Schule der Lüfte wolkenreiter1
trennte. Der Ortsteil Clellum lag im Norden vor einer schmalen, brachliegenden Weide, und südlich der Spitze befand sich der Flecken Moosberg.
Es war eine winzige Siedlung, die aus rund zwanzig Häusern mit Gärten und Holzställen bestand. Der Weg dorthin war so schmal, dass kaum zwei Karren darauf aneinander vorbeifahren konnten, und der Markt, von dem Broh Hammloh gesprochen hatte, musste wirklich sehr klein sein. Sie kreiste mit Soni über den Dachgiebeln. Im Osten
des Dorfes sah sie, umringt von Pappeln und Espen, eine morastige freie Fläche. Philippa nahm an, dass es sich dabei um den Marktplatz handelte. Jetzt jedoch war er verlassen und breit genug, dass Soni dort landen konnte.
Sie drehte noch eine Runde und ging dann in einem steilen Winkel unter dem Berggipfel zu Boden. Soni galoppierte ein paar Schritte, fiel in einen Trott und blieb vor den Häusern stehen. Als Philippa gerade abgestiegen war und ihre Handschuhe ausgezogen hatte, rannte auch schon eine Schar Kinder aus den Häusern, die das geflügelte Pferd mit großen Augen aus ihren dreckigen Gesichtern bewunderten. Sie gafften voller Staunen, als Soni ihre Flügel Rippe für Rippe zusammenfaltete.
Philippa musterte sie und vermutete in einem größeren Jungen im Hintergrund, der einen ganz ähnlichen Strohhut wie Broh Hammloh trug, den Ältesten der Bande. »Kannst du mich zu eurem Vogt bringen?«, fragte sie.
Er starrte sie bloß mit offenem Mund an. Ein kleinerer Junge drängelte sich vor. »Das tue ich, Meisterin, wenn ich dafür einmal Ihr Pferd streicheln darf«, erklärte er.
Philippa lag eine strenge Antwort auf der Zunge, doch sie presste rasch die Lippen zusammen und verkniff sie sich gerade noch. Stattdessen betrachtete sie den Jungen. Er hatte dunkel gelocktes Haar, und sein sommersprossiges Gesicht erinnerte sie an Larkyn. Er war noch zu jung, als dass ein geflügeltes Pferd vor ihm zurückgescheut wäre. Bei diesem Gedanken hätte sie fast gekichert, aber sie unterdrückte es ebenfalls. »Zuerst bringst du mich zum Vogt«, erwiderte sie streng. »Während ich mit ihm spreche, darfst du Sonis Zügel halten.«
Der Junge grinste, wirbelte herum und lief die schmale Gasse zwischen den Häusern hinunter.
Philippa folgte ihm mit Soni an der Seite. Die Kinder folgten ihnen wie eine Gänseschar, unterhielten sich aufgeregt und riefen nach ihren Müttern, wenn sie an ihren Häusern vorbeikamen. Schließlich stand Philippa vor einem schmalen, zweigeschossigen Wohnhaus, das ein Schild als Sitz des Vogts auswies. Mittlerweile schien sich das ganze Dorf in der Gasse versammelt zu haben und sie zu beobachten.
Als sie dem Jungen die Zügel übergab und ihn ermahnte, sich nicht von der Stelle zu rühren, ging die Tür auf, und ein hutzeliger, gebeugter Mann mit spärlichen weißen Haaren tauchte im Rahmen auf. Philippa murmelte Soni einen Befehl zu, klemmte die Gerte unter den Arm und überquerte das karge Stück Wiese zwischen Weg und Haus.
Der alte Mann verbeugte sich tief. Philippa nickte. »Gu ten Tag. Sind Sie der Vogt?«
»Jawohl, Meisterin, das bin ich. Welche Ehre, die Farben des Fürsten bei uns zu sehen. Eine Pferdemeisterin! Willkommen in Moosberg!«
»Hier soll kürzlich ein Markt stattgefunden haben.« Philippa hatte nicht vor, ihre Zeit zu verschwenden.
»Ja, ganz recht«, erwiderte er und tastete sich vorsichtig die beiden Stufen von der Tür hinunter zur Wiese. Er wirkte so gebrechlich, dass ihn ein Windstoß hätte davonwehen können. Seine Augen waren wässrig und trübe, und Philippa fragte sich, wie viel er wohl noch sehen konnte. »Der Markt war erst letzte Woche. Er war sehr gut besucht. Unser Dorf war voller Menschen.« Er musterte sie aus seinen trüben Augen. »Ich glaube nicht, dass jemals zuvor eine Pferdemeisterin hier gewesen ist. Möchten Sie vielleicht eine Erfrischung? Kommen Sie herein, setzen Sie
sich! Dickon, sag deiner Mutter, sie soll uns Apfelwein für die Pferdemeisterin bringen!«
Bei der Aussicht, seiner Spezialaufgabe beraubt zu werden, drohte Dickon, der Sonis Zügel hielt, in Tränen auszubrechen. Schnell sagte Philippa: »Nein. Nein, danke, Vogt. Machen Sie sich bitte keine Umstände. Ich brauche nur eine Information.«
Der Vogt deutete auf sein schmales Haus. »Möchten Sie nicht doch hereinkommen?«
»Nein.« Philippa blickte sich zu den Leuten um, die sie beobachteten und ihnen zuhörten. »Hier soll ein Sattel aufgetaucht sein«, sagte sie laut und deutlich. Sie bezweifelte, dass der
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