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Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Titel: Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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Pink aufgesprüht worden, ein Indiz dafür, dass Spykers Leute diesen Weg ebenfalls eingeschlagen hatten.
    Während er zwischen den nachtschwarzen Fassaden hindurchhetzte, kam es Henry vor, als beträte er verbotenes Terrain. Diese Stadt war nicht von Menschen geschaffen worden, und sie war erst recht nicht für Menschen gemacht. Tief in seinem Innern spürte er, dass er und die anderen nicht hier sein sollten. Es fühlte sich auf eigenartige Weise verkehrt an.
    Von den Kampfhandlungen unter der Erde war nichts mehr zu hören. Entweder hatte die Schießerei aufgehört, oder sie hatten sich schon zu weit vom Schauplatz des Geschehens entfernt.
    Ohne Zwischenfalle erreichten sie den fünfeckigen Platz, auf dem sich der Eingang zum Tunnelsystem befand. Als sie sich der Öffnung im Eis näherten, erkannte Henry schon von Weitem, dass sich hier einiges verändert hatte. Das Gebiet um den Schacht war weiträumig mit gelbem Plastikband abgesperrt worden. Geräte, die aussahen, als würden sie normalerweise zum Aufreißen asphaltierter Straßen verwendet, standen in der Nähe des Einstiegs auf dem Boden. Die Öffnung selbst war zu einem Rechteck von gut zwei Metern Kantenlänge erweitert worden. In die darunterliegenden Eisschichten war eine Schräge mit mäßig steilem Gefälle gefräst worden, die bis hinunter zu den schwarzen Pflastersteinen führte.
    »Eine Rampe für Spykers Rollstuhl«, stellte Gray fest. »Isidro, dieser gewitzte Hund!«
    »Sie meinen, Spyker ist wirklich und wahrhaftig hinuntergegangen?«, wollte Eileen wissen.
    Der Funker nickte. »Natürlich. Sein Mädchen für alles wird ihm sämtliche Hindernisse aus dem Weg geräumt haben. Jede Wette, dass er unten, am Einstieg in die Stollen, eine Hebebühne oder etwas Ähnliches für den Rollstuhl seines Herrn und Meisters hat installieren lassen.«
    »Sein Mädchen für alles?«, wiederholte der Professor.
    »Isidro.« Gray trat an die Öffnung und ließ den Strahl seiner Lampe hinuntergleiten. Golitzin und Henry taten es ihm gleich.
    Rampe und Schacht waren menschenleer.
    »Was hat es mit diesem Asiaten eigentlich auf sich?«, wollte Golitzin wissen, während sie sich paarweise über die vereiste Schräge nach unten tasteten. Ihm war deutlich anzuhören, dass er Isidro für den Schuss ins Bein nach wie vor am liebsten den Hals umgedreht hätte.
    »Japaner, gebürtig aus Tokio. Spykers Leute erzählten mir hinter vorgehaltener Hand, er sei früher einmal Bodyguard eines international tätigen Drogendealers gewesen.« Vorsichtig machte Gray Schritt um Schritt, wobei er sich an einem der dicken Seile festhielt, die die Soldaten in die Seitenwand des Eisschachts eingelassen hatten. »Als sein Ex-Chef vor ein paar Jahren bei der Übergabe einer größeren Menge Heroin in einen Hinterhalt gelockt wurde, soll Isidro sechs Männer des feindlichen Kartells auf extrem brutale Weise umgebracht haben – ohne Waffen, lediglich mithilfe seiner Hände und Füße.«
    »Blin! Und doch kann er auch mit Schusswaffen ziemlich gut umgehen, wie ich feststellen musste.«
    »Isidro wurde festgenommen und wegen sechsfacher vorsätzlicher Tötung zu lebenslanger Haft verurteilt«, fuhr Gray fort. »Wayne Spyker, dem die bemerkenswerten Fähigkeiten des Asiaten zu Ohren gekommen waren, sorgte mithilfe seiner Anwälte und seines Einflusses dafür, dass Isidro schon nach ein paar Wochen wieder freikam, und stellte ihn als Leibwächter ein. Seitdem ist der Japaner ihm ergeben wie ein Hund – ein Kampfhund, wohlgemerkt, der ohne zu zögern für seinen Herrn in den Tod gehen würde.«
    Auch der Hohlraum am Fuß des Eisschachts war von Spykers Leuten vergrößert worden. Und wie Gray vermutet hatte, war über der fünfeckigen Einstiegsöffnung, die in die Tunnel hinabführte, ein Zugsystem mit Seilen und Rollen angebracht worden. Damit mussten die Soldaten Spykers All-Terrain-Vehikel in die Tiefe gelassen haben.
    »Hören Sie etwas?«, fragte Henry, während Golitzin in den Schacht hinableuchtete.
    »Nein. Totenstille. Entweder sind wir hier zu weit entfernt, oder …« Der Russe ließ den Satz unvollendet.
    Einen Augenblick starrten sie schweigend in das finstere Loch hinab. Da hallte plötzlich, wie aufs Stichwort, das ferne Husten einer MP-Salve zu ihnen herauf.
    »Es ist noch jemand am Leben«, stieß Eileen hervor. »Rasch, hinunter!«
    Innerhalb kürzester Zeit fand sich Henry in dem hohen Korridor mit den glänzenden schwarzen Wänden wieder, den Golitzin, Lincoln und er wenige

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