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Schumacher, Jens - Deep

Schumacher, Jens - Deep

Titel: Schumacher, Jens - Deep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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er wissen. »Wenn das U-Boot nicht abgerutscht wäre und sich in der Erdspalte verkeilt hätte?«
    Dr. Wilkins strich nachdenklich über das Narbengewebe an seinem Hals. »Das, mein Junge, möchte ich mir lieber nicht ausmalen.«

Epilog
     
    AN BORD DES TAUCHBOOTS WAVE SPEAR,
    28. SEPTEMBER 2013
     
    Zweieinhalb Stunden später saß Henry, eingewickelt in eine knisternde, goldfarbene Isodecke, neben Becca auf einem von zwei Passagiersitzen im Heck der Wave Spear und tauchte der Oberfläche entgegen.
    Mit unendlicher Erleichterung verfolgte er durch ein winziges Seitenfenster den Auftauchvorgang. Zwar wurde es mit abnehmender Tiefe nicht wirklich heller – die Sonne war an der Ober-Bäche noch nicht wieder aufgegangen –, aber Henry bildete sich ein, an Anzahl und Art der Fische, die er im Schein der Außenscheinwerfer erkannte, die schrumpfende Entfernung zur Oberfläche ablesen zu können.
    Für die Wave Spear war es die neunte Pendelfahrt zwischen Neuschwabenland und der FS Püttlitz. Eine letzte würde noch folgen, dann wären sämtliche Insassen des ramponierten Unterwasserhabitats sicher an der Oberfläche. Das Schwesterboot Walküre hatte drei Fahrten geschafft, bevor die Schäden am Rumpf die Sicherheit so stark beeinträchtigten, dass sie stillgelegt werden musste. McKenzies Ki’tenge war nur noch ein einziges Mal aufgetaucht, mit ihrem Kapitän sowie drei Wissenschaftlern an Bord. An der Oberfläche angekommen, hatte das Tauchboot mit Wassereinbrüchen und massivem Druckverlust zu kämpfen, weshalb man beschloss, es nicht weiter für die Bergung einzusetzen.
    Henry und seinem Vater war dies nur recht. Dr. McKenzie hätte ansonsten fraglos darauf bestanden, alle weiteren Rettungsfahrten mit seinem »Baby« selbst zu leiten, und sich kaum an Bord der Püttlitz in ärztliche Behandlung begeben.
    Als das erste Tauchboot längsseits des Forschungsschiffes aufgetaucht war, musste es sich zunächst einen Weg durch ein halbes Dutzend Schiffe der Küstenwache bahnen. Glücklicherweise hatten Kapitän und Besatzung der Püttlitz den Beamten keinerlei Widerstand entgegengesetzt, als diese an Bord gekommen waren. Wie sich herausstellte, waren sie von Hauschildt auf Honorarbasis gechartert worden und wussten kaum etwas über das eigentliche Ziel der Mission. Die Mannschaft kooperierte bereitwillig mit der Ordnungsmacht, half sogar beim Abtransport Hauschildts und seiner vier Handlanger, als diese einer nach dem anderen die Oberfläche erreichten, verschnürt wie Weihnachtspäckchen.
    Mittlerweile befand sich nur noch Dr. Wilkins an Bord von Neuschwabenland, assistiert vom Chef des technischen Stabs der Station. Beide hatten darauf bestanden, die Evakuierung des Habitats bis zum Schluss zu beaufsichtigen.
    Henry war mit der Entscheidung seines Vaters überhaupt nicht einverstanden gewesen. Die Temperatur in der Station war mittlerweile auf eisige fünf Grad gefallen, zwei Decks standen vollständig unter Wasser. Erst als der technische Leiter ihm versicherte, dass die Statik des Habitats vorläufig stabil sei, war er bereit, seinen Vater zurückzulassen und sich mit Becca an Bord der Wave Spear zu begeben.
    In wenigen Minuten würden sie die Wasseroberfläche erreichen und an Bord der Püttlitz gehen. Dann wäre es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie wieder festen Boden unter den Füßen hätten.
    Die Gefahr war ausgestanden.
    Henry wusste, dass er erleichtert sein sollte. Eine Sache bedrückte ihn jedoch nach wie vor, und es wurde nicht besser, je länger er darüber nachdachte.
    »Ich hätte nie gedacht, dass ich mich mal so darauf freuen würde, wieder den Wind in den Haaren zu spüren«, riss ihn Becca aus seiner Grübelei. »Oder darauf, die Sonne zu sehen -obwohl das wohl noch ein paar Stunden warten muss.« Ihre Gesichtszüge wirkten unnatürlich weich im rötlichen Licht der Innenbeleuchtung. »Wir sind weniger als vierundzwanzig Stunden dort unten gewesen, aber es kommt mir vor wie eine halbe Ewigkeit.«
    Henry nickte stumm und starrte weiter aus dem Fenster.
    Das Mädchen legte fragend den Kopfschief. »Was ist? Du siehst aus, als würde irgendwas an dir nagen.«
    Er seufzte. »Ich muss die ganze Zeit an Odenthal denken. Er blieb bei der U-196 zurück und kam bei der Zerstörung des Bootes ums Leben.« Er schüttelte sich, doch der Schauder, der ihn durchlief, hielt an. »Wenn ich mir vorstelle, wie er seine letzten Sekunden erlebt haben muss – manövrierunfähig auf dem Rücken liegend, das immer

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