Schule der Lüfte wolkenreiter1
warme Wasser und genoss in vollen Zügen das lange überfällige Bad.
Am nächsten Morgen erwachte Lark von den Sonnenstrahlen, die durch das Fenster in ihr Zimmer schienen. Es überraschte sie, dass sie die ganze Nacht durchgeschlafen hatte, ohne auch nur einmal aufzuwachen. Als sie unter die dicke, weiche alte Decke gekrochen war, hatte es ihr Unbehagen bereitet, dass sie nicht bei dem Fohlen war. Sie hatte angestrengt danach gelauscht, ob es vielleicht wimmerte. Aber sie hatte nichts gehört, und außerdem hatte sie einfach schon zu lange nicht mehr in ihrem eigenen Bett geschlafen. Jetzt fuhr sie hoch und sprang aus dem Bett, um sich rasch anzuziehen und in den Stall zu laufen.
Tup und Molly hatten es sich gemütlich gemacht und sich in einer Ecke des Stalls zusammengerollt. Als er sie entdeckte, stand Tup auf, und Molly folgte ihm wie ein brauner Schatten durch das Stroh. Das Fohlen schnupperte an Larks Händen, und irgendwie klang sein kleines Wiehern
heute Morgen leichter; es war mehr ein Wiehern als ein Wimmern. Sie lachte, streichelte seine Wangen und atmete den süßen Geruch seiner Haut ein. »Na also, mein kleiner Tup. Bist du endlich satt geworden?« Er warf den Kopf hoch und ließ ihn wieder sinken, als wolle er ihr zustimmen. Molly drängte sich nah an sie und wollte auch gestreichelt werden. Lark lachte und öffnete das halbe Gatter. »Los, raus jetzt, ihr zwei. Die Sonne scheint, es ist schön warm.«
Sie machte sich daran, ihre Aufgaben zu erledigen, und beobachtete über die Schulter hinweg die merkwürdige Prozession: Fohlen und Ziege trotteten ihr vom Stall zur Küche hinterher und folgten ihr von dort zum Kühlkeller. Tup ließ sich auch von den drei Stufen zum Kühlkeller hinab nicht abschrecken, während Molly von oben meckerte. Nikh wartete auf sie und hielt ihr die schiefe Tür auf. »Mach jetzt Platz, du Schlingel«, forderte er das Fohlen auf. »Meine Kunden mögen es nicht, wenn Pferdehaare in der Milch schwimmen!«
Im Kühlkeller war kaum genügend Platz für Lark und Nikh. Tup stemmte die Vorderläufe auf den gestampften Lehmboden, und stand mit den schmalen Hinterläufen auf der obersten Stufe, während er beobachtete, wie Lark die Milch durch einen Mullfilter in große Flaschen füllte. Er zog sich zurück, als Nikh mit den frisch gefüllten Flaschen herauskam und Lark ihm mit dem gelben Butterklumpen folgte, den sie am Vortag geschlagen und geformt hatte. Er glänzte auf dem Kupfertablett und konnte an die Hausfrauen verteilt werden, die vor ihren Häusern schon freudig auf Nikhs Ochsenkarren warteten.
Der Ochse wartete geduldig. Seine kurzen Hörner schimmerten in der Sonne. Nikh zog die Plane über seinen
Wagen und band sie mit Riemen an den Querbalken des Karrens fest. »Am besten begleitest du mich, Kleine«, zog er sie auf, »und passt auf, dass ich alles richtig mache.«
»Ich möchte das Fohlen nicht allein lassen«, erklärte sie.
Er lachte sie mit seinen strahlend weißen Zähnen an. Die Hausfrauen von Willakhiep liebten ihn für dieses Lachen. »Habe mir schon gedacht, dass du das sagen würdest. Hast du denn das Rezept für das Kraftfutter von dieser fürchterlichen Frau aufgeschrieben? Ich tausche beim Müller Butter gegen Getreide.«
»Habe ich«, erwiderte sie und zog ein Stück Papier aus der Tasche. Er steckte es ein, stieg auf den Holzsitz und nahm die Zügel in die Hand. »Aber, Nikh«, fügte sie hinzu und hatte eine Hand auf den Karren gelegt, »findest du denn Meisterin Winter wirklich so fürchterlich?«
»Allerdings!«, rief er lachend. »Klapperdürr und streng, und so hochnäsig, als wäre sie eine Fürstin.«
»Sie könnte eine sein«, gab Lark zu bedenken, als sie zur Seite trat. »Wenn sie keine Pferdemeisterin wäre, könnte sie doch eine Freifrau von Sonstwas sein.«
»Freifrau von Dünnbein«, schlug Nikh mit einem Zwinkern vor. Er zog die Nase mit den Fingern nach unten. »Freifrau von Langnase. Freifrau von Flachbrust!« Rasch presste er die Hände gegen die Brust und schob das Hemd darüber, um einen mageren Busen vorzutäuschen.
»Ach, Nikh«, sagte sie und scheuchte ihn los. »Hau ab, bevor die Butter schmilzt!«
Als Nikh mit der Zunge schnalzte, kam Leben in den Ochsen, und er tat die ersten schwerfälligen Schritte, wobei sein Kopf von einer Seite auf die andere schwang. Die gut geölten Wagenräder knarrten nur bei der Abfahrt, dann rollten sie beinahe lautlos über den Feldweg. Nikh winkte
und setzte sich den Hut mit der
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