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Schule der Hexen

Schule der Hexen

Titel: Schule der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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Mythor an den Amazonen vorbei, warf Scida einen letzten Blick zu und fand Angi im Flur wartend.
    Er machte sich Sorgen um Scida. Doch sie bedeutete ihm, zu gehen.
    Angi nahm in bei der Hand und führte ihn durch dunkle Gassen zum Rand der Stadt, wo wahrhaftig in einem alten Schuppen zwei Rösser vor einem Pferdewagen warteten.
    Und nicht nur sie.
*
    Es war ein Weg über glühende Kohlen für Lankohr gewesen, die Straßen der Stadt und einige Gasthäuser nach seinen Sorgenkindern zu durchsuchen. Er wurde verlacht und gehänselt, wo immer er auftauchte. Gaukler trieben derbe Späße mit ihm, und den Tritten einiger betrunkener Amazonen konnte er nur mit Mühe ausweichen.
    Schließlich aber fand er die Schülerinnen – ohne Angi.
    Er bracht die sechs, die offenbar genug Aufregendes erlebt hatten, laut schimpfend zum Gespann zurück und wollte sich gerade zum zweitenmal anschicken, sein Leben im »Sündenpfuhl« Bantalon zu wagen, als die Gesuchte vor ihm stand.
    Der Aase riß den Mund auf, als er die beiden Gestalten erblickte, die sie mitgebracht hatte. Neugierig schoben die Mädchen ihre Köpfe über den Rand des Wagens, in dem sie lagen, und musterten den jungen Krieger.
    Lankohr jedoch hatte nur Augen für das Wesen, das neben diesem stand und »Friede!« sagte.
    So verdutzt war Lankohr, daß er nicht einmal Angi ansah oder gar verhinderte, daß sie den Mann zum Wagen führte und mit ihm zu den anderen Mädchen kletterte.
    Den Mund immer noch weit offenstehend, machte der Aase zwei, drei kleine Schritte auf das Geschöpf zu, das doppelt so groß war wie er und ihn nun ebenfalls anstarrte.
    Endlich klappten Lankohrs Kiefer zu. Er holte tief Luft, schloß die Augen, und als er sie wieder öffnete, standdas Wesen noch immer vor ihm.
    Seltsamerweise hatte der Aase keine Angst vor ihm. Vorsichtig tippte er mit dem Zeigefinger der rechten Hand an Gerreks Bauch.
    »Ist das ein Beutel?« fragte er tonlos. Hinter ihm kicherten die Mädchen und weideten sich an diesem Schauspiel. »Eine Beuteltasche?«
    Gerrek holte einen Krug daraus hervor, trank ihn aus, rülpste und sagte:
    »Ja, ich glaube schon.«
    Lankohr trat einen Schritt zurück und legte den Kopf in den Nacken. Nun zitterte sein Finger, als er auf Gerreks Brust zeigte:
    »Und du bist etwa ein Drache?«
    Der Mandaler sah sich um.
    »Wo ist ein Drache?«
    »Da!« schrie der Aase. »Du doch!«
    »Ich bin niemand, aber wenn du einen Beuteldrachen suchst, der könnte in der Stadt sein. Mein Freund dort«, er deutete mit der Schnauzenspitze aufMythor, der ihm heftig winkte, »ist jedenfalls der Ansicht, daß es einen Beuteldrachen in Bantalon gibt.«
    Beuteldrauche!
    Offensichtlich war dieses Geschöpf mit den Knitterohren und der dünnen, verfilzten Haarmähne dort vor Lankohr ziemlich betrunken, obwohl es fast normal sprach. Aber es hatte einen Beutel und sah aus wie ein Drache, wenn auch wie ein ziemlich heruntergekommener und kleiner.
    »Lankohr!« rief Angi vom Wagen. »Komm endlich!«
    »Jaja, gleich!« gab Lankohr zurück. »Nur eines noch. Kannst du auch Feuer speien, äh… Niemand?«
    Gerrek lachte meckernd und blies eine Flammenlohe durch die Nüstern. Wo sie gegen die Schuppenwand schlug und daran emporfuhr, begann augenblicklich das trockene Holz zu brennen.
    Lankohr hatte es plötzlich sehr eilig, auf den Kutschbock zu kommen. Erst als Gerrek in den Wagen kletterte, sah er den Fremden bei Angi und den anderen Mädchen.
    Der Aase trieb die Rösser an. Als sie weit genug von Bantalon fort waren, brachte er das Gefährt zum Stehen.
    »Springt ab, ihr beiden!« rief er Mythor und Gerrek zu, den er nach Möglichkeit nicht mehr direkt ansah. »Die Fahrt ist für euch zu Ende! Ich weiß überhaupt nicht, wie ihr…«
    »Aber Lankohr!«
    Angi kletterte zu ihm auf den Kutschbock und legte ihm die Arme um die schmalen Schultern. Betörend blickte sie ihm in die Augen.
    »Lankohr, du Armer. Es tut unsja leid, daß wir dir soviel Ärger machten. Wir tun’s auch bestimmt nicht wieder. Aber diese beiden sind meine Freunde und in großer Bedrängnis. Du hilfst uns doch, sie zu verstecken, nicht wahr?«
    »Ich…!«
    Nach einigen erfolglosen Versuchen, Angi den ganzen Irrsinn ihres Anliegens klar zu machen, war er überredet. Er verstand gar nichts mehr und sagte sich, daß Fieda schon Rat wissen würde. Er war nur ein Aase, ein Diener, ein Niemand, wie dieser Beuteldrache sich nannte.
    Daß Niemand in Wirklichkeit Gerrek hieß, merkte Lankohr spätestens, als er das

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