Schule der Lüfte wolkenreiter1

Titel: Schule der Lüfte wolkenreiter1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bishop

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bekamen. Als Anabel bezahlen wollte, lächelte die Kellnerin und winkte ab. »Nein, nein, junge Damen. Erinnert euch einfach an mich, wenn ihr erst einmal selbst für den Fürsten fliegen dürft.«
    Die Mädchen bedankten sich und gingen hinaus, um sich ein bisschen umzusehen und die Zeit totzuschlagen, bis sie gebraucht wurden.
    Kurz bevor sie ihren Platz an der Seite des Karrens einnehmen mussten, entdeckte Lark die alte Frau wieder, und diesmal wusste sie, wo sie ihr schon einmal begegnet war.
    Sie wartete im Schatten der Kuppel; ihre grauen Haare standen wild vom Kopf ab, und sie trug einen Umhang aus Ziegenfell. Sie spähte unter der Krempe ihres Hutes hervor und grinste, als sie Larks Blick auffing.
    »Ach, ja, ja, Sie erinnern sich an mich? Sie erinnern sich an die alte Dorsa?«
    »Sie sind das Kräuterweib«, sagte Lark. Sie bemerkte, dass Hester und Anabel sie neugierig beobachteten, und gab ihnen ein Zeichen, dass sie schon vorausgehen sollten. »Sie kommen aus Clellum.«
    »Ja, ja, ganz genau!« Die Frau wurde von einem gackernden Lachen geschüttelt und nickte heftig. »Das Mädchen wollte kein Mittel von der alten Dorsa!«
    »Nein«, sagte Lark. Jetzt nahm sie den Geruch des Kräuterweibs wahr und rümpfte angewidert die Nase. Dorsa aus Clellum roch nach Kräutern, nach Bier und nach ungewaschener Haut. Pferde, dachte Lark, egal wie müde oder dreckig sie auch waren, rochen niemals so schlecht wie diese alte Frau. Der Gedanke verursachte ihr ein schlechtes Gewissen, und sie bemühte sich, etwas Freundliches zu sagen.
»Ich freue mich, Sie zu sehen, Meisterin.« Sie trat einen Schritt zur Seite und folgte ihren Freundinnen.
    »Ja, ja« gackerte die alte Dorsa. »Mir geht es gut. Der anderen aber nicht!«
    Lark nickte höflich und versuchte sich aus dem Staub zu machen, doch das Kräuterweib packte mit knochigen Fingern ihren Arm. »Kennen Sie die andere? Kennen Sie sie?« Ihre Augen leuchteten fiebrig in dem faltigen Gesicht.
    »Ich habe Ihnen schon einmal gesagt, dass ich niemanden aus Clellum kenne«, erklärte Lark.
    »Ja, ja! Aber die hier kommt aus Oscham! Sie hatte Besucher, ja, viele Besucher!«
    Lark zog ihren Arm weg. »Ich kenne sie nicht.«
    »Nein, nein, wie schade. Sie ist so ein armes, einsames Ding, hat jetzt nur ihr Kind zur Gesellschaft. Keine Stimme, niemand, mit dem sie sprechen kann. Hat alles veräußert, um sich die Mittel zu kaufen, und jetzt hat sie kein Geld mehr.«
    »Es tut mir leid«, wiederholte Lark. »Ich habe kein Geld.«
    »Sie hätte das Kind nicht bekommen sollen«, flüsterte das Kräuterweib. »Ich habe ihr ein Mittel gegeben, ein gutes Mittel habe ich ihr gegeben.« Sie beugte sich noch dichter zu Lark, und ihr saurer Atem ließ das Mädchen erschauern. »Sie spricht nie ein Wort.«
    »Das hat nichts mit mir zu tun, Meisterin«, sagte Lark. Entschlossen nahm sie die Hand der alten Frau von ihrem Arm. »Wenn das Mädchen Hilfe braucht, muss es zum Vogt gehen.«
    »So einen haben wir in Clellum nicht.«
    Lark zögerte und blickte auf die alte Frau hinunter. »Und was ist die nächste Stadt?«

    Wieder grinste das Kräuterweib, als müsse der Name Lark etwas sagen. »Das ist Moosberg!«, sagte sie schadenfroh. »Moosberg, wo es den Markt gibt!«
    In dem Augenblick verstummte die Menge auf dem Platz, und alle drehten die Köpfe zum Himmel. Lark hob ebenfalls den Kopf und sah, dass die riesige Gruppe Fliegerinnen auf dem Rückweg war und sich von Westen her näherte. Sie würde zu spät kommen, und Meisterin Stark würde sie schelten.
    Ohne sich von der alten Dorsa zu verabschieden, bahnte sie sich ihren Weg durch die Menge. Als sie Hester gefunden hatte, die mit den anderen Schülerinnen der Akademie in einer Reihe stand, erreichte der Sarg soeben die großen Doppeltüren des Turms der Zeiten. Männer in der Uniform des Fürsten trugen ihn die breiten Stufen zu dem wartenden Karren hinunter. Der neue Fürst folgte ihnen, blieb oben auf den Stufen stehen und sah zu.
    Alle waren in düsteres Schweigen versunken. Lark schob sich schnell auf ihren Platz neben Hester, drehte den Kopf und beobachtete, wie der große geschnitzte Sarg auf den Karren geladen wurde. Das Kutschpferd bewegte sich in seinem Geschirr, und das Klingeln seines Zaumzeugs war das einzige Geräusch auf dem dicht bevölkerten Platz. Als der Kutscher die Zügel nahm und der Karren sich in Bewegung setzte, flogen die geflügelten Pferde darüber langsam einen eleganten Kreis. Lark vermutete, dass dies eine der