Schule der Hexen
Schloß in den frühen Morgennebeln auftauchen sah. Doch vorher schon hörte er diesen Namen immer wieder, als Honga sich mit ihm unterhielt oder den Mädchen davon erzählte, was sie auf die Insel verschlagen und sich beim Hexenfort Buukenhain ereignet hatte. Lankohr hörte ganz genau zu, und immer erregter wurde er. Wenn das stimmte, was der Jüngling da von sich gab, dann waren das wichtige Neuigkeiten für Fieda.
Es konnte nicht schaden, wenn er sie gleich nach der Ankunft milde zu stimmen verstand. Denn als was sich der Beuteldrache nun, nachdem sein Rausch abgeklungen war, entpuppte, ließ den Aasen erschauern und sich mehr denn je davor fürchten, einmal das gleiche Schicksal wie er zu erleiden.
Lankohr merkte sich alles, was er aufschnappen konnte, und hatte nach der Ankunft nichts Eiligeres zu tun, als Fieda zu berichten, während die Mädchen mit den beiden Fremden in der Halle der Begegnung warteten.
Lankohr nannte auch den Namen des steinernenUngeheuers, das angeblich für die Zerstörung Buukenhains verantwortlich war.
Es war nur ein Name für ihn – noch.
5.
Die Nachricht erreichte Burra am frühen Morgen.
Die Zuschauerränge der kleinen Arena im Hexenfort waren zum Bersten gefüllt. Mit glänzenden Augen verfolgten an die hundert Kriegerinnen einen Kampf, wie sie ihn noch nicht gesehen hatten. Burra, die Amazonenführerin, kämpfte mit ihrem Schwert Dämon gegen den vierarmigen Riesen, der mit ihr gekommen war. Und wahrhaftig wirkte dieser bei aller Geschmeidigkeit und Schnelligkeit wie aus Stein gehauen. Burras kräftig geführte Streiche vermochten ihm allenfalls die Haut zu ritzen. Die Klinge, die das Blut ungezählter Gegnerinnen getrunken und selbst einen Dämon besiegt hatte, prallte an den Armen des Schrecklichen ab wie von Granit. Und Yacub kämpfte ohne Waffen. Er brauchte keine.
Unerbittlich stießen die Gegner aufeinander. Oft schrie Burra überrascht und aus heller Freude an einem solchen Kampf laut auf, und die Kriegerinnen auf den Rängen fochten und litten mit ihr. Burra wurde mehr als einmal hart in Bedrängnis gebracht, bevor Dämon wieder aufblitzte und Yacub zusetzte. Lange tobte der nur auf den ersten Blick ungleich erscheinende Kampf hin und her. Burras Geschick glich die ungestüme Kraft des Vierarmigen mit dem Körper eines Menschen, doch dem Kopf einer Echse aus. Und doch dauerte dieses Kräftemessen bis zum Aufgang der Sonne im Osten. Dann gelang es der Amazone, ihren völlig ebenbürtigen Gegner endlich zu Fall zu bringen. Staub wirbelte hoch auf, als Yacubs schwerer Körper vor ihr hinschlug und Burra über dem wehrlos Daliegenden den symbolischen Todesstreich vollführte.
Die Zuschauer sprangen auf und tobten vor Begeisterung. Sie durchbrachen in Scharen die Absperrungen und hoben die Siegerin auf ihre Arme, um sie im Triumphzug zu ihrem Quartier zu tragen. Angeregt von solchem Kampf, maßen sich andere Kriegerinnen in der Arena mit ihren Schwertern oder Schwertlanzen.
Yacub erhob sich und blickte Burra nach. Ein kaltes Lächeln zeigte sich auf seinem Echsengesicht.
Sollte sie ruhig glauben, daß sie ihn besiegt hatte. Das war gut so. Yacub hätte ihr binnen zweier Herzschläge den Garaus machen können.
Doch er brauchte sie und ihre Kriegerinnen noch. Deshalb sollte sie sich ihm überlegen fühlen. Er wiegte sie in Sicherheit.
So hatte er sie auch glauben gemacht, daß er ein Einsiedler aus der Dämmerzone sei, der auf die Schwimmende Stadt Gondaha verschlagen worden und mit ihr auf Gavanque gestrandet war.
Was er wirklich war, die Bestie eines Dämons nämlich, die in versteinertem Zustand die Große Barriere überwunden hatte, um den Mächten der Finsternis den Weg nach Vanga zu ebnen, das ahnte sie ebensowenig wie daß er allein Fort Buukenhain zerstört hatte.
Er brauchte Helfer wie sie – noch.
Burra hatte ihr Quartier noch nicht erreicht, als ihre beiden Amazonen, die die Nacht in Bantalon verbracht hatten, sie fanden und sich zwischen die immer noch jubelnden Kriegerinnen drängten.
Nur ein Wort, ein laut gerufener Name ließ Burra von den Schultern ihrer Kämpferinnen springen. Sie stieß sie beiseite und baute sich breitbeinig vor den Ankömmlingen auf.
»Honga?« fragte sie, die Stirn über den dichten, zusammengewachsenen Brauen in steile Falten gelegt. »Ihr habt ihn gefunden?«
Und bald wußte sie, was sich in jenem Schankraum ereignet hatte. Kein einziges Mal unterbrach sie den Bericht der beiden, die sich heimlich davonstehlen
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