Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Titel: Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
Vom Netzwerk:
erkennen, denn er verzog sein graues Gesicht zu einer Art Lächeln.
    »Henry«, hauchte er tonlos.
    Ohne dass er es verhindern konnte, schossen Henry erneut Tränen in die Augen. Er hatte seinen Vater im Laufe ihrer gemeinsamen Reisen manches Mal angeschlagen oder krank erlebt. Doch der Mann, der jetzt vor ihm lag, hatte kaum noch Ähnlichkeit mit dem Donald Wilkins, den er kannte. Die Erkenntnis versetzte ihm einen schmerzhaften Stich ins Herz.
    Dr. Lamont kniete sich neben dem Kranken nieder und fühlte erneut dessen Puls. Offensichtlich zufrieden, griff er zur Wasserflasche und flößte Henrys Vater einige Schlucke ein. Anschließend reinigte er ihm Mund, Augen und Nase mit einem feuchten Tuch. Zuletzt injizierte er ihm ein weiteres Mittel aus seinem Rucksack.
    Henry half, so gut er konnte. Er wickelte einen Proteinriegel aus und hielt ihn seinem Vater hin. Da dieser jedoch nicht richtig abbeißen konnte, zerbröselte Henry den Riegel in kleine Stücke, die er in Wasser einweichte. Mithilfe einer Schraubverschlusskappe flößte er seinem Vater den dicklichen Brei ein, der ihn gierig schluckte, ohne seinen Sohn dabei aus den Augen zu lassen.
    Im Hintergrund entwickelte der Rest der Gruppe unterdessen ebenfalls eine gewisse Aktivität. Henry war zu sehr auf seinen Vater fokussiert, daher bekam er kaum etwas davon mit. Erst als Dr. Lamont sich erhob und fragend in Richtung des Steinwalls hinüberschaute, wandte auch er sich um.
    Golitzin, Gray, Eileen und der Professor hatten die Leichen von Spykers Männern ans andere Ende der Höhle geschafft und mit einer Kunststoffplane bedeckt. Der Bereich hinter dem Wall war notdürftig gesäubert, nur ein paar schwarze Rucksäcke und ein rechteckiger Metallkoffer waren jetzt noch dort.
    Als Golitzin ihre fragenden Blicke bemerkte, kam er herüber.
    »Wir haben etwas aufgeräumt«, erklärte er. »Die Kreaturen haben hier erst kürzlich einen Kampf ausgetragen, folglich werden sie kaum damit rechnen, just an diesem Ort erneut auf Eindringlinge zu stoßen. Wir sollten fürs Erste sicher sein.« Er drehte sich um und sah zu dem steinernen Schutzwall hinüber. »Und falls wir doch angegriffen werden, haben wir wenigstens eine gute Gefechtsposition.«
    »Die hat ja schon Spykers Männern viel genützt«, bemerkte Lamont sarkastisch.
    Der Russe stemmte die Hände in die Hüften. »Wie ich die Sache sehe, sind wir momentan kaum in der Verfassung weiterzugehen. Wir sollten rasten, Kräfte sammeln und unser weiteres Vorgehen planen. Oder haben Sie eine bessere Idee?«
    »Nein, natürlich nicht. Entschuldigen Sie.« Lamont sah Donald Wilkins fragend an. »Wir wollen hinüber zu den anderen gehen, Donald. Denken Sie, dass Sie aufstehen können? Oder sollen wir Sie tragen?«
    Henrys Vater schluckte den Rest des Proteinbreis herunter und nickte schwach. »Ich … will es versuchen. Aber ich fürchte, ihr müsst mich stützen.«
    Henry und Dr. Lamont packten zu und Donald Wilkins kam schwankend auf die Beine. Zitternd hakte er sich bei den beiden unter und legte auf diese Weise die zehn Schritte zum Steinwall zurück, ohne zu stürzen. Eileen hatte dort bereits ein Lager aus Decken vorbereitet, auf das er sich stöhnend niedersinken ließ.
    Während Lamont ihm erneut zu trinken gab und ein Fieberthermometer zückte, stellte Henry überrascht fest, dass ein ganzes Arsenal an Feuerwaffen in Reih und Glied an die Innenseite des Walls gelehnt stand.
    »Viele der Waffen, die Spykers Männer mitgebracht haben, sind noch funktionstüchtig«, erklärte Golitzin mit einem Schulterzucken. »Falls die Biester uns hier aufspüren sollten, brauchen wir es ihnen ja nicht leichter zu machen als unbedingt nötig, oder?«
    »Wir haben im Marschgepäck der Soldaten Proviant und Wasser gefunden«, fügte Eileen hinzu und deutete auf die Rucksäcke, die am Rand des Walls aufgestapelt lagen. »Damit sollten wir es eine Weile aushalten.«
    Henry lag eine Bemerkung auf der Zunge, dass er eigentlich nicht vorgehabt hatte, sich hier häuslich einzurichten. Aber Eileen meinte es nur gut. Seufzend ließ er sich auf dem eckigen Stahlkoffer nieder, der neben den Maschinenpistolen auf dem Boden stand.
    »Das würde ich an deiner Stelle lieber nicht tun«, sagte Dr. Golitzin.
    »Wieso? Was ist das?« Henry musterte den Koffer prüfend. Er bestand aus schwarzem, offenbar sehr stabilem Metall, war nicht viel größer als ein Aktenkoffer und etwa doppelt so dick. Auf beiden Seiten klebte ein handgroßer Sticker mit einem

Weitere Kostenlose Bücher