Schule der Lüfte wolkenreiter1
alte gebrechliche Mann ihr eine große Hilfe wäre. »Ein Sattel, der auf dem Markt zum Verkauf angeboten wurde. Der Fürst würde gern wissen, was damit passiert ist.«
Der Vogt schien verwirrt. »Ein Sattel?«, erkundigte er sich.
Philippa machte eine Geste, die alle Dorfbewohner einschloss. »Hat irgendjemand von Ihnen diesen Sattel gesehen? Wissen Sie, von wem er verkauft wurde?«
Die Dorfbewohner, überwiegend Frauen und Mädchen, murmelten und schüttelten die Köpfe. Die Kinder tuschelten. Nur der kleine Dickon schien eine Idee zu haben. »Der Mann mit dem Sattel kam aus einem anderen Dorf oben in den Bergen, Pferdemeisterin!«, erklärte er. »Er hat mir erlaubt, den Sattel anzufassen, und da habe ich ihn gefragt, wo er herkommt.«
Philippa sah zu dem Jungen hinunter, der Sonis Zügel sorgfältig in seiner kleinen Faust hielt.
»Aus welchem Dorf kam er denn?«, erkundigte sich Philippa.
Dickon warf sich in die Brust, sich seiner Bedeutung bewusst. »Er kam aus Clellum. Das liegt da oben, den Berg hinauf.« Er zeigte nach Norden in Richtung der schwarzen Felsspitze.
»Ist das weit?«
»Sie brauchen nur um die Spitze herumzufliegen«, meldete sich der Vogt mit brüchiger Stimme zu Wort.
»Aber der Sattel ist nicht mehr da«, mischte sich Dickon ein. »Jedenfalls jetzt nicht mehr.«
Philippa fuhr zu ihm herum. »Nicht? Woher weißt du das?«
»Ein Mann hat ihn gekauft.« Dickon grinste über seine schmutzigen Wangen. »Ich habe ihn selbst gesehen.«
»Was für ein Mann?« Philippas Stimme wurde schärfer, und das Lächeln des Jungen erlosch. »Kennst du seinen Namen?«
Dickon schüttelte den Kopf. »Nein, Meisterin. Aber er trug dieselben Farben wie Sie, Schwarz und Silber.« Er kratzte sich nachdenklich am Kopf. »Er hatte auch ein Pferd, ein hübsches braunes Pferd. Das hatte allerdings keine Flügel. Ach, und er trug eine …« Er schüttelte den Kopf, fand nicht das richtige Wort und deutete stattdessen auf seine schmale Brust. »Ein Kleidungsstück, bestimmt sehr wertvoll, und von oben bis unten blau und grün und rot bestickt. So etwas habe ich hier im Hochland noch nie gesehen.«
»Ich zapple auf ihm herum wie ein Fisch auf dem Trockenen!«, rief Lark Hester zu. Sie schleuderte ihre Handschuhe und ihre Mütze aufs Bett und hob verzweifelt die Hände. »Meisterin Stark hält mich für einen hoffnungslosen Fall!« Sie schrie vor Schmerz auf, als sie sich aufs Bett fallen ließ.
Hester kicherte. »Tut es da hinten vielleicht ein bisschen weh?«, erkundigte sie sich.
»Mir tun sämtliche Knochen weh! Es ist vollkommen sinnlos. Ich hatte nie Schmerzen, wenn ich auf Char geritten bin. Allerdings bin ich auch nie von ihr heruntergefallen.«
»Das liegt nur an dem Sattel«, erklärte Hester und verzog das Gesicht. »Du musst dich einfach erst an ihn gewöhnen.«
»Er ist so hart! Als wäre er aus Holz!«
»Ich fürchte, einige Teile davon sind auch aus Holz. Meisterin Stark wird dir alles genau erklären.«
Lark knurrte und rieb sich die Schenkel. »Ich wünschte, sie würde mich einfach ohne Sattel reiten lassen. Es ist so viel leichter! Meisterin Stark sagt, man müsse ein Pferd mit den Schenkeln lenken, aber meine rutschen auf den Sattelschnallen hin und her, und die Steigbügel fliegen in alle möglichen Richtungen! Es war so viel schöner, als ich Char geritten habe, als ich ihre Muskeln, ihre Knochen und ihr Fell spüren konnte.«
Hester setzte sich neben sie und schüttelte den Kopf. »Das würde mir auch nicht leichter fallen.«
»Ehrlich nicht? Aber es kommt mir so einfach vor, irgendwie natürlicher. Das Gleichgewicht, die …«
»Natürlicher?« Petra Süß unterbrach sie in ihrem gedehnten Tonfall. »Vielleicht für eine Ziegenhirtin.«
Lark richtete sich auf. Ihre Tutorin stand am Fußende des Bettes, hatte die Hände in die Seiten gestemmt und verzog verächtlich die Lippen. »Hören Sie endlich auf, mich so zu nennen«, fauchte Lark.
Petra blähte die Nasenflügel. »Hören Sie gut zu, Hammloh. Ohne Sattel zu reiten kann tödlich sein.«
»Wie meinen Sie das?«
Petra lachte freudlos auf. »Sie werden irgendwann fliegen , Dummerchen. Deshalb brauchen Sie etwas, woran Sie sich festhalten können! Wie wollen Sie denn sonst da oben Halt bewahren oder gar landen?«
»Ich laufe eher Gefahr, aus dem Sattel zu fallen«, murrte Lark, »wie heute Nachmittag.«
»Passen Sie auf, Hammloh. Wenn Sie von diesem kleinen Bastard fallen und sterben, ist das schlecht für die ganze
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