Schule der Leidenschaft. Ein erotischer Roman
tun – das Bild im Kopf ist, was zählt!“
Fabrizio war noch nicht aus Mailand zurück, nur Pietro lehnte lässig in einem der alten Klappstühle und nippte an einem beschlagenen Glas, in dem Eiswürfel klirrten. „Wollt ihr auch eine Limonenlimonade? Silvana hat eine Menge davon gemacht, und ihr seht ziemlich verschwitzt aus“, bot er ihnen an.
Er selber wirkte so kühl und gelassen, als hätte er die ganze Zeit in temperierten Räumen verbracht, dachte Angelina mit einem Anflug von Neid, als er sich ohne Hast erhob, um ihnen beim Ausladen zu helfen.
„Wo ist denn Silvana?“, fragte sie erstaunt und setzte die Holzkiste mit den Muskatellertrauben auf der Spüle ab. „Normalerweise bleibt sie immer, bis alles weggeräumt und besprochen ist.“
„Sie fühlte sich nicht ganz wohl. Morgen wollte sie dafür früher kommen“, sagte Pietro gleichgültig und zupfte eine Beere ab. „Mmh – die sind gut.“
„Finger weg, die sind für morgen Abend!“ Angelina gab ihm einen kräftigen Klaps auf die Finger und schob die Kiste außer Reichweite. „Hoffentlich ist sie nicht ernsthaft krank“, meinte sie besorgt. „Hat sie irgendetwas Genaueres gesagt?“
Pietro zuckte die Schulter. „Nein. Sie hat noch unseren Wohnwagen geputzt, und dann ist sie gegangen. – Ich hatte aber nicht den Eindruck, dass sie sich wirklich krank fühlte.“
„Was meinst du damit?“
Pietro verzog ungeduldig das Gesicht. „Ich meine nur, dass du dir nicht unnötig Sorgen machen solltest. Sie wirkte eher, als hätte sie noch etwas vor.“
„Was denn, um Himmels willen?“
„Weiß ich doch nicht. Sie hat sicher auch ein Privatleben.“
„Brauchst du uns noch?“ Sandra steckte den Kopf um die Ecke. „Ernesto wollte mir die Gegend zeigen, ein bisschen herumfahren und so. Ich bin spätestens zum Abendessen wieder zurück, okay?“
„Fahrt ruhig“, sagte Pietro, ehe Angelina antworten konnte. „Aber sieh zu, dass du ihn nicht zu sehr schockierst!“ Er sah sie bedeutungsvoll an, und Sandra erwiderte kichernd: „Ach, Pietro, sei doch nicht solch ein Spielverderber! Du unterschätzt Ernesto gewaltig ...“ Mit diesen Worten drehte sie sich um, und gleich darauf heulte Ernestos Motor auf.
„So viel zu ihrem Interesse am Kochen“, bemerkte Angelina spöttisch und räumte die letzten Dinge in den Kühlschrank. „Ihr Interesse an Ernesto scheint bedeutend größer zu sein.“
„Lass ihr doch den Spaß. – Ich hatte sowieso etwas mit dir vor ...“
Der bedeutsame Ton in seiner Stimme ließ sie neugierig aufhorchen. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, und ein wenig nervös riet sie: „Etwas in der Art mit der Augenbinde ...?“
Er schüttelte geheimnisvoll lächelnd den Kopf und drückte sie auf den nächsten Küchenstuhl. „Nein – das wäre doch langweilig! Ich dachte an etwas ganz anderes.“ Gedankenverloren begann er mit ihren Fingern zu spielen und fragte schließlich: „Hast du in der Schule einmal Theater gespielt?“
„O ja“, Angelina strahlte in der Erinnerung. „Schrecklich gerne! Ich fand es toll, in andere Persönlichkeiten zu schlüpfen und jemand anderes zu sein.“
„Hast du eine Lieblingsrolle gehabt?“
Angelina überlegte. „Ich weiß nicht so recht. Eigentlich habe ich alles gerne gemacht. Von der Schneekönigin bis zur Mutter Courage – da konnte ich so schön ordinär sein.“
Pietro hob die Brauen. „Und das hat dir Spaß gemacht?“
„Und wie!“ Angelina lachte in sich hinein. „Normalerweise waren unsere Lehrer immer sehr auf gepflegte Sprache bedacht. Eigentlich erstaunlich, dass sie uns dies Stück erlaubt haben.“
„Und seit der Schule ...?“
„Leider nichts mehr.“ Sie stieß einen bedauernden Seufzer aus. „Ich hatte einmal überlegt, einer Laienspielgruppe beizutreten, aber es wäre mit den Probeterminen zu schwierig geworden.“
„Dann lass dich überraschen“, sagte er verheißungsvoll. „Warte im Büro auf mich.“
Im Büro hatte Silvana schon morgens die Fensterläden geschlossen, und es war angenehm kühl in dem kleinen Raum. Die schräg gestellten Holzlamellen dämpften das grelle Tageslicht zu einem angenehmen Halbdunkel.
Ein leichter Windhauch zog durch die weit offen stehenden Fenster und brachte die Gerüche des Sommernachmittags mit: sonnenwarmes Gras, der an Honig erinnernde Duft des Oleanderstrauchs, eine leichte Kopfnote nach Thymian und Ysop aus dem Kräutergarten.
Versonnen strich sie über das glatt polierte Holz von Onkel Ugos
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