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Schumacher, Jens - Deep

Schumacher, Jens - Deep

Titel: Schumacher, Jens - Deep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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genauso leicht mit Hills Filmpartner verwechseln, Bud Spencer. Wie der Kult-Star unzähliger Western- und Prügelstreifen war auch Thomas Irving groß und schwergewichtig, auch den dunklen Vollbart hatten sie gemeinsam.
    Gedankenverloren schlürfte Irving sein Bier. Wenn er genauer darüber nachdachte, teilte er noch eine weitere Gemeinsamkeit mit Carlo Pedersoli, wie Spencer eigentlich hieß: Beide waren in jungen Jahren exzellente Schwimmer gewesen, der Italiener im Leistungssport, als Teilnehmer bei den Olympischen Spielen, Irving zunächst als Kampfschwimmer bei der Armee, später als Rettungsschwimmer und schließlich als Bergungstaucher bei einem malaysischen Wracksuchunternehmen namens Sunken Treasures.
    Ungewollt übermannten Irving die Erinnerungen an seinen letzten Tauchgang, von dem er um ein Haar nicht zurückgekehrt wäre. Jenen Tauchgang, der ihn bewogen hatte, das Tauchen mit dem Lungenautomaten endgültig an den Nagel zu hängen.
    Knapp zwei Jahre war es jetzt her, dass er vor der Küste Neuguineas zu einem gesunkenen Frachtschiff getaucht war, um wertvolle Elektronikteile nach oben zu holen. Bereits beim Abstieg auf fünfundzwanzig Meter, wo das Wrack auf einem Riff festsaß, hatte er Probleme mit Atmung und Kreislauf gehabt. Zu diesem Zeitpunkt schob er sie allerdings noch auf die durchzechte Nacht mit Barry Moseley, seinem damaligen Tauchpartner.
    Im gewölbeartigen Frachtraum des Schiffes hatte wenig später sein Atemregler einen Defekt und Irving fand sich ohne Luft in der Finsternis wieder – mutterseelenallein.
    Trotz jahrelanger Routine war Irving in Panik geraten. So schnell er konnte, schwamm er zur Luke des Frachtraums zurück, doch in der Hektik blieb er mit der Sauerstoffflasche an der schmalen Öffnung hängen. Kostbare Sekunden verstrichen, bis er die Gurte gelöst hatte und endlich wie ein Korken in die Höhe schoss. Längst war der Luftvorrat in seinen Lungen verbraucht. Irving wusste nur zu gut, was er dabei riskierte und wie gefährlich die Taucherkrankheit war, dennoch konnte er die nötigen Dekompressionsstopps nicht mehr einhalten.
    Als er die Oberfläche erreichte, glaubte Irving, vor Schmerzen wahnsinnig zu werden: Weil er zu schnell aufgetaucht war, hatten sich in seinem Blut Gasblasen gebildet. Seine Blutgefäße verschlossen sich, er verlor die Kontrolle über seine Gliedmaßen und wurde bewusstlos.
    Tage später kam er im Krankenhaus wieder zu sich. Allein der geistesgegenwärtigen Reaktion der Bordcrew hatte er es zu verdanken, dass er überhaupt noch am Leben war. Die Jungs hatten ihn aus dem Wasser gefischt, seine Pumpe mittels Herzmassage wieder zum Schlagen gebracht und ihn mit reinem Sauerstoff versorgt, bis der Rettungshubschrauber eintraf.
    Im Nachhinein war Irving entsetzt über seine amateurhafte Reaktion in der Tiefe, und er fragte sich, ob er mit seinen zweiundfünfzig Jahren vielleicht einfach zu alt für solche Abenteuer war. Als sich auch noch herausstellte, dass sein Atemregler ausgefallen war, weil er selbst bei der Wartung des Geräts einen Fehler gemacht hatte, gab ihm das den Rest. Noch am selben Tag kündigte Thomas Irving seinen Job bei Sunken Treasures.
    Der Dieselmotor im Heck der Athos stieß ein protestierendes Fauchen aus. Irving spürte die Vibration unter seiner Sitzfläche, als Jeff das Boot wie befohlen auf langsame Fahrt beschleunigte.
    Er warf dem Führerhaus einen dankbaren Blick zu. Jeff war einer von den Guten. Manchmal haperte es ein wenig mit seiner Geduld, dafür war er zuverlässig und selbst mit einem Dutzend Bieren im Schädel noch ein halbwegs erträglicher Gesprächspartner – was Gold wert war, wenn man viel Zeit gemeinsam auf einem engen Bootsdeck verbrachte.
    Seit knapp zwei Jahren arbeiteten sie jetzt zusammen. Nach seinem Ausstieg bei Sunken Treasures hatte Irving, der dem Meer treu bleiben wollte, seine Ersparnisse zusammengekratzt, um ein eigenes Boot zu finanzieren. Doch das Geld reichte nicht einmal im Ansatz, noch dazu, da er seit der Trennung von seiner Frau jeden Monat Unterhalt für Robbie zahlen musste, seinen zwölfjährigen Sohn.
    Etwa zu dieser Zeit lernte er Jeff kennen. Der gebürtige Australier hatte gerade seinen Job als Fährkapitän verloren und spielte ebenfalls mit dem Gedanken, sich selbstständig zu machen. Die beiden legten zusammen und kauften einer indonesischen Großfamilie für einen Witzpreis die NingPo ab, ein klappriges Fischerboot ungeklärten Alters. Nach einigen notdürftigen Reparaturen

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