Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schule der Lüfte wolkenreiter1

Schule der Lüfte wolkenreiter1

Titel: Schule der Lüfte wolkenreiter1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bishop
Vom Netzwerk:
etwas Hafer vor dem Stall bereitgestellt. Philippa hielt inne und beobachtete, wie Soni an ihrem Fuß knabberte. Dann straffte sie sich, gab sich einen Ruck, verließ den Stall und ging zum Haus hinüber.
    Ein Diener verbeugte sich und führte sie durch die breiten Türflügel in die riesige Eingangshalle. Fleckham war immer ein offenes, großzügiges, hell erleuchtetes Haus gewesen, dessen kostbares antikes Mobiliar und Eichenböden poliert wurden, bis sie glänzten. Jetzt jedoch strahlte das Haus etwas Bedrückendes aus. Es brannte lediglich eine Lampe im Eingang, und sämtliche Türen, die von der Eingangshalle abgingen, waren geschlossen.
    »Pferdemeisterin«, begrüßte sie der Verwalter, »bedauerlicherweise empfängt Prinzessin Constanze keine Besucher.«
    »Ich bin gekommen, um mit Prinz Wilhelm zu sprechen.«
    »Verstehe.« Er streckte die Hand aus und nahm Reitmantel und Mütze in Empfang. »Sie haben Glück. Seine Hoheit ist heute Abend zu Hause. Ich werde ihn sofort informieren.«

    Philippa bedankte sich mit einem Nicken und blieb allein mitten in der Halle zurück, als der Diener ihre Sachen auf einen Beistelltisch legte und dann würdevoll die Treppen hinaufschritt. Sie schlenderte umher, während die Einsamkeit und Leblosigkeit von Fleckham auf sie einwirkten. Sie musste Friedrich unbedingt noch einmal besuchen, und zwar schnellstens. Vielleicht konnte sie ihn überzeugen, für eine Weile hierher zurückzukommen, wo er vor seiner Ernennung zum Herrscher so glückliche Jahre verlebt hatte.
    »Oh, Philippa, welche Ehre.«
    Sie sah zur Treppe. Wilhelm stand einige Stufen über ihr. Er war fast genauso gekleidet, wie dieser Straßenjunge es beschrieben hatte, in Schwarz und Silber und mit einer kostbaren Weste. Sein weißblondes Haar glänzte silbern im Licht der Lampen. »Hoheit.« Philippa senkte den Kopf und bemerkte den verwirrten Ausdruck, der über sein Gesicht huschte.
    »Wenn Sie gekommen sind, um Constanze zu besuchen, muss ich Ihnen leider sagen, dass …«
    Philippa unterbrach ihn ungeduldig. »Ich kenne Ihre Frau doch kaum, Wilhelm. Nein, ich wollte zu Ihnen.«
    Er lächelte eisig. »Tatsächlich«, erwiderte er. »Und ich dachte, mein Diener hätte vielleicht etwas falsch verstanden. Gibt es denn etwas Geschäftliches zu besprechen?« Er schritt die letzten Stufen hinunter, öffnete die Doppeltüren zum Studierzimmer und schloss sie hinter sich, sobald Philippa eingetreten war. Es brannte weder ein Feuer im Kamin, noch waren die Öllampen entzündet. Wilhelm strich ein Streichholz an und hielt es an die Kerzen in einem mehrarmigen Leuchter. Ihr Licht hellte die Dunkelheit ein wenig auf. Wilhelm blieb mit dem Rücken zu dem
kalten Kamin stehen, legte einen Ellbogen auf das Sims und deutete mit der anderen Hand beiläufig auf einen Stuhl. »Möchten Sie sich setzen?«
    »Nein, danke.« Philippa sah ihn an und spürte, wie die Erschöpfung sie überkam. Sie hatte genug von diesen Spielchen. Als sie ihn musterte, bemerkte sie die Falten um Mund und Augen, die ihr vorher nie aufgefallen waren. Aber wahrscheinlich zeigte auch ihr Gesicht diese Altersspuren. »Was wissen Sie über das kleine schwarze Fohlen, was Sie Eduard verschwiegen haben?«
    Obwohl er sich nicht bewegte, registrierte sie, wie er sich anspannte. In dem eisigen Schweigen hörte sie das Ticken der großen Uhr in der Halle.
    »Meine teure Philippa«, antwortete Wilhelm schließlich, nahm den Arm vom Kaminsims und zog mit beiden Händen die Weste glatt. »Sie berufen sich offensichtlich auf unsere alte Bekanntschaft, und das verstehe ich auch. Deshalb sehe ich Ihren Ton nicht als beleidigend an.«
    »Ich bin viel zu müde für solche Spielereien, Wilhelm«, fauchte sie. »Ersparen Sie uns beiden Zeit. Ich weiß, dass Sie in Moosberg waren, und ich weiß, dass Sie auf dem dortigen Markt den Sattel gekauft haben. Was können Sie mir darüber sagen? Wem gehörte er, und wie ist der Mann an ihn gekommen?«
    Seine Stimme wurde trügerisch sanft. »Glauben Sie nicht auch, dass ich Ihnen das längst erzählt hätte, wenn ich der Ansicht wäre, dass Sie es wissen müssten?«
    »Wieso sind Sie ins Hochland gereist?«
    Er schürzte leicht die Lippen. »Für uns ist jeder Bezirk von Oc von Bedeutung.«
    Philippa schnaubte verächtlich, zog die Handschuhe aus dem Gürtel und faltete sie, während sie nervös auf und ab
ging. »Ich bin nicht mehr das naive Mädchen, das Sie vor zwanzig Jahren mit Ihrem höhnischen Gelächter aus diesem Haus

Weitere Kostenlose Bücher