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Schule für höhere Töchter

Schule für höhere Töchter

Titel: Schule für höhere Töchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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hereingehen«, sagte sie und führte Kate ins Wohnzimmer. »Kann ich Ihnen etwas anbieten?« fragte sie, offensichtlich fühlte sie sich durch die Förmlichkeit des Raumes an einige Grundregeln der Gastlichkeit erinnert.
    »Wenn ich ehrlich bin«, sagte Kate und ließ sich dankbar in einen riesigen Clubsessel mit passendem Fußteil sinken, mit dem sie schon von der Diele aus geliebäugelt hatte, »dann hätte ich gern eine Tasse Tee.«
    »Ich sage Nora Bescheid«, sagte Angelica. »Patrick kann sich inzwischen mit Ihnen unterhalten.«
    Patrick legte sich auf den Boden und seine schmutzigen Füße auf das Seidensofa; er zündete sich eine Zigarette an und schnippte das Streichholz in einen weit entfernten Aschenbecher, den er prompt verfehlte.
    »Rauchen Sie?« wollte Patrick wissen.
    Unsicher, wohin die Frage nach dem Rauchen führen mochte, nahm Kate ihre eigenen Zigaretten heraus und hielt sie hoch. Sie schälte sich aus ihrem Mantel, nachdem niemand ihn ihr abgenommen hatte, legte die Füße hoch, lehnte sich zurück und schloß die Augen.
    »Möchten Sie wirklich Tee, oder hätten Sie lieber einen Scotch oder so was. Sie müssen nicht bei Tee bleiben, nur weil sie darum gebeten haben. Der Form ist genüge getan.«
    »Schließen Scotch und Tee einander aus?« fragte Kate.
    Patrick stand auf und ging zu einer prächtig ausgestatteten Bar hinüber. »Eis?« fragte er. Kate nickte. Er brachte ihr den Drink und stellte das tropfende Glas auf einen polierten Mahagonitisch. Kate hob das Glas sofort hoch und wischte den Tisch ab. Dann nahm sie schnell einen Schluck, um ihr Wischen zu überspielen. Aber er ließ sich nicht täuschen.
    »In Ihrer Generation trinkt jeder«, verkündete er.
    »Und in Ihrer riecht jeder«, entgegnete Kate vergnügt. »Cheers.«
    Elf
     
    A ngelica und der Tee kamen zur gleichen Zeit; der Tee wurde auf einem Teewagen mit silberner Kanne und hübschem Zubehör hereingefahren; Angelicas Kleidung glich nun der ihres Bruders, war aber sauberer und weniger pittoresk.
    »Darf ich Ihnen eine Tasse Tee einschenken, Madam?« fragte das Mädchen.
    »Ja, bitte«, sagte Kate. »Bei den sechs oder acht Tassen, die ich noch vorhabe zu trinken, bediene ich mich dann selbst. Nein, danke, keine Kekse. Ich nehme nicht an, daß Ihr beide auch Tee wollt.« Angelica schüttelte den Kopf; ihr Bruder machte sich nicht die Mühe zu antworten. »Nur Zucker, danke, keine Sahne und keine Zitrone. Vielen Dank.«
    Kate nippte an der zarten Teetasse und betrachtete über den Rand hinweg die beiden Jablons. Sie hatte keine Eile, schließlich war es unwahrscheinlich, daß sie verschwinden würden, bevor sie die letzte Information aus Kate herausgeholt hatten, wenigstens schienen sie sich das so vorzustellen. Ein Blick hatte sie überzeugt, daß Kate eine Informationsquelle war, wahrscheinlich die ergiebigste, die sich ihnen bieten würde. Kate dachte amüsiert an die Sorgen, die sie sich gemacht hatte im Gedanken an diesen Empfang. Um gerecht zu sein, Angelica schien froh, daß Kate sich aus persönlichem Interesse die Mühe gemacht hatte zu kommen, und das sagte sie auch.
    »Ich habe mir große Sorgen um dich gemacht«, sagte Kate, »und ich bin gekommen, um dich zu trösten, soweit ich kann. Dabei bin ich überzeugt, daß nur die Wahrheit dir wirklich helfen kann, auch wenn sie sich nicht im Einschlagen auf Matratzen und Einreden auf Kissen ausdrückt. Ich finde das eine ziemlich gute Idee; wenn man gezwungen ist, mit jemandem zu sprechen, auch wenn es ein Kissen ist, das stellvertretend für jemanden steht, bekommt man eine gewisse Ordnung in seine Gedanken und Gefühle. Sieh mich nicht so wütend an, meine Liebe, ich meine das ernst.«
    »Jemand hat Ihnen was erzählt«, sagte Angelica mit finsterem Gesicht.
    »Noch redet man zum Glück mit mir und behandelt mich nicht wie einen Paria«, sagte Kate freundlich. Sie sah eine entschlossene Widerspenstigkeit über Angelicas Gesicht ziehen. Es ist nicht leicht, im Gespräch mit einer Lehrerin, die obendrein mehr als doppelt so alt ist wie man selbst, mehr herauszubekommen, als man selbst preisgeben will, und es sprach für Angelicas Intelligenz, daß sie sich dessen bewußt war.
    »Weißt du, ich bin in der Absicht gekommen«, sagte Kate, stellte ihre Teetasse ab und griff nach dem Scotch, »eine Menge Fragen zu stellen, nicht nur euch beiden, sondern vielleicht auch den Angestellten, und ganz bestimmt den Fahrstuhlführern.«
    »Den Fahrstuhlführern?«
    »Ja sicher. Die

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