Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schule für höhere Töchter

Schule für höhere Töchter

Titel: Schule für höhere Töchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
Vom Netzwerk:
tatsächlich der Fall war – ja, eigentlich war sie weder das eine, noch das andere. Julia und Kate waren nach dem Schulabschluß verschiedene, jeweils vorhersehbare Wege gegangen: Kate hatte die Graduate School absolviert und ein paar verrückte Jobs angenommen (»Wenn ich jemals ein Buch schreibe«, sagte Kate immer, »soll, wie bei Arthur Koestler, im Klappentext stehen, ich hätte jede Art von Arbeit gemacht und in den Straßen von Haifa Limonade verkauft.« Kate war nie nach Haifa gekommen, weder mit noch ohne Limonade, aber dieser Satz war für sie stets der Inbegriff eines abenteuerlichen Lebens.) Julia hatte am Ende des zweiten Jahres das College verlassen, um zu heiraten, in einen Vorort zu ziehen und eine große Familie zu gründen. Ihr Lebensentwurf war typisch für diese Generation, der von Kate dagegen weniger. Aber Julia hatte sich zu einem Zeitpunkt als untypisch entpuppt, als keiner es im geringsten erwartet hätte. Eines Tages hatte sie ganz plötzlich beschlossen, nie wieder den Fuß in einen Country-Club zu setzen. Ihr Ehemann war, wie sich bei dem ersten echten Gespräch der beiden in fünfzehn Jahren herausstellte, begeistert von dem Gedanken, in die Stadt zurückzuziehen, mit all ihren öffentlichen Verkehrsmitteln für die Kinder und dem Ende seines täglichen Pendeins. Sie beendete das College, machte ihren Magister in Literatur und bewarb sich beim Theban um eine Stellung.
    Miss Tyringham hatte nichts für sie und nahm eine Theban-Schülerin sowieso nur dann, wenn sie schon anderswo Erfahrungen gesammelt hatte; aber sie wußte, daß an einer anderen Schule eine Ersatzlehrerin gesucht wurde, und ebnete Julia den Weg. Fünf Jahre später war Julia Englischlehrerin des Theban, und sechs Jahre danach war sie zuständig für die Reform der Lehrpläne. Es zeigte sich, daß sie genau die richtigen Fähigkeiten für diese schwierige Aufgabe besaß, ein hervorragendes Organisationstalent, Aufgeschlossenheit Veränderungen gegenüber und eine verblüffende Fähigkeit, mit Elterngruppen über die Problematik der Lehrpläne zu sprechen. Sie versicherte ihnen, daß, während im Theban eine Reihe wesentlicher Veränderungen stattfand, sich doch nichts Wesentliches im Theban ändern würde. Offensichtlich ein Geschenk des Himmels. Kate hatte sie kurz nach dem Umzug in die Innenstadt zufällig auf der Straße getroffen, war auf einen Schwatz stehengeblieben und hatte eine Freundin fürs Leben gefunden.
    »Miss Tyringham ist sehr froh«, sagte Julia, während die beiden für die versprochene Zigarette zum Aufenthaltsraum der Fakultät gingen. »Sie konnte sich gar nicht mit dem Gedanken anfreunden, jemandem aus dem Haus, der nicht wirklich darauf vorbereitet war, dieses Seminar anzudrehen – das hätte der ganzen Sache die Lebendigkeit genommen.«
    »Statt dessen geht meine Lebendigkeit dahin«, sagte Kate. »Ich habe, ehrlich gesagt, große Zweifel. Schau, Julia, soll diese verdammte Angelegenheit eine Art Weibergespräch werden oder eine durchstrukturierte Arbeit? Ich meine, sollen wir uns hinsetzen und über Sex, die Frauenbewegung und die Black Panthers diskutieren, sollen wir uns wirklich ernsthaft mit der Antigone beschäftigen, oder soll beides abwechselnd geschehen – als ob das möglich wäre.«
    »Du mußt natürlich streng strukturiert anfangen. In der ersten Sitzung geht es immer um Planung, Stundenpläne, Aufgabenstellung und Erwartungen. Auch wenn du es nicht glauben magst, die Mädchen werden irgendwie Angst vor dir haben, du kommst schließlich aus der großen Welt der Universität. Falls bei der Szene, in der sich Haemon ersticht und sterbend die tote Antigone umarmt, das Gespräch auf Sex kommt, greif das Thema auf. Was ich sagen will, ist: Laß die Dinge locker angehen. Solltest du einen Anflug von Panik verspüren, was ich mir allerdings nicht vorstellen kann, dann drück auf den Alarmknopf, und ich komme und flöße dir Brandy ein.«
    »Wann hast du so viele Slogans in deinen Sprachschatz aufgenommen«, fragte Kate, »ist das eine akademische Gewohnheit?«
    »Seit ich mit Eltern rede. Glaub mir, Kate, die Mädchen sind harmlos dagegen. Ich würde jederzeit die Mütter der neunten Klassen gegen die Antigone eintauschen.«

Kapitel Vier
    K ate hatte sich mit Reed im Plaza zum Dinner verabredet; er warf ihr einen kurzen Blick zu, bestellte Martinis und erkundigte sich höflich, wie ihr Tag verlaufen sei.
    »Ach, zum Teufel damit«, sagte Kate. »Was ist mit der Einberufung?«
    »Ob ich

Weitere Kostenlose Bücher