Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Titel: Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher

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die Weite des Raumes hinein.
    »Hier ist nichts«, stellte Eileen schließlich fest. »Sie müssen sich im Gang getäuscht haben, Mr Gray.«
    »Hmm.« Der Funker runzelte die Stirn. »Ich war ganz sicher, dass das Stöhnen …«
    In diesem Augenblick erklang der unheimliche Laut erneut, diesmal aus dem Gang in ihrem Rücken.
    Professor Albrecht fuhr irritiert herum. »Wie kann das sein? In diesem Korridor war doch nichts.«
    »Vielleicht doch!« Henry hatte eine spontane Eingebung. Er zog die Taschenpampe aus seinem Rucksack und hetzte den Gang zurück, durch den sie gerade gekommen waren. Den Lichtkegel der Helmlampe hielt er dabei auf den rechten Fries gerichtet, den der Taschenlampe auf den linken. Obwohl es ihn einiges an Überwindung kostete, zwang er sich, beide Bilderreihen abwechselnd im Blick zu behalten.
    Und er wurde belohnt!
    Nach etwa zwei Dutzend Schritten erspähte er im Fries der rechten Wand eine Öffnung. Sie hatte sieben Ecken, war über einen halben Meter breit und so geschickt zwischen anderen Mustern ähnlicher Form und Größe versteckt, dass man sie im Vorbeigehen leicht übersehen konnte.
    Rasch holten die anderen ihn ein. Golitzin bildete eine Räuberleiter, und Eileen zog sich am Rand der Öffnung empor, bis sie mit dem Oberkörper über der Kante lag. Sie robbte vorwärts und verschwand darin.
    »Hier ist eine Kammer im Fels«, drang ihre Stimme von oben herab. »Rund, vielleicht zehn Schritte im Durchmesser, niedrige Decke. Und … da liegen Expeditionsrucksäcke!«
    Knirschend entfernten sich ihre Schritte von der Öffnung.
    Ohne auf eine weitere Meldung zu warten, bedeutete Dr. Golitzin Henry, ebenfalls in seine gefalteten Hände zu steigen und sich nach oben zu ziehen. Sekunden später war er durch den schmalen Durchgang gekrochen.
    Ein widerwärtiger Gestank schlug Henry entgegen. Er musste an das süßliche Aroma verrottenden Abfalls auf einer Müllkippe denken, doch es lag auch noch etwas anderes in der Luft: ein stechender Uringeruch, wie man ihn aus Raubtierhäusern von Zoos kannte. Mit gerümpfter Nase sah er sich um.
    Die Decke der Felskammer war so niedrig, dass Henry sich beim Aufrichten um ein Haar den Kopf stieß. Er schwenkte die Strahlen seiner beiden Lampen und entdeckte schnell die Rucksäcke, die Eileen erwähnt hatte. Es waren vier an der Zahl, unordentlich am Rand des Raumes hingeworfen. Als Henry sich weiter umsah, entdeckte er einen umgekippten Benzinkocher, mehrere leere Wasserkanister sowie einen Haufen silberner Tüten, die einmal Fertignahrung enthalten hatten.
    Henry hörte, wie sich hinter ihm Dr. Lamont ächzend durch die Öffnung schob. Er wollte sich umdrehen, um dem Arzt zu helfen, da ertönte unvermittelt Eileens bebende Stimme:
    »Hier liegt jemand!«
    Henry wirbelte herum und riss die Taschenlampe hoch.
    Eileen kniete auf der anderen Seite des Raumes, dicht neben einer Gestalt, die bewegungslos vor ihr am Boden lag. Im Handumdrehen war Henry bei ihr.
    Die Person, dem Körperbau nach ein Mann, lag auf der Seite, das Gesicht zur Wand gerichtet. Die pelzgefütterte Kapuze einer dicken Expeditionsjacke war über seinen Kopf gezogen und verbarg das Gesicht.
    Auf dem Ärmel des gelben Parkas erkannte Henry das zackige S-Logo der Spyker Corporation.
    Er spürte, wie sein Herz schneller zu schlagen begann.
    »Lebt er?«, flüsterte er.
    Eileen streckte die Hand aus und versuchte, den Mann umzudrehen. Als sie ihn berührte, ertönte erneut das raue Stöhnen, das sie von draußen gehört hatten.
    Schritte näherten sich von hinten. »Wer ist das?«, wollte Lamont wissen. »Und was ist mit ihm?«
    »Ich … ich weiß nicht.« Vorsichtig griff Eileen nach der Kapuze und streifte sie zurück. Das Licht dreier Helmlampen richtete sich auf das, was darunter zum Vorschein kam.
    Henry, Eileen und Lamont schnappten nach Luft.
    Das Gesicht des Mannes war aufgetrieben, die Haut grau und runzlig wie die eines Elefanten. Seine Augen, zwischen dicken Wülsten eingegraben, waren geschlossen und auf den ersten Blick zwischen all den Falten kaum noch auszumachen. Mund und Nasenlöcher waren ebenfalls teilweise von weichem, geschwürartigem Gewebe verdeckt. Am Hals sowie den Seiten des Gesichts hingen schlaffe Hautlappen von ähnlicher Beschaffenheit. Sie liefen zu den Enden hin spitz zu, sodass es beinahe aussah, als trüge der Mann eine Art Maske in Form eines fünfzackigen Sterns.
    Der Anblick war so grässlich, dass Henry spürte, wie seine Beine unter ihm weich wurden.
    Ein