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Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Titel: Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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Erleichterung, dass seine Botschaft endlich verstanden worden war. Er räusperte sich gurgelnd. »In meinen Träumen konnte ich spüren, dass weitere Metropolen wie diese geplant waren«, flüsterte er. »Aber die Antarktis kühlte immer mehr ab, das Eis breitete sich aus. Umwandlungsfähiges Ausgangsmaterial für neue Dienerwesen wurde rar.«
    Golitzin nickte. »Natürlich: Die Fauna konzentrierte sich auf die Küstengebiete, wo sie noch heute anzutreffen ist. Im Landesinnern gab es irgendwann gar keine Tiere mehr.«
    Henrys Vater stieß ein bestätigendes Röcheln aus. »Die Dienerwesen, die es bereits gab – in der Hochphase dieser Stadt Zehntausende –, waren zwar sehr widerstandsfähig gegen Kälte, doch ihre Lebenserwartung war nicht unbegrenzt. Nach und nach starben sie, und die Stadt starb mit ihnen.«
    »Einen Moment mal«, mischte sich Morten Gray ein, der schweigend am Rand gesessen und konzentriert zugehört hatte. »Diese Stadt ist nicht ausgestorben! Wir haben die grauen Teufel mit eigenen Augen gesehen, Dr. Wilkins.«
    Henry wechselte einen kurzen Blick mit seinem Vater. Als er sicher war, dass dieser ihm nur zu gern das Wort überließ, wandte er sich an Gray und schüttelte den Kopf. »Sie haben es immer noch nicht verstanden. Das Einzige, was hier noch aktiv war, als sich das Gebirge nach Jahrmillionen wieder über das Schildeis erhob, war die reaktive Substanz in ihrer Wanne in dem sternförmigen Raum. Dazu geschaffen, unendlich lange in der eisigen Kälte des Weltraums zu überdauern, machte ihr das lange Eingefrorensein nicht das Geringste aus.«
    Sein Vater nickte und drückte dankbar Henrys Hand.
    »Aber die Kreaturen, die Dr. Wilkins’ Lager angriffen …«, hob Gray erneut an.
    »… waren seine eigenen Leute – jene vier Mitarbeiter, die Tage zuvor davongelaufen waren!« Jetzt hatte auch Eileen die Zusammenhänge begriffen. »Deswegen war Donald im Rückblick so erschüttert, dass es genau vier Angreifer waren.«
    »Aber wie hatten sie sich infiziert?«, wollte Golitzin wissen. »Wilkins’ Team war zu diesem Zeitpunkt noch mehrere Tagesreisen von der Stadt entfernt. Also auch von der grünen Substanz.«
    »Der Überträger muss das Wesen gewesen sein, das Dad zusammen mit den anderen vier aus dem Eis geholt hat«, erklärte Henry geduldig. »Offenbar geht die reaktive Eigenschaft der Substanz auf die umgewandelten Organismen über und bleibt auch nach deren Tod erhalten.«
    »Das hieße, wer eins der grauen Wesen berührt …«, murmelte Eileen schaudernd.
    »Ha!« Golitzins Hand schnellte in die Höhe, als habe er einen Fehler in der Geschichte entdeckt. »Und wo soll das Biest, das dein Vater ausgrub, hergekommen sein, wenn in der Stadt schon seit Urzeiten keine Dienerwesen mehr lebten?«
    Henry holte schon Luft, um etwas zu erwidern, als ihm auffiel, dass er es nicht konnte. Hilfe suchend blickte er zu seinem Vater.
    »Darüber habe ich mir lange Gedanken gemacht«, gab Donald Wilkins krächzend zu. »Im Grunde gibt es nur eine Erklärung. Vor zehn- oder zwanzigtausend Jahren, kurz nachdem dieses Gebirge wieder aus dem Eis aufgestiegen war, muss sich irgendwo ein Zugang zum Tunnelsystem geöffnet haben. Möglicherweise existieren Verbindungen zwischen einigen der Gebäuden und den Tiefgeschossen. Ein Kapsturmvogel, vielleicht auch ein Albatros, muss in dieser Phase in der Stadt gelandet sein und unbeabsichtigt in die Stollen geraten sein. Dort kam er in Kontakt mit der außerirdischen Substanz.« Er brach in ein trockenes Husten aus und sah Henry flehend an. Der nickte und setzte die Darstellung seines Vaters zögernd fort, wobei er sich nach jedem Satz vergewisserte, ob seine Worte in dessen Sinne waren.
    »Der infizierte Vogel verließ die Stadt und flog nach Westen.«
    Nicken.
    »Er kam ein paar Hundert Kilometer weit, bevor die Umwandlung einsetzte.«
    Nicken.
    »Der Vogel verwandelte sich in ein graues Dienerwesen – das erste, das seit Jahrmillionen wieder auf diesem Planeten wandelte.«
    Erneutes Nicken.
    »Doch ohne Nahrung hatte selbst eine so zähe Kreatur in den Tiefen der Eiswüste keine Überlebenschancen. Sie starb und wurde vom Eis eingeschlossen – bis Dad sie dort entdeckte und ausgrub.«
    Eileen massierte sich nachdenklich die Schläfen. »Tatsächlich war in Dr. Cleggs Untersuchungsbericht von einem schnabelartigen Organ anstelle eines Mauls die Rede«, erinnerte sie sich.
    Donald Wilkins räusperte sich umständlich. »Ich vermute, dass gewisse Primärmerkmale

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