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Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Titel: Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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zusammen sein …
    Und doch erwachte ich. Ich schlug die Augen auf- und war sofort der festen Überzeugung, dass ich noch immer träumte.
    Denn ich blickte in dein Gesicht, Henry!

36
     
    IM TUNNELSYSTEM, 18. APRIL 2013
     
    Kaum hatte Donald Wilkins den letzten Satz beendet, brach er in einen keuchenden Hustenanfall aus. Henry beugte sich vor und half seinem Vater, der während seiner Erzählung immer weiter in sich zusammengesackt war, zurück in eine aufrechte Sitzposition. Als er aufsah, nahm er überrascht wahr, dass es in der Höhle merklich dunkler geworden war. Durch die eisverstopfte Öffnung in der Höhlendecke fiel kein Lichtschimmer mehr. Offenbar war an der Oberfläche inzwischen die Sonne untergegangen. Das Licht der auf dem Steinwall platzierten Helmlampen reichte allerdings mühelos aus, um Henry die fassungslosen und ratlosen Mienen der Umsitzenden erkennen zu lassen.
    »Dad, du …« Irgendwie hatte Henry das Gefühl, dass er als Erster etwas sagen musste. »Was hat das alles zu bedeuten? Diese Träume … wie kann man denn träumen, dass man eine Flüssigkeit ist?«
    »Diese Erinnerungen an eine Kultur außerhalb der Erde«, hob Professor Albrecht an. »Woher sollten sie …«
    »Wieso haben Sie diese Monster in den Stollen als Brüder bezeichnet?«, wollte Boris Golitzin mit verwirrtem Gesichtsausdruck wissen.
    Henrys Vater, der noch immer hustete, schaute mit wildem Blick in die Runde. »Versteht ihr denn nicht?«, brachte er zwischen zwei japsenden Atemzügen hervor. »Die Sonde …«
    »Ruhig, Donald.« Dr. Lamont legte ihm sanft eine Hand auf den Arm. »Sie haben sich mit Ihrem Bericht stark verausgabt. Ruhen Sie sich aus, bis Sie sich besser fühlen. Warten Sie …« Er griff in seinen Rucksack und holte ein flüssigkeitsgefülltes Plastikröhrchen heraus. »Ich gebe Ihnen noch ein Kräftigungsmittel. Es enthält eine entzündungshemmende Komponente. Möglicherweise verlangsamt das die krankhaften Prozesse in Ihrem Körper … worum auch immer es sich dabei handelt.« Er zog das Präparat auf eine Einwegspritze und injizierte es seinem Patienten in die Armbeuge.
    Donald Wilkins ließ sich auf sein Lager sinken. Seine Augen zwischen den grauen Hautwülsten sahen die Umsitzenden auffordernd, beinahe flehend an.
    Eileen wandte sich an Dr. Lamont: »Was könnte Donalds Körper derart verunstaltet haben? Ich habe gesehen, dass Sie ihn während der letzten halben Stunde nicht aus den Augen gelassen haben. Ist Ihnen vielleicht etwas eingefallen, das Licht auf diese schrecklichen Veränderungen werfen könnte?«
    »Wie gesagt: Symptome wie diese habe ich noch nie gesehen«, erwiderte Lamont langsam. »Bei genauerer Betrachtung erinnern sie mich allerdings an eine Krankheit mit Namen Akromegalie.«
    »Akromegalie?« Eileen hob fragend eine Braue.
    »Bei dieser seltenen Erkrankung produziert die Hypophyse, also die Hirnanhangdrüse, als Folge einer Fehlfunktion unkontrollierte Mengen eines bestimmten Wachstumshormons. Dieses sorgt dafür, dass manche Partien des Körpers immer weiter wachsen, vorzugsweise solche an den Enden der Glieder: Hände, Füße, Kinn und Unterkiefer, Ohren, Nase und Augenbrauenwülste. Auch einzelne Organe können sich im Verlauf der Erkrankung anormal vergrößern.« Er hielt inne, runzelte die Stirn.
    »Und Sie meinen, Dad könnte Agromo –«, hob Henry an.
    »Akromegalie.« Lamont schüttelte den Kopf. »Nein, das glaube ich nicht. Zum einen stimmen die Symptome nicht überein. Bei deinem Vater haben Haut- und Muskelgewebe zu wuchern begonnen, und zwar in einem Ausmaß, wie es bei Akromegalie nicht vorkommt. Auch die Geschwindigkeit, mit der die Veränderungen eingetreten sind, spricht gegen eine endokrinologische Erkrankung.« Er wandte sich an Eileen. »Wie viel Zeit ist vergangen, seit Donald sich mit seinen drei Kollegen nach hier unten zurückgezogen hat?«
    »Wenn der Angriff auf das Lager am vierten April passierte, wie es in der Videoaufzeichnung eingeblendet stand, ist es rund zwei Wochen her.«
    Lamont schüttelte erneut den Kopf. »Das ist viel zu kurz für eine hormonell ausgelöste Mutation.«
    »Wobei die Veränderungen bei Donald noch deutlich langsamer abliefen als bei den anderen Betroffenen«, gab der Professor zu bedenken. »Sowohl die Mitglieder seines Teams als auch jene, die mit ihm in die Tunnel flohen, veränderten sich schon innerhalb von ein bis zwei Tagen so stark, dass sie in einem Zustand geistiger Verwirrung davonliefen.«
    Lamont nickte.

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