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Schule der Lüfte wolkenreiter1

Schule der Lüfte wolkenreiter1

Titel: Schule der Lüfte wolkenreiter1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bishop
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gemacht, dass Pferdemeisterinnen niemals einen Knicks machten, auch angehende nicht. Und außerdem hatte sie noch gelernt, dass man in Innenräumen niemals eine Reiterkappe trug und keine Schürze umband, sei die Arbeit auch noch so schmutzig. Schürzen, hatte Petra ihr von oben herab erklärt, waren etwas für Dienstmägde.
    »Aha.« Leiterin Morghen schob sich in den Stall und trat neben Tup. Sie strich mit der Hand über sein Hinterteil, und als sie an einer Fessel angelangt war, hob er artig das Bein. Sie prüfte die Form seines Hufes und stellte ihn zurück ins Stroh. »Haben Sie das gesehen, Eduard?«
    »Sie meinen den Huf?«
    »Ja.« Die Leiterin richtete sich mit einem kleinen Seufzer auf, als hätte ihr die gebückte Haltung Schmerzen bereitet. »Er ist zu klein, zugegeben, aber es ist der Huf eines Kämpfers«, sagte sie entschieden. »Die Kruppe mit dem abstehenden Schweif ist die eines Noblen. Und dann wäre da natürlich noch seine Farbe.«
    »Nur ein Bote ist mit neun Monaten noch so klein«, widersprach Krisp mürrisch.
    »Zehn Monate«, korrigierte Lark.

    »Vielleicht haben Sie sich im Datum geirrt«, entgegnete der Zuchtmeister.
    »Nein«, widersprach Lark nachdrücklich. »Es war direkt nach Erdlin. Vier Monate, bevor die Ziegenjungen und Kälber geboren wurden. Letzte Woche ist er zehn Monate alt geworden.«
    Margret Morghen zwinkerte Lark über den Rücken des Fohlens hinweg mit ihren grauen Augen zu. »Haben Sie die Jährlinge heute Morgen fliegen gesehen?«, fragte sie.
    Lark drehte Meister Krisp den Rücken zu und schlang die Arme um Tups Hals. »Oh, Leiterin!«, rief sie. »Es war – es war wundervoll und schrecklich, alles auf einmal! Ich konnte kaum glauben, wie ruhig Hester geblieben ist! Anabel und Beril und Grazia und die anderen … Ich wäre genauso nervös gewesen wie sie. Da bin ich sicher! Aber die Pferde waren hinreißend, wirklich, und keines ist abgestürzt, und sie sind nicht einmal bei der Landung gestrauchelt! Und jedes Pferd ist seinem Leittier gefolgt – ich bin so glücklich, dass ich dabei war!«
    Die Leiterin lächelte, und ein Netz aus Falten schien sich über ihr Gesicht zu legen. »Ich habe es von meinem Fenster aus beobachtet«, sagte sie. »Das versäume ich nie.« Sie tätschelte Tup und wandte sich wieder dem Zuchtmeister zu. »Eduard, haben Sie mit Friedrich über dieses Fohlen gesprochen?«
    Seine finsteren Gesichtszüge wichen ehrlicher Trauer, als er antwortete: »Durchlaucht ist bettlägerig, Margret. Man sagt, dass er wohl bald sterben wird.«
    »Also haben Sie mit Wilhelm geredet.«
    »Ich habe es versucht, aber er bleibt unnachgiebig.«
    »Will er, dass Tup als Zuchthengst dient?«, erkundigte sich Lark.

    »Als wenn der etwas von den Blutlinien verstünde!«, knurrte Krisp.
    »Vorsicht, Eduard!« Die Leiterin blickte sich hastig um, doch es hörte ihnen niemand zu. Die zweite und dritte Klasse waren auf der Koppel, die Jährlinge standen wieder auf der Weide. Lark wartete und hoffte, sie würde noch mehr in Erfahrung bringen, aber die Leiterin und der Zuchtmeister warfen sich nur schweigend einen vielsagenden Blick zu.
    »Nun«, meinte die Leiterin nach einer Weile. Sie verließ die Stallbox und bedeutete Meister Krisp, ihr zu folgen. »Ob wir es nun kastrieren oder nicht, es wird Zeit, dass wir dem Fohlen einen ordentlichen Namen geben. Vielleicht wäre es am besten …« Ihre Stimme wurde mit jedem Schritt leiser, so dass Lark kaum noch etwas verstehen konnte. »Vielleicht sollten Sie das Fohlen einfach als Rückfall betrachten und es dabei belassen.«
    »Das kann ich nicht, wenn Prinz Wilhelm es als Zuchthengst nutzen will«, widersprach der Zuchtmeister. »Wir müssen einen Namen finden, der zu den Blutlinien passt.«
    Lark konnte nicht hören, was Leiterin Morghen antwortete. Sie legte die Wange an Tups Hals. »Mir ist das egal«, flüsterte sie. »Die können dich nennen, wie sie wollen. Du bist und bleibst mein Tup.«
     
    Schweinchen trottete hinter Herbert über die Trockenkoppel. Der Stallbursche hatte Wort gehalten und einen Sattel gefunden, der dem Pony besser passte. Es war kein Flugsattel, sondern ein klobiges breites Ding mit einem dicken Sattelknauf, einem breiten flachen Vorderzwiesel, zahllosen Ringen und Bändern und einem doppelten Sattelgurt. Die Sattelgurte waren auf die größte Länge geschnallt,
damit sie um den Leib des armen Schweins passten, und die Steigbügel bestanden aus Eisen. Lark musterte das Gerät voller

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