt. Die Tasche ist halb geöffnet, und Martin wird unruhig. Auf wackeligen Beinen macht er einige unsichere Schritte. Als er in die Tasche fasst, atmet er auf. Ganz unten liegt der Revolver. Er ist noch immer in den Schal gewickelt. Martin wirft das Bündel auf die Koje. Die Brieftasche befindet sich auch noch in der Jackentasche, aber aus Sicherheitsgründen blättert Martin die Scheine durch. Der Inhalt ist seit gestern beträchtlich zusammengeschmolzen, aber für Martins Bedürfnisse reicht er.
    Alles ist, wie es sein soll.
    Der einzige Tisch der Kabine steht unter dem Fenster, dieser kreisrunden, mit kräftigen Eisenbolzen versehenen Luke. Durch das dicke Glas verfolgt er einen breiten schäumenden Lichtstreifen, der glitzert, schimmert und tanzt. Weiter weg ist alles schwarz, und er ahnt mehr als er sieht, wie sich die Wogen drohend und voller Wut erheben. Es scheint Martin, dass sie sich wie unermüdliche, unversöhnliche Verfolger auftürmen. Einmal werden sie ihn packen.
    Das Schiff schwankt jetzt kräftig seitlich, und Martin muss sich am Tisch festhalten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Er lacht etwas verlegen über seine Ungeschicktheit. Er macht seine erste Seereise.
    Seit Martin vor vielen Stunden an Bord ging, ist es dunkel geworden. Die Fähre hat die Schären hinter sich gelassen und ist aufs offene Meer hinausgelangt. Nun wird es fast einen Tag dauern, bis sie einen Hafen erreicht.
     
    Es war früh am Morgen, als Martin den Grill des Ungarn verließ und der Himmel seine Schleusen geöffnet hatte. Die erste Stunde trieb er sich planlos im Regen herum, die Feuchtigkeit und die Kühle taten ihm aber gut, und er begann immer klarer zu denken. Dann gelang es ihm, ein Taxi anzuhalten, das ihn zum Hafen brachte. Er war viel zu früh dort, alles war noch geschlossen. Er wanderte einige Stunden umher und grübelte. Die Stille, aber auch die Entfernung zu dem zunächst schwachen, dann immer lebhafteren Verkehr versetzte ihn in eine eigenartige Stimmung. Hier an den schweigenden Kais glaubte er, alles durchschaut zu haben. Weit weg gab es die Menschen, und die nahmen Abstand von ihm, ebenso wie er Abstand von ihnen nahm. Martin hatte seinen Entschluss gefasst, und er wusste, dass es kein Zurück gab.
    Zu dieser Jahreszeit und besonders an Werktagen ist es nicht schwer, einen Fahrschein für die Fähre zu bekommen. Martin war einer der ersten, die an Bord gingen. Er erhielt eine Einzelkabine zugeteilt. Das Schiff ist ein schwimmendes Luxushotel, ein siebenstöckiges Gebäude und ein Labyrinth für den Unkundigen. Die erste halbe Stunde versuchte Martin, sich zu orientieren. Als er ganz nach oben aufs Bootsdeck kam und über die Stadt und den Hafen schauen konnte, fühlte er, wie sich Müdigkeit über ihn breitete, und er suchte sich den Weg zu seiner Kabine, zog sich aus und kroch in die Koje. Er fühlt keine Angst, sondern eher Erleichterung und tiefe Ruhe, und er schlief fast sofort ein. Endlich hatte er das Ziel erreicht.
     
    Die See ist friedlicher geworden. Die Fähre gleitet im Schutz der Inseln dahin, und das Personal im A-la-carte-Speisesaal hat die Tischgestelle wegen des Seegangs weggeräumt. Hier gibt es nur wenige Gäste. Sie sind gepflegt und gut gekleidet und haben kultivierte Umgangsformen. Die Unterhaltungen finden in gedämpftem Ton statt. Das erlesen eingerichtete Restaurant war ursprünglich für den

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