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Schule für höhere Töchter

Schule für höhere Töchter

Titel: Schule für höhere Töchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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Art, im Dunkeln den Mut nicht sinken zu lassen, und außerdem nicht übel. Er hat die Leiche also wohl nicht gesehen, als er mit dem Aufzug hinunterfuhr.«
    »Nein, er hat sie nicht gesehen. Nachdem dann die Hunde wieder mit dem Aufzug hochgefahren sind, bringt er den zweiten Aufzug nach unten und wartet auf Mrs. Schultz, die die Küche unter sich hat und um sieben kommt. Er schließt ihr auf, und sie fährt ihn mit dem Aufzug ins Dachgeschoß; dann bringt sie den Aufzug wieder nach unten, so daß beide im Erdgeschoß sind, wenn die Kinder und Lehrer kommen; die Liftführer sind bis dahin auch eingetroffen. Ich hoffe, das ist klar.«
    »Völlig.«
    »Gut. Dann geht er zu Fuß hinunter, wirft einen abschließenden Blick in jede Etage und stellt in jedem Stockwerk den Alarm ab.«
    »Kann der nicht mit einem Zentralschalter von oben abgeschaltet werden?«
    »Das wäre sehr kostspielig gewesen, und außerdem arretiert er beim Abschalten jeden Kontakt mit einer Art Bolzen, damit die Kinder ihn nicht auslösen können, selbst wenn sie auf dem verdammten Ding herumhüpfen.«
    »Ich verstehe.«
    »Sie war in dem Raum – die Leiche, ich meine, ich sollte wohl sagen, Mrs. Jablon –, der im dritten Stock genau gegenüber vom Alarmkontakt liegt; es ist ein Zeichensaal, und morgens scheint die Sonne hinein. Er mußte sie einfach sehen, glücklicherweise, wenn man bedenkt, was hätte passieren können, wenn er sie nicht gesehen hätte, wenn sie in einem anderen Raum gelegen hätte und die Kinder hineinmarschiert wären…« Miss Tyringham verstummte. Das zu Ende zu denken, war ihr unmöglich. »Deshalb konnten wir«, fuhr sie fort, »die meisten Kinder per Telefon aufhalten; die, die zu früh das Haus verlassen hatten, um die Nachricht noch zu bekommen, wurden mit einer vagen Geschichte von Einbruch und Diebstahl zurückgeschickt.« Trübsinnig fügte sie hinzu: »Nicht daß ich die geringste Hoffnung hätte, diese Angelegenheit aus den Zeitungen heraushalten zu können. Eine Leiche ist eine Leiche, und in einem Klassenzimmer ist eine verdammte Leiche gleich doppelt schlimm. So wie Mr. O’Hara sie beschreibt, hat es wenigstens kein Blut gegeben.«
    »Es ist vielleicht unwichtig«, fragte Reed, »aber wie um alles in der Welt konnten Sie innerhalb von vermutlich weniger als einer Stunde fünfhundert Kinder benachrichtigen, oder ein paar weniger, wenn man die Geschwister abzieht?«
    »TAS«, sagte Miss Tyringham, offensichtlich froh, sich wieder auf vertrautem Boden zu befinden. »Das Theban Alarm System – es wurde schon lange vor meiner Zeit liebevoll das TAS genannt. Kate erinnert sich sicher daran?« Sie drehte sich fragend zu Kate um.
    »O ja, natürlich«, sagte Kate. »Wenn ein Schneesturm kam, lauerten wir immer am Telefon, um zu hören, ob ein Anruf vom TAS kam. War das bis acht nicht der Fall, ging’s auf zur Schule.«
    »Wie Sie schon sagten«, erklärte Miss Tyringham, »wäre es ziemlich unmöglich, fünfhundert Leute anzurufen, zumindest in weniger als einer Stunde. Bei uns ist es eiserne Regel, daß, wenn es unklar ist, ob der Unterricht stattfindet, niemand, absolut niemand die Schule anruft. Die Telefonzentrale würde heißlaufen. Miss Strikeland bekäme hysterische Anfälle, und alle Anschlüsse wären besetzt, wenn wir versuchen, sie zu erreichen. Wenn also aus irgendeinem Grund die Schule geschlossen bleibt, und diese Entscheidung treffe ich gemeinsam mit den Leitern der verschiedenen Abteilungen, werden vier Familien angerufen. Diese wiederum rufen drei weitere Familien an, eine aus jeder Klasse, und diese Mütter rufen nach einem festgelegten Plan andere aus der Klasse ihrer Töchter an und so weiter. Das funktioniert ausgezeichnet, obgleich ich es vielleicht nicht so deutlich erklärt habe, wie ich sollte.«
    »Es hätte nicht deutlicher sein können. Es ist Ihnen also gelungen, die Schule für heute geschlossen zu halten, eine kluge Entscheidung. Was ist dann passiert?«
    »Es war nicht so sehr ›dann‹, als vielmehr ›währenddessen‹. Als Mr. O’Hara mich anrief, trug ich ihm auf, sich so schnell wie möglich mit Dr. Green in Verbindung zu setzen, noch vor einem Anruf bei der Polizei, und Mrs. Schultz sollte unten bleiben, um zu verhindern, daß irgend jemand außer Dr. Green das Gebäude betrat – das schien mir sinnvoll.«
    »Ich bewundere Menschen, die in Krisensituationen klar denken können«, sagte Kate.
    »Danke für diese netten Worte. Dr. Green kam sehr schnell; sie ist die Schulärztin,

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