Schule der Magier 01. Das geheime Portal - Neff, H: Schule der Magier 1 geheime Portal - The Tapestry - Hound of Rowan, Vol. 1
bohrte. Dann hörte der Schmerz plötzlich auf.
»So«, meinte der Mann mit besänftigendem Tonfall, während er die Nadel aus Max’ Gesichtsfeld entfernte. »Alles erledigt. Du kannst mich Cyrus nennen.«
Die Kajüte wirkte plötzlich sehr klein. Max brach der Schweiß aus.
»Ich brauche Luft, Cyrus«, krächzte er.
Der Mann runzelte die Stirn. Er kehrte zu dem Kühlbehälter zurück und verstaute die Spritze, bevor er die Treppe hinaufging.
»Ich werde mit Peg sprechen«, murmelte er, während er durch die Luke verschwand.
Max hörte Getuschel auf dem Deck. Einen Moment später kam Cyrus wieder herunter und löste mit geschickten Griffen die komplizierten Knoten und Schlingen, mit denen er gefesselt war. Max, der krampfhaft zitterte, erhob sich.
»Es ist kalt dort oben«, sagte Cyrus. »Leg dir das hier um die Schultern. Es wird dich warm halten.«
Max kämpfte gegen einen Würgereiz, als der Mann ihm das eigenartige Fell wieder umlegte. Es klebten noch Fetzen trockener Haut und Fett daran, als sei ein großes Tier in aller Eile gehäutet worden.
»Wo ist Alex?«, murmelte er, als langsam die Erinnerung an die Ereignisse auf dem Steg zurückkehrte.
Cyrus brummte etwas Unverständliches und deutete auf die obere Koje, wo der auf ähnliche Weise gefesselte Alex lag und fest schlief. Sein Gesicht hatte eine ungesunde Blässe.
»Es geht ihm gut«, flüsterte Cyrus, während er Max die Treppe hinaufführte. »Er schläft nur. Hier, iss das.«
Ein Keks wurde Max in die Hand gedrückt. Er war grob, feucht und roch verschimmelt. Trotz seines großen Hungers schreckte Max davor zurück, hineinzubeißen.
»Etwas Besseres wird es bis zu unserer Ankunft nicht geben, es sei denn, du möchtest unsere Rationen mit uns teilen«, bemerkte Cyrus. »Wir haben jede Menge Fleisch an Bord. Frisches Fleisch. Du brauchst nur ein Wort zu sagen, und ich gebe dir etwas ab – erzähl nur Peg nichts davon!«
Max wollte sich nicht einmal vorstellen, welche Art von Fleisch ein Vye wohl aß. Er zwang sich, den mehligen Keks zu kauen, der die Beschaffenheit eines Teppichbodens hatte.
Es war kalt, aber die Kälte war nicht unerträglich. Der wolkenlose Himmel war mit Sternen übersät, die unglaublich hell wirkten vor dem samtschwarzen Hintergrund. Der Mond tauchte das Meer um sie herum in schimmernde Wellen aus Licht und strahlte Eisbrocken an, die sich mit den Wogen hoben und senkten. In der Ferne ragten geisterhafte Berge aus Eis auf, während das Schiff anmutig und schnell durch die sanfte Dünung glitt.
Cyrus führte Max auf ein rotes Leuchten zu, zwischen etlichen Holzkisten und Seilen hindurch, die auf dem Deck verstreut lagen. Das rote Leuchten ging von einem Kohlenfeuer aus, über dem ein Eisenkessel hing. Daneben saß eine Frau und strickte.
Die Frau war Mrs Millen. Sie blickte zu Max auf. Ihre Augen waren zwei unnatürliche Lichtpunkte, die in der Dunkelheit leuchteten. Ihr kehliges Lachen kam über ihn wie ein Albtraum.
»Ho-ho-ho! Wie geht es dir, Max McDaniels? Ich wusste ja nicht, ob ich dich je wiedersehen würde! Komm und setz dich neben Peg. Ich werde nicht beißen!«
Max versuchte, sich zu widersetzen, als Cyrus ihn näher ans Feuer schob, aber ihm fehlte die Kraft dazu. Er war jetzt nahe genug, um das Gesicht der Frau deutlich sehen zu können. Sie trug kein Make-up und wirkte viel älter. Ihr Mund war eingefallen, und sie kaute auf ihren Lippen, während sie sich hin und her wiegte und wieder begann, aus schwarzer Wolle etwas zu stricken, das wie ein großes Tuch aussah.
»Du bist gewachsen«, murmelte sie.
Er ließ sich schwer auf eine Kiste neben ihr fallen, gestützt von Cyrus, der ihm gegenüber Platz nahm. In Max’ Kopf drehte sich alles vom Fieber. Einige Minuten lang beobachtete er nur seinen Atem, den die Brise in kleinen Dunstwölkchen davontrug. Die Nacht war still, bis auf das gelegentliche Klicken der Stricknadeln und das leise Knacken der Kohlen, während das Feuer sie verzehrte.
»Wohin fahren wir?«, fragte Max mit leiser, schwacher Stimme.
»An einen geheimen Ort«, kicherte sie und biss sich wieder auf die Lippen.
»Wohin?«, flüsterte Max.
Die Nadeln hielten inne und Cyrus rutschte nervös auf seinem Platz hin und her. Plötzlich schnellte Pegs klebrige Hand vor. Sie packte Max am Handgelenk und riss seinen Arm zu sich heran und drückte ihn auf das Tuch.
Ein Messer blitzte auf. Als die Klinge über seine Hand schnitt, stieß Max einen schrillen Schmerzensschrei aus.
Einige
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