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Schule der Lüfte wolkenreiter1

Schule der Lüfte wolkenreiter1

Titel: Schule der Lüfte wolkenreiter1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bishop
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Händen. Es war der gleiche, den Nikh, Broh und Edmar trugen. Er war aus gutem frischem Stroh gebunden, weich und kühl und schützte mit seiner breiten Krempe das Gesicht seines Trägers vor der kräftigen Bergsonne. Sie vermutete, dass er neben den eleganten Reitkappen der Pferdemeisterinnen
ordinär wirkte, aber zumindest bedeckte er ihre nicht zu bändigende Lockenpracht.
    Nikh lachte. »Das sollte deine kleinste Sorge sein, meine Liebe. Du solltest ihn allerdings abnehmen, bevor du den Hof der Akademie betrittst.«
    »Wahrscheinlich.« Lark setzte den Hut wieder auf, weil ihr Kopf in der Abendsonne bereits warm wurde.
    »Hat es heute gar keinen Spaß gemacht?«, erkundigte sich Nikh.
    »Nein. Sie hat nur wieder über Arlhen und die Fürstenfamilie geredet, und wie bedeutend ihre Familie ist.«
    »Das hilft dir nicht wirklich weiter, oder?«
    »Kein bisschen.«
    Einige Minuten rollten sie schweigend dahin. Die Luft war so heiß und schwer, dass Lark den Eindruck hatte, sie könnte einen Bissen davon nehmen, darauf herumkauen und sie hinunterschlucken. Sie war erleichtert, als sie die stickige Stadt verließen und an den Hecken entlangfuhren, wo der saubere Duft von Erde und Sträuchern ihre Nase von dem Kohlenstaub und dem Kloakengeruch von Park Dikkers befreite. Sie bogen in den Weg ein, der an Willakhiep vorbeiführte, und fuhren durch Felder mit Schildgras und Blutrüben. Lark atmete den Geruch des Hochlandes ein und bemerkte, wie sich ihre Augen mit sehnsuchtsvollen Tränen füllten. Sie wandte den Kopf ab, um sie zu verbergen, doch Nikh sah es und fasste ihren Arm.
    »Bist du auch sicher nicht unglücklich, Lark?«
    Sie schluckte schwer und blinzelte die Tränen weg.
    »Nein, Nikh. Nicht unglücklich, aber …« Sie wandte sich so plötzlich zu ihm um, dass die Federn des Sitzes krachten. »Ich wünschte nur, ich könnte beides haben! Unseren
Hof und das Hochland und Tup und die Akademie! Ich wünschte … Aber es ist nur so, dass ich …«
    Nikh lächelte sie an, doch die Augen im Schatten seiner Hutkrempe blickten ernst. »Du wirst erwachsen, Lark«, sagte er zärtlich. »Du bist beinahe fünfzehn. Deine Freundin Petal ist genauso alt wie du und schon verheiratet. Ein Kind ist auch schon unterwegs.«
    »Ich werde niemals ein Kind haben.«
    Nikh schwieg eine ganze Weile und ließ die lange Gerte achtlos über dem Ochsen hin und her schaukeln. »Sieht bei mir auch nicht danach aus«, sagte er.
    Larks Augen funkelten, als sie ihn ansah. »Vielleicht hast du ja längst ein Dutzend Kinder in den Häusern anderer Leute!«
    Nikh kicherte. »Was weiß ein Mädchen wie du denn über das Kommen und Gehen von Männern?«
    »Ich bin ein Mädchen aus dem Hochland, Nikh Hammloh«, verkündete sie nachdrücklich. »Ich weiß, wie Kinder gemacht werden!«
    Er lachte noch einmal herzlich und fuhr dann schweigend weiter. Erst als sie schon das schräge Dach des Hofes sehen konnten, sagte er: »Du hättest längst heiraten können, Lark. Du warst schon immer das hübscheste Mädchen von ganz Willakhiep.«
    »Das sagst du nur, weil ich eine Hammloh bin.«
    »Das spielt keine Rolle … Such dir einfach irgendeinen Kerl aus, der dir gefällt. Ich glaube, du könntest deine Meinung immer noch ändern.«
    »Nein, Nikh, das kann ich nicht. Und selbst wenn ich könnte, würde ich es nicht tun.« Sie wandte sich ab und starrte aus tränenblinden Augen über das Feld hinter der Hecke. »Ich will es. Mehr als alles andere will ich eine Pferdemeisterin
werden und mit Tup fliegen. Trotzdem fällt es mir sehr schwer, mein Zuhause zu verlassen.«
    »Ich weiß.« Er legte seinen Arm um ihre Hüfte und drückte sie leicht an sich. »Ich weiß.«
     
    Die Straße, die vom Hochland nach Oscham führte, verlief von Nordwesten nach Südosten am Schwarzen Fluss entlang, bis dieser schließlich in den Breiten Strom mündete. Broh sagte, dass sie früh aufbrechen müssten, um die Stadt vor der Dunkelheit zu erreichen, und so saßen sie schon vor Sonnenaufgang in der alten Küche zusammen und frühstückten. Selbst Edmar war noch nicht aufgebrochen, als Lark auf den Ochsenkarren neben Broh kletterte. Ihr kleiner Tornister mit ihren Habseligkeiten passte gerade zwischen ihre Beine. Die Pritsche des Karrens war leer.
    Ein Paket war mit der Postkutsche von der Akademie nach Willakhiep geschickt worden, und Meister Mickelwitt hatte es noch am selben Tag persönlich zum Unteren Hof gebracht. Nikh hatte darüber gewitzelt, dass Mickelwitt Ärger mit dem

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