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Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Titel: Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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das wir tun können …« Boris Golitzin erhob sich und wandte sich langsam um.
    Henry folgte ihm mit den Augen. Als er sah, worauf der nachdenkliche Blick des Russen ruhte, rann ihm eine Gänsehaut über den Rücken.
    Es war der stählerne Koffer, den Wayne Spyker mit ins Felslabyrinth gebracht hatte.

37
     
    IM TUNNELSYSTEM, 18. APRIL 2013
     
    »Eins muss man Spykers Soldaten lassen«, rief Boris Golitzin über die Schulter und nahm seinen humpelnden Trott wieder auf. »Ihren Job haben sie ordentlich gemacht.« Im Lichtkegel der Taschenlampe, die er in der Hand hielt, war ein großer, rosa schimmernder Pfeil auf der Felswand zu erkennen, der achte oder neunte, seit sie die Höhle verlassen hatten. »Der Weg, den sie vom Eingang in die Tiefen des Labyrinths zurückgelegt haben, ist besser ausgeschildert als die Standorte der öffentlichen Toiletten in McMurdo. Wenn das so bleibt, sind wir in spätestens zehn Minuten an der Oberfläche.«
    »Das wäre auch verdammt noch mal besser so«, keuchte Eileen und verlagerte ihren Griff um Donald Wilkins’ rechten Arm, der schwer über ihrer Schulter lag.
    Da sein Vater wieder bei Bewusstsein und in einigermaßen stabiler Verfassung war, waren sie übereingekommen, ihn wieder aufrecht zwischen sich zu nehmen, ihn zu stützen und gegebenenfalls hin und wieder ein paar Schritte zu tragen. Da Henry und Golitzin nach der überstürzten Flucht noch zu angeschlagen waren, hatten Eileen und Lamont sich erboten, den Transport für das erste Stück des Weges zu übernehmen.
    Seit einer Viertelstunde hetzten sie jetzt schon wieder durch die Finsternis, immer auf der Hut, ob nicht irgendwo in der Ferne das unirdische Heulen der grauen Wesen erklänge. Dr. Golitzin, der sie anführte, folgte den Markierungen, die Spykers Männer auf ihrem Weg in die Tiefe angebracht hatten. Auf diese Weise kamen sie einigermaßen zügig voran.
    Henry erkannte im Licht seiner Helmlampe, dass die Gesichter Eileens und Dr. Lamonts gerötet und schweißnass waren. Mit besorgtem Blick trabte er neben ihnen her. »Soll ich für Sie übernehmen?«, bot er an.
    Die Wissenschaftlerin schüttelte den Kopf. »Unsinn!«
    »Aber Sie sagten doch eben …«
    »Ich meinte, es wäre verdammt noch mal besser, hier raus zu sein, bevor die halbe Stunde um ist.« Etwas lauter, in Golitzins Richtung gewandt, fügte Eileen hinzu: »Ließ sich der Zeitzünder wirklich nicht länger einstellen?«
    »Keine Chance. Dreißig Minuten waren das äußerste Maximum.« Golitzin erreichte eine fünfeckige Kreuzungskammer und stoppte, um in den abgehenden Stollen nach der nächsten Markierung zu suchen. »Angesichts der potenziellen Sprengkraft der Bombe war die Zündeinheit ziemlich erbärmlich, ein besserer Küchenwecker, wenn Sie so wollen.« Sein Lichtstrahl fand einen pinkfarbenen Pfeil an der Wand. »Aber keine Angst: Bis das Ding losgeht, sitzen wir längst bei Lincoln im vorgeheizten SnoCat und rauschen mit Höchstgeschwindigkeit …«
    Ein winselndes Heulen schnitt ihm das Wort ab.
    »Brutproklat!«
    »Da sind sie«, wimmerte Henrys Vater kaum hörbar.
    »Woher kommt das?« Der Strahl von Professor Albrechts Helmlampe zuckte aufgeregt von einer Stollenöffnung zur nächsten.
    »Von dort!«, riefen Eileen, Henry und Gray gleichzeitig – und deuteten auf drei verschiedene Tunnel, darunter den mit dem rosafarbenen Pfeil.
    Golitzin stieß einen weiteren russischen Fluch aus. »Was machen wir jetzt? Wenn wir von der markierten Route abweichen, schaffen wir es nie rechtzeitig nach oben, bevor …«
    Ein hartes Klackern hallte plötzlich von den Wänden wider. Es kam aus dem Tunnel direkt vor ihnen.
    »Das sind Schritte«, stellte Golitzin überrascht fest. »Armeestiefel, wie es sich anhört.«
    »Dann kann es keines der grauen Wesen sein«, sagte Henry sofort. »Die tragen keine Schuhe.«
    »Vielleicht hat einer von Spykers Leuten überlebt?«, überlegte Eileen laut.
    »Oder es ist eine Falle dieser raffinierten Biester«, fügte Lamont schwer atmend hinzu.
    »In diesem Fall würden sie uns kaum mit ihrem Heulen darauf aufmerksam machen, dass sie da sind«, widersprach Professor Albrecht.
    »Was immer es ist, es kommt näher«, stellte Henry mit rauer Stimme fest.
    Die Schritte aus dem Tunnel waren jetzt schon viel lauter. Mittlerweile konnte Henry noch etwas anderes vernehmen: keuchenden Atem, in unregelmäßigen Abständen unterbrochen von einem leisen Wimmern. Die Laute erinnerten ihn an ein verstörtes Kleinkind. Natürlich

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