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Schule der Lüfte wolkenreiter1

Schule der Lüfte wolkenreiter1

Titel: Schule der Lüfte wolkenreiter1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bishop
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wenn du etwas für den Fürsten zu erledigen hast … etwas Besonderes …« Sie ließ die Worte langsam verklingen.
    Als sie den Kopf hob, bemerkte Philippa, dass alle Frauen im Raum ihrem Gespräch gefolgt waren. Sie sah wieder zu Irina. »Wie nett von dir«, sagte sie. Sie wusste, dass Irinas Worte bissig gemeint waren, aber sie blieb einfach freundlich, drehte sich um und schaute in die neugierigen Gesichter der anderen. Nach diesem langen und schwierigen Tag war ihr das jetzt einfach zu viel. »Und nun wünsche ich euch allen eine geruhsame Nacht. Die kann ich selbst gut gebrauchen«, stieß sie hervor. Erhobenen Hauptes verließ sie den Lesesaal und ging hinauf zu ihrer Wohnung. Während sie die Treppe hinaufstieg, knallte sie wütend die Hacken ihrer Stiefel auf das polierte Holz.

    Nachdem sie ihre Reitkleidung ausgezogen hatte, in ihr warmes Flanellnachthemd geschlüpft war und sich die Haare für die Nacht zu einem Zopf geflochten hatte, musste Philippa feststellen, dass sie, so müde sie auch war, keinen Schlaf finden konnte. Sie entzündete den Docht ihrer Lampe, wickelte sich in die Decke und kuschelte sich in den Ohrensessel am Fenster.
    Wie fast alle Altmeisterinnen an der Akademie verfügte auch sie über ein sehr geräumiges und gut ausgestattetes Zimmer. Ihr Fenster gewährte ihr einen Blick auf den Hof; zu ihrer Linken befand sich die Eingangshalle, zu ihrer Rechten der Schlafsaal. Die Ställe und Koppeln waren ebenfalls einzusehen, und wenn sie sich aus dem Fenster hinauslehnte, konnte sie einen Blick auf die Weide mit den einjährigen Fohlen werfen.
    Sie hatte sich im Sessel zurückgelehnt und blickte auf das Mansardendach der Stallungen, das vom Mond beleuchtet wurde. Herbert, der Stallbursche, trat aus der Halle und überquerte den Hof. Aus der Dunkelheit tauchte ein Oc-Hund auf und trottete auf ihn zu. Herbert legte die Hand auf den schmalen Kopf des Hundes und ging zu den Stallungen. Kurz darauf flammte in seiner Dachwohnung Licht auf. Es herrschte Ruhe und Frieden an der Himmelsakademie.
    Philippa zog die Decke bis unter das Kinn und dachte über ihr Gespräch mit Irina nach. Sie wusste, dass sie bei den Kolleginnen nicht sonderlich beliebt war. Es schien keine Rolle zu spielen, dass ihre Klasse von allen die disziplinierteste und perfekteste war. Nur Margret und natürlich Fürst Friedrich schien es zu kümmern, dass sie durch ihre Dienste für die Weiße Stadt und den Prinzen am Hof von Isamar dem Fürstentum Oc Ruhm und Ehre eingebracht
hatte. Wahrscheinlich zog sie wie schon damals als Jugendliche mit ihrem Ehrgeiz und ihrer Disziplin den Neid der anderen auf sich. Trotz all der Opfer, die sie hatte bringen müssen, betrachteten ihre jüngeren Geschwister, die vornehm geheiratet hatten und in schönen Häusern lebten, sie immer noch mit gemischten Gefühlen. Und ihr Bruder...
    Wieder drängte sich das Bild von Broh Hammloh in ihre Gedanken. Sie kannte ihn natürlich nicht, aber sie konnte sich nicht vorstellen, dass Meister Hammloh vom Unteren Hof die Zukunft seiner Schwester zu seinem eigenen Vorteil ausnutzen würde.
    Tränen brannten in ihren Augen, und sie schüttelte sich wütend wegen ihrer Schwäche. Ich bin müde, dachte sie. Das ist alles. Ich bin einfach nur müde.
    Sie zwang sich aus dem Sessel hoch und breitete die Decke wieder über das Bett. Die Hausdame hatte ein Feuer im Kamin entzündet und einen warmen Stein unter die Laken gesteckt. Philippa stieg in das Bett und legte den Kopf auf das Kissen. Ihre Kopfschmerzen ließen langsam nach, doch wie im Fieberwahn tanzten Bilder und Erin nerungsfetzen durch ihren Kopf. Sie sah ihre Schwestern, die mit wehenden Seidenröcken die geschwungene Au ßentreppe ihres Hauses hinunterliefen, wo sie von ihren Verehrern erwartet wurden. Ihre Mutter, die ihre älteste Tochter skeptisch musterte und sich bemühte, sie attrak tiver zu machen, indem sie es mit dieser Frisur und jener Kleidung versuchte. Ihren Bruder Mersin, damals nach dem Tod des Vaters, mit dem kalten Ausdruck in den Augen, als er ihr Schicksal in die Hand nahm. Und Wilhelms schönes Gesicht, das sie anlachte …
    »Bei Zitos Ohren!«, knurrte sie laut die Verwünschung
der Hochländer, drehte sich auf die andere Seite und wandte den Blick von den in Mondschein getauchten Stallungen ab. Wieso förderten die Ereignisse des heutigen Tages all diese tief vergrabenen, alten Kränkungen wieder zutage? Sie hatte gedacht, sie hätte sie vor langer Zeit einfach als schlechte

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