Schule der Lüfte wolkenreiter1
gemischt hatte, ein Ton, der selbst Slathan erschaudern ließ. Dieses Stallmädchen war offensichtlich zu dumm, es zu bemerken.
»Um Larkyn Hammloh. Sie ist an das Fohlen gebunden.«
»Das Ding ist wohl kaum eine Dame«, murmelte Wilhelm in sich hinein. »Ein Balg von einem Hof aus dem Hochland.« Rosella warf ihm erneut einen Blick zu, sah aber sofort wieder zu Boden.
Die Tür zur Halle wurde geöffnet, und der Klang heller Stimmen drang über den Hof. Das Frühstück musste vo rüber sein. Die Flugklassen würden gleich beginnen, und Krisp musste jeden Moment hier eintreffen. Wilhelm trat von dem Stall des Fohlens zurück, während sich seine Gedanken förmlich überschlugen. Das Fohlen war klein, das stimmte, aber er wollte es auf jeden Fall unversehrt. Es hatte Flügel, und das war alles, worauf es ankam.
Philippa stand neben Margrets Schreibtisch, während Eduard Krisp sprach. Larkyn Hammloh stand ihm gegenüber und blickte den Zuchtmeister finster an. Eduard, ein stämmiger, rotgesichtiger Mann mit schütterem Haar, ignorierte das Mädchen schlichtweg.
»Margret!«, stieß er hervor. »Mit einer solchen Auseinandersetzung habe ich heute Morgen wirklich nicht gerechnet. Der Zuchtmeister ist mit derartigen Entscheidungen bereits seit den Tagen des alten Fürsten Frans betraut!«
Margret erhob sich steif von ihrem Stuhl. »Eduard. Sie ist erst seit drei Tagen hier und konnte sich bislang kaum an unsere Sitten gewöhnen.«
»Er ist noch zu jung, um schon kastriert zu werden!«, wiederholte Lark eigensinnig.
»Margret, seit wann sind Ihre Schülerinnen Expertinnen auf diesem Gebiet?«, stieß Eduard hervor.
Larkyn hob trotzig das schmale Kinn. »Ich habe den Mann gefragt, der die Postkutsche führt.«
Ohne sie anzusehen, sagte Eduard: »Selbst ein unerfahrenes Mädchen sollte verstehen, dass ein geflügeltes Pferd etwas vollkommen anderes ist als ein Gaul vor einem Kutschbock!«
»Mir scheint, Eduard, Larkyn dachte, so wie übrigens auch ich, dass diese Entscheidung nicht getroffen würde, bevor das Fohlen ein Jahr alt ist!«, schaltete sich Margret ein.
»Dieses Fohlen ist anders«, erklärte Krisp. »Es hat bereits Hoden wie ein Kämpfer, obwohl es zu klein für diese Blutlinie ist. An ihm ist alles falsch – seine Kruppe ist zu flach für einen Kämpfer, er ist schwarz wie ein Nobler, doch er hat den Körper eines Boten. Es gibt nichts an ihm, das wir im Stammbaum weitergeben möchten.«
»Sie urteilen ein bisschen voreilig, Eduard«, warf Philippa ein. »Es kann doch Merkmale geben, die sich erst noch entwickeln …«
»Nein. Ganz gewiss nicht. Ich habe den Tierarzt bestellt, und er wird innerhalb der nächsten Stunde hier sein.«
»Haben Sie denn auch ein Mittel gegen die Schmerzen? Den Ziegen geben wir jedenfalls immer eines«, mischte sich Lark ein.
Krisp weigerte sich immer noch, sie anzusehen. »Margaret, ich lasse mir von Ihren Schülerinnen nicht erzählen, wie ich meine Arbeit zu machen habe! Wieso lassen Sie zu, dass ich mich vor einem ungebildeten Bauernmädchen verteidigen muss?«
Philippa versuchte, den Zuchtmeister zu beruhigen. »Kommen Sie schon, Eduard …«, begann sie, doch Margret schaltete sich dazwischen.
»Eduard«, sagte sie ruhig. »Unsere Mädchen bringen große Opfer und haben Respekt verdient.«
»Genau wie ich!«, fuhr er hoch.
Während dieses Wortwechsels hatte Larkyn mit brennenden Wangen dagestanden. Philippa hatte ihr Mienenspiel bereits zu deuten gelernt, und sie ahnte, dass ihr Schützling kurz vor einem Wutausbruch stand.
»Eduard«, sagte sie rasch, »es ist doch ganz natürlich, dass wir unsere Pferde schützen möchten.«
»Gut und schön«, erwiderte er. »Aber die Blutlinien liegen in meiner Verantwortung.«
»So wie die geflügelten Pferde in unserer«, erklärte Margret mit Nachdruck. »Philippa hat recht, Eduard. Larkyns Sorge ist vollkommen normal.«
»Würden Sie Ihrer Schülerin bitte erklären, dass ich kein grausamer Mensch bin?«
»Aber Tup ist …«, setzte Larkyn an.
Jetzt endlich wandte sich Eduard direkt an das Mädchen. »Hören Sie endlich auf, diesen Namen zu gebrauchen!«
Lark beugte sich vor, um den Zuchtmeister zu zwingen, ihr in die Augen zu sehen. »Mein Fohlen bekommt ein Schmerzmittel, oder ich lasse nicht zu, dass Sie es kastrieren«, verkündete sie mit ihrem starken Dialekt.
»Sie lassen es nicht zu!« Krisp wirbelte vollends zu ihr herum. »Sie haben in dieser Angelegenheit nicht das Geringste zu entscheiden!
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