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Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Titel: Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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so kurzer Zeit auf diese Weise zu entstellen.«
    »Das Erbe der Alten Wesen …« Die Worte von Henrys Vater waren zwischen seinen japsenden Atemzügen kaum noch zu verstehen. »Flieht, bevor …«
    »Er atmet so schnell.« Besorgt wandte sich Henry an Dr. Lamont. »Können Sie ihm nicht etwas geben, was …«
    »Wenn es die Zivilisation erreicht, ist alles verloren!«
    Donald Wilkins’ Körper bäumte sich auf, seine Lider flatterten ein letztes Mal, dann sackte er bewegungslos in sich zusammen.
    Sofort war Lamont über ihm, hob eines seiner Lider an, prüfte Atmung und Puls. »Er hat das Bewusstsein verloren«, stellte er fest. »Vermutlich hat er sich zu stark aufgeregt. Aber in seinem gegenwärtigen Zustand ist es vielleicht sogar besser so.« Er schloss seinen Rucksack und schulterte ihn. »Wir müssen ihn an die Oberfläche schaffen. Ich brauche Licht, Strom und heißes Wasser für die weitere Behandlung. Dr. Golitzin, würden Sie mir bitte …«
    »Ich werde Ihnen helfen!« Henrys Stimme zitterte, aber er war fest entschlossen.
    Lamont bedachte ihn mit einem zweifelnden Blick, doch dann nickte er. »Einverstanden. Sieh her, wie ich mir einen Arm deines Vaters über die Schulter lege. Du machst auf der anderen Seite dasselbe. Falls dir unterwegs die Kraft ausgeht, können dich Dr. Golitzin oder Mr Gray ablösen.«
    »Ich schaffe es!« Henry wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht. Er würde seinen Vater bis ans andere Ende der Welt tragen, egal wie schwach sich seine Beine anfühlten.
    »Apropos: Wo steckt Gray eigentlich?«, wollte Eileen wissen und sah sich mit suchendem Blick in der Felskammer um.
    »Er ist draußen geblieben und hält im Korridor Ausschau nach unliebsamen Besuchern«, erklärte Professor Albrecht.
    Vorsichtig brachten Lamont und Henry seinen Vater in eine aufrechte Position. Just als Henry sich einen seiner Arme über die Schultern legte, erklang von draußen plötzlich die gepresste Stimme des Funkers.
    »Hören Sie mich? Also, ich bin mir nicht sicher, aber … ich glaube, ich habe gerade etwas gehört. Aus der Richtung, aus der wir vorhin gekommen sind.«
    Golitzin drehte sich um und humpelte zum Durchgang. »Was haben Sie gehört? Wieder Schüsse?«
    Gray zögerte, bevor er antwortete. »Nein, keine Schüsse. Es klang eher wie Schritte. Schlurfende, verstohlene Schritte.«
    In diesem Augenblick ertönte irgendwo in den Tiefen des Stollenlabyrinths ein Geräusch, von dem Henry gehofft hatte, es in seinem ganzen Leben nie wieder hören zu müssen: ein gurgelndes, auf- und abschwellendes Jaulen in einer unmenschlich hohen Tonlage.
    Es war dasselbe winselnde Heulen, das auf der Videoaufnahme des getöteten Hank Brannigan zu hören gewesen war. Und es kam beunruhigend schnell näher!

32
     
    IM TUNNELSYSTEM, 18. APRIL 2013
     
    Wild hüpften die Lichtstrahlen ihrer Helmlampen über die verzierten Wände des Korridors. Jeder rannte, was seine Beine hergaben. In Henrys Fall war das erheblich langsamer, als er gerne gewollt hätte. Der Arm seines Vaters über seiner Schulter schien Zentner zu wiegen, und das unmenschliche Heulen aus dem Tunnel hinter ihnen sorgte dafür, dass sich seine Beine weich wie Pudding anfühlten. Doch er biss die Zähne zusammen. Sie waren nicht der Gefangenschaft durch Spyker und seine Männer entronnen und hatten seinen Vater in den Weiten des unterirdischen Labyrinths gefunden, um jetzt aufzugeben. Sie mussten es schaffen!
    Den bewusstlosen Donald Wilkins durch den engen Durchgang zu bugsieren, war leichter gewesen, als Henry befürchtet hatte. Nachdem er, Golitzin und Eileen vorausgekrochen waren, schoben Dr. Lamont und der Professor seinen Vater mit den Beinen voran durch die kurze steinerne Passage. So konnten sie ihn mühelos in Empfang nehmen und zu Boden gleiten lassen.
    Die anschließende Flucht gestaltete sich dagegen umso schwieriger. In Filmen sah es immer ganz leicht aus, wenn Ohnmächtige von einem oder zweien ihrer Freunde davongeschleppt wurden. Das lag allerdings daran, dass die betreffende Person nicht wirklich das Bewusstsein verloren hatte und unmerklich mit den Beinen nachhelfen konnte. In der Realität, mit einem echten Bewusstlosen, war es eine verdammte Plackerei.
    Obwohl Donald Wilkins stark an Gewicht verloren hatte, wog er noch immer deutlich mehr als beispielsweise der schmächtige Professor. Henry musste sich fest in seinen Unterarm krallen, um sie an Ort und Stelle zu halten, während seine Beine schlaff zwischen

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