Schule der Lüfte wolkenreiter1
hätte beinahe laut gelacht, weil die Haltung seines Kopfes und die aufrechten kleinen Ohren unverhülltes Vergnügen ausdrückten. Er streckte die langen, schmalen Flügel mit der Anmut und dem Selbstvertrauen eines reiferen Pferdes und drängte so stark, dass Soni das Tempo anziehen musste, um vorne zu bleiben.
Auch Tups Landungen waren sicher und ganz und gar nicht ungeschickt, wie es sonst so häufig bei Jährlingen der Fall war. Er schlidderte noch nicht einmal auf der dünnen Schneedecke, die auf dem Gras lag. Stattdessen galoppierte er mit hoch erhobenem Kopf neben Soni her, zitterte vor Übermut mit den Flügelspitzen, und sein Schweif wehte wie eine stolze Fahne im Wind. Dann zog er an Soni vorbei, galoppierte bis ans Ende der Koppel, wo Larkyn auf ihn wartete, und kam mit rutschender Hinterhand zum Stehen, wobei er beinahe mit den Fesseln den Boden berührte. Philippa und Soni trabten gesetzt hinter ihm her. Beere sprang über den Zaun und lief ihnen mit freudig heraushängender Zunge entgegen.
Philippa glitt von Soni hinunter und gab die Zügel der wartenden Rosella. »Ich hätte Ihnen vor den Ferien raten sollen, Schwarzer Seraph mehr Gewicht aufzulegen, Larkyn.
Und ich hätte Ihnen einen Sattel mitgeben sollen. Er ist mehr als bereit.«
Larkyn hatte ein Halfter über Tups Kopf geschoben und befestigte die Halter an seinen Flügeln. Mit ungewöhnlich zurückhaltender Stimme fragte sie: »Soll ich denn jetzt damit anfangen, Meisterin Winter?« Philippa betrachtete sie misstrauisch. Das Mädchen hielt den Kopf gesenkt und spielte an einem Flügelhalter herum, der aussah, als sitze er längst perfekt.
»Ja, bitte«, erwiderte Philippa trocken. Larkyn warf ihr einen kurzen Blick unter halb gesenkten Lidern zu und sah dann schnell wieder weg. Philippa seufzte und entfernte sich. Bald würde sich ihre Klasse versammeln, und sie musste das Tempo ihrer Ausbildung verschärfen. Der Tag der Prüfung rückte näher; schon kommenden Sommer würden sie den Höhepunkt ihrer sechsjährigen Ausbildung erreichen. Natürlich wurden auch die Schülerinnen der ersten und zweiten Klasse geprüft. Philippa hatte mit Margret darüber gesprochen, was mit Larkyn geschehen sollte. Es schien kaum möglich, dass sie die Flugformationen der ersten Klasse bewältigen konnte. Irina hatte Margret berichtet, dass Larkyn noch nicht einmal auf dem Pony reiten konnte, ohne herunterzufallen.
Philippa ging durch das Tor, und Rosella und Larkyn folgten mit den Pferden. Sie trennten sich an der Ecke der Stallungen, wo Philippa in Richtung Halle abdrehte.
Beere lief neben ihr her, doch als sie die Mitte des Hofes erreicht hatten, blieb der Oc-Hund stehen, winselte und drehte den Kopf zurück zu den Pferden.
»Beere.« Philippa strich über den seidigen Kopf des Hundes. »Du kannst ruhig mit ihnen gehen. Los! Ich habe sowieso jetzt meine Klasse.«
Beeres Schwanz stand gerade vom Körper ab, er winselte wieder, rührte sich jedoch nicht vom Fleck. Philippa blickte zu den Stallungen und versuchte herauszufinden, was den Hund beunruhigte.
Dann entdeckte sie die untersetzte Gestalt von Irina Stark, die im Schatten des Mansardendachs stand. Die Lehrerin schien weder Philippa noch den Oc-Hund zu bemerken, als sie aufmerksam Schwarzer Seraph beobachtete, den Larkyn aus der Sonne führte.
Philippa legte ihre Hand auf Beeres Nacken. »Ich sehe sie«, murmelte sie dem Hund zu. »Ich weiß auch nicht, was das zu bedeuten hat, Beere, aber ich sehe sie. Geh jetzt. Behalte sie im Auge.« Beere bellte einmal kurz und lief in Richtung Stall.
Beunruhigt überquerte Philippa den Hof und stieg die Stufen zur Halle hinauf.
»He«, sagte Rosella heiter zu Lark, als sie Futter für die geflügelten Pferde holten. »War Erdlin gut? Wissen die Leute im Hochland, wie man richtig feiert?«
»O ja. Selbst mein Bruder Edmar hat getanzt.« Lark grinste.
»Und hat dir der hier keinen Ärger gemacht, weil er nicht fliegen durfte?« Sie deutete mit dem Kinn auf Tup.
Lark verzog das Gesicht zu einer Grimasse und schüttelte den Kopf. »Oh, doch, er hat mir Ärger gemacht, Rosella. Er hat beinahe ein Loch in die Stallwand getreten.«
»Und was hast du getan?«
»Na ja, ich bin mit ihm hinausgegangen und habe ihn auf der Weide laufen lassen, aber …« Lark beugte sich nah zu Rosella, bereit, ihrer Freundin zu beichten, dass sie auf Tup geritten war.
»Larkyn?« Das war die Stimme von Meisterin Stark. Lark streckte sich und legte einen Finger auf die
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