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Schule für höhere Töchter

Schule für höhere Töchter

Titel: Schule für höhere Töchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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dich wohl geheiratet hätte, wäre ich mir all der Unruhe bewußt gewesen, die deine Neffen verursachen? Wenn der Krieg lang genug dauert, müssen wir das alles mit Jacks kleinen Brüdern noch einmal durchmachen.«
    »Ist das Einberufungsverfahren immer noch so kompliziert, obwohl jetzt ausgelost wird?«
    »Gerade deswegen, ja. Aber lassen wir das jetzt mal. Erzähl mir vom Theban.«
    »Eigentlich gibt es da gar nichts zu erzählen, bevor ich am Montag die Klasse kennenlerne, aber ich weiß schon, daß da drei Mädchen sitzen, die Schwierigkeiten machen werden. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.«
    »Heranwachsende machen immer Probleme, wie Terence Rattingan es ausgedrückt hat. Sie sind zu alt, als daß man ihnen noch den Hintern versohlen könnte, und zu jung für Kinnhaken, wenn man denn eine dieser beiden Möglichkeiten ins Auge faßt; was heutzutage selbstverständlich niemand tut.«
    »Du wirst überglücklich sein zu hören, daß eine dieser drei Schätzchen eine Bewunderin der Komödien deiner Zeit ist, wie wir es in der Graduate School ausdrücken. Literatur hat für sie zwischen Shakespeare und ›The Philadelphia Story‹ praktisch nicht stattgefunden, und sie übersieht dabei natürlich fast alle Meisterwerke der letzten dreihundert Jahre.«
    »Oh, die Martinis – gleich wird die Welt wieder etwas freundlicher aussehen. Vielleicht redet sie ja wie eine Figur von Philip Barry.«
    »Ich weiß nicht, wie sie redet«, sagte Kate, nippte an ihrem Glas und zündete sich eine Zigarette an, »weil ich sie noch nicht kenne. Ich muß sagen, das Plaza ist mir lieber als der Speisesaal des Theban, selbst wenn ich hier weder rauchen noch trinken dürfte – stell dir vor, wie es sein muß, in einem Mädchen-Internat zu unterrichten. Nein, das wollen wir uns lieber nicht ausmalen und unsere Nerven nicht weiter strapazieren. Mrs. Banister hat mir von diesen drei Schülerinnen erzählt; sie kümmert sich um die dramatische, schauspielerische Arbeit, und zwar betrachtet sie die nicht so sehr als Unterricht, sondern als Lebenseinstellung, wobei sie das Etikett ›Lebenseinstellung‹ mit erschreckendem Nachdruck verwendet. Sie hat die drei Mädchen ermutigt, mein Seminar zu belegen; es wird sich noch herausstellen, ob ich ihr dafür dankbar sein oder ihr Chicken à la King vergiften sollte; das zweite würde mir gut gefallen, ihre dramatische Kunst besteht nämlich darin, daß alle schrecklich emotional sind, und das ist ganz und gar nicht meine Art.«
    »Klingt nach diesen Encountergruppen.«
    »Stimmt genau, und zumindest zeitweilig ist es das wohl auch. Soll heißen, manchmal schreiben die Mädchen Stücke und setzen sie auch um. Manchmal agieren sie ihre Wünsche und Emotionen aus, und manchmal spielen sie Ratespiele, um ihre Phantasie anzuregen, die diese Anregung so sehr braucht wie ich diesen Job, nämlich überhaupt nicht.«
    »Ratespiele? Scharaden?«
    »Das nicht gerade. Julia hat mir das alles erklärt, während sie mir beim heutigen Zusammenbruch das Händchen hielt. Zum Beispiel sage ich zu dir: ›Ein Mann kommt aus einem Restaurant, in dem er gerade Albatros gegessen hat. Er bringt sich um. Wer ist er, und warum bringt er sich um?‹ Man stellt nun alle möglichen intelligenten und forschenden Fragen und findet es schließlich heraus. Willst du es wissen?«
    »Na ja, nach einem zweiten Martini habe ich nichts dagegen, vorausgesetzt, es dauert nicht so lang, daß man uns aus der Bar wirft und wir unser Dinner nicht mehr bestellen können.«
    »Nur zwei Sätze – aber spare dir die Bemerkung über die Länge meiner Sätze. ›Fass’ ich mich kurz‹, wie Polonius zu Gertrude sagte, bevor er endlos weiterredete. Weißt du, Polonius wird mir immer sympathischer; sein einziges Problem war nur, daß er in der einen Welt nach den Regeln einer anderen agierte.«
    »Der Mann hatte gerade Albatros probiert«, sagte Reed und probierte seinen zweiten Martini.
    »Ja. Nun, nach einer Unmenge von Fragen stellt sich schließlich heraus: Er ist Matrose, schiffbrüchig gewesen, nur drei Mann hatten überlebt, sie hatten nur Albatros zu essen und einen Kameraden, den ein herabfallender Mast geköpft hatte. Aus Rücksichtnahme auf jedermanns Gefühle vermischte der Koch beides gut, und niemand wußte, was er aß. Nachdem der Matrose nun Albatros probiert hat, wird ihm klar, daß er Menschenfleisch gegessen hatte. Er bringt sich vor Entsetzen um.«
    »Warum, zum Teufel?«
    »Warum, zum Teufel was?«
    »Na ja, ich

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