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Schule für höhere Töchter

Schule für höhere Töchter

Titel: Schule für höhere Töchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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Hemden, wenn sie sie nicht mehr mögen. Zum Beispiel an das Personal. Verstehen Sie das Problem?«
    »War dieses Etikett an einem Hemd?« Mr. Meyer warf einen Blick darauf. »Nein, das stammt von einer Krawatte. Wir überreichen Krawatten sogar als Präsent. Ich fürchte, ich kann Ihnen da nicht weiterhelfen.«
    »Versuchen Sie es. Haben Sie einen Kunden namens Jablon?«
    Mr. Meyer erschrak. »Mr. Cedric Jablon ist einer meiner ältesten Kunden. Meinen Sie den?«
    »Erzählen Sie mir von ihm, dann werden wir sehen.«
    »Ich habe Mr. Jablon vor vielen Jahren kennengelernt, als ich zu Beginn meiner Laufbahn für eine Kette eleganter Herrenausstatter gearbeitet habe. Mr. Jablon pflegte seine Anzüge und alle Accessoires stets bei mir zu kaufen. Als ich fortging, um dieses Geschäft zu eröffnen, kaufte er weiter seine Hemden nur bei mir. Er kann nichts mit einer Sache zu tun haben, für die sich die Polizei interessiert – einfach unmöglich.«
    »Ist Mr. Jablons Enkel einmal wegen einer Krawatte hiergewesen?«
    Mr. Meyer blinzelte unbehaglich. »Schauen Sie, ich möchte nicht…«
    »Beantworten Sie einfach meine Frage.«
    Mr. Meyer seufzte. »Der alte Herr brachte den Jungen einmal mit, vor ungefähr ein oder zwei Jahren, um ihm ein paar Hemden anfertigen zu lassen. Betrieb einen ziemlichen Aufwand deswegen, so im Stil: Der Kleine ist jetzt erwachsen, und Großpapa will ihm ein paar feine Hemden schenken. Aber es kam ganz anders.«
    Gleichmütig und unverwandt betrachtete Young Mr. Meyer.
    »Diese junge Generation«, sagte Mr. Meyer. »Der Junge fragte mich nach dem Preis der Hemden – er betrug damals fünfzehn Dollar, was sie auch wert waren, wenn man bedenkt, daß jedes Hemd nach Maß und aus feinster ägyptischer Baumwolle angefertigt wird; heute kosten sie über zwanzig –, und als er den Preis hörte, wurde er, es tut mir leid, das sagen zu müssen, unverschämt. Er sagte, es sei ein Verbrechen, für so etwas Geld auszugeben, solange Kinder in den Ghettos von Ratten gebissen würden.« Mr. Meyer fuhr es kalt den Rücken hinunter bei dem Gedanken an diese Szene, die offensichtlich in seiner Erinnerung traumatische Dimensionen angenommen hatte, besonders die unvergeßliche Erwähnung von Ratten in seinem exklusiven und eleganten Geschäft. »Obwohl mir das vielleicht nicht zustand, erklärte ich dem Jungen, daß auch ich in einem Ghetto angefangen habe –, daß das Wort eigentlich für Juden geprägt worden war, die nirgendwo anders leben durften – daß ich gearbeitet habe, um hierher zu kommen, und daß er nicht mich beleidigen mußte, um die Ratten in den Ghettos zu bekämpfen. Ich wurde sehr ärgerlich, fürchte ich. Später habe ich dann seinen Großvater, Mr. Jablon, angerufen, um mich zu entschuldigen, aber er war so freundlich zu sagen, er habe mir nichts vorzuwerfen, und entschuldigte sich für seinen Enkel. Haben Sie das Etikett in Harlem gefunden?«
    Young, der gekommen war, um Fragen zu stellen, nicht um sie zu beantworten, überhörte das. »Ihre Etiketten sind nie verändert worden?« fragte er. »Gibt es keine Möglichkeit festzustellen, in welchem Jahr die Krawatte verkauft wurde?«
    »Nein«, sagte Mr. Meyer knapp; er hatte offenbar das Gefühl, zu viel geredet zu haben, und würde sich von nun an auf einsilbige Antworten beschränken. »Wenn Sie natürlich die Krawatte hätten…«
    »Also gut«, sagte Young. »Richten Sie sich darauf ein, einen Bericht zu unterschreiben, über das, was Sie mir erzählt haben.«
    »Du lieber Himmel. Selbstverständlich ist alles wahr, aber ich möchte nicht…«
    »Keine Panik«, sagte der Kriminalbeamte und ging.
    Mr. Sam Meyer, der Herr der Herren, wartete ein paar Minuten, vielleicht um zu sehen, ob der Beamte zurückkam, vielleicht weil er zu einer Entscheidung kommen wollte. Dann nahm er den Telefonhörer ab und wählte.
    Inzwischen war der Gerichtsmediziner mit seiner Arbeit fertig. Es mußten noch genauere Untersuchungen an einigen Organen vorgenommen und ein Herzspezialist zu Rate gezogen werden, bevor ein offizieller Bericht herausgegeben werden konnte; es blieb noch immer genügend Spielraum für Hinweise, die die detaillierte Diagnose beeinflussen konnten, aber Esther Jablon war einem Herzanfall erlegen. Das teilte der Gerichtsmediziner dem Officer vom Morddezernat Ost mit, und der gab diese Information an Reed weiter, den er ja kannte. Sie war, auch wenn man sich da natürlich noch nicht eindeutig festlegen wollte, am vergangenen Abend zwischen

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