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Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Titel: Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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»Der Prozess muss absurd schnell vonstattengehen … und bei Donald aus irgendeinem Grund extrem verlangsamt ablaufen.« Er betrachtete stirnrunzelnd die verwachsenen Finger von dessen rechter Hand. »Andernfalls würden wir ihn jetzt gar nicht mehr wiedererkennen.«
    Henry hörte nur mit halbem Ohr zu. Er dachte über die Dinge nach, von denen sein Vater berichtet hatte. »Könnte es eine Art Virus sein? Eines, mit dem sich alle Erkrankten angesteckt haben?«
    »Du hast doch gehört, es gibt keine Gemeinsamkeit zwischen sämtlichen Betroffenen«, erinnerte ihn Eileen. »Ein paar hatten Kontakt mit der aus dem Eis geborgenen Kreatur, andere mit der grünen Flüssigkeit aus dem Tunnellabyrinth.«
    »Ich sehe durchaus eine Gemeinsamkeit«, widersprach Henry. »Was, wenn es sich immer um denselben Erreger gehandelt hat und das graue Wesen nur ein Überträger war?«
    Er hatte den Satz kaum beendet, als wieder Aktivität in den geschwächten Körper von Donald Wilkins kam. Bebend richtete er sich auf, packte Henrys Hand und holte Luft, um etwas zu sagen. Doch ein erneuter Hustenanfall kam ihm zuvor.
    »So muss es gewesen sein«, fuhr Henry aufgeregt fort. Ein Schauer lief ihm über den Rücken, als sich die Puzzlestücke vor seinem geistigen Auge zusammenzusetzen begannen. »Wenn wir ein paar der Dinge berücksichtigen, die Dad im Fieber geträumt hat, ergibt alles einen Sinn!«
    Lamont sah ihn zweifelnd an. »Ich will deinem Vater nicht zu nahe treten, Henry, aber was er da geträumt hat – vom Flug durch die Weiten des Alls, von seiner Landung auf der Erde, vom Bau dieser Stadt und so weiter –, das waren selbstverständlich keine Erinnerungen, sondern durch das Fieber ausgelöste Wahnvorstellungen.«
    An Henrys Seite schüttelte Donald Wilkins entschieden den Kopf. Sein Atem ging abgehackt und pfeifend, dennoch versuchte er wieder, Worte hervorzubringen. »Keine Erinnerungen an Dinge, die ich als Donald Wilkins erlebt habe«, zischte er. »Sondern der Erfahrungsschatz von jemand … etwas … das jetzt in mir steckt.«
    »Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht folgen.« Lamont sah seinen Patienten voller Sorge an. Offensichtlich fürchtete er nicht mehr allein um dessen Gesundheit, sondern auch um seine geistige Zurechnungsfähigkeit.
    »Ich glaube, ich verstehe, was Dad meint«, mischte sich Henry erneut ein, von dessen Rücken die Gänsehaut mittlerweile gar nicht mehr weichen wollte. »Vielleicht lag Lincoln mit seiner Interpretation der Reliefs, die wir in der runden Halle entdeckt haben, nur zum Teil richtig. Vielleicht brachte das abgebildete Raumschiff die Sonde, wie Dad sie nannte – vor hundert Millionen Jahren gar keine außerirdischen Wesen zur Erde. Sondern lediglich diese grüne Flüssigkeit.«
    Donald Wilkins stieß einen erleichterten Seufzer aus und sank zurück auf seine Decken. Er nahm die Wasserflasche, die Henry ihm hinhielt, und trank einige Schlucke. Als er anschließend sprach, war seine Stimme rau und schwach, aber wieder zu verstehen.
    »Die Sonde trug kein Leben im eigentlichen Sinne. Sie hatte eine kleine Menge einer extrem reaktiven genetischen Substanz an Bord.« Er pausierte, trank erneut. »Dieser Stoff war in der Lage, jede Lebensform, die damit in Kontakt kam, binnen kürzester Zeit umzuwandeln – vollständig umzuwandeln, in ein Wesen, widerstandsfähig und stark genug, um die Ziele seiner Herren in die Tat umzusetzen.«
    Donald Wilkins’ Worte hallten unwirklich unter der hohen Decke nach. Die Umsitzenden sahen ihn mit großen Augen an.
    »Hast du die grauen Kreaturen deswegen ›Dienerwesen‹ genannt?«, wollte Eileen wissen. »Weil sie den Willen derer ausführten, die dieses Mutagen einst hierhergeschickt hatten?«
    »Ihr Auftrag war es, diese Stadt zu errichten«, führte Henry seinen Gedanken weiter aus. »Die fremden Wesen schickten lediglich den Keim für eine Dienerrasse, die die Erde für sie kolonisieren sollte. Damit sie bei ihrer späteren Landung alles so vorfänden, wie sie es wünschten.«
    »Vor hundert Millionen Jahren …«, murmelte Professor Albrecht fasziniert. »Die ersten Wesen, die mit der Substanz in Kontakt gekommen sind, müssen Dinosaurier gewesen sein – genau wie Donald es in seinen Träumen gesehen hat. Später dürften Säugetiere hinzugekommen sein, noch später, als der antarktische Kontinent immer weiter nach Süden abdriftete, Robben und Pinguine.«
    Donald Wilkins’ Gesicht, obgleich entstellt, spiegelte maßlose Erleichterung wider –

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