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Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Titel: Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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SnoCat von Neuem die Führung. Henry verspürte kein Verlangen, erneut durch die Kälte zu spazieren, daher blieb er, wo er war.
    Sie waren noch keine halbe Stunde in der geänderten Reihenfolge unterwegs, da bremste der Russe vor ihnen abrupt ab. Lamont hielt dicht hinter ihm und erkundigte sich über Bordfunk, was los sei.
    »Etwa achthundert Meter voraus, ungefähr auf ein Uhr, ist etwas«, kam Golitzins Stimme leicht verzerrt zurück. »Es sieht so aus, als sei das Eis dort vor einer Weile vom Schnee geräumt worden. Und durchs Fernglas sind mehrere leuchtend gelbe Kisten auszumachen. Ich denke, wir haben Dr. Wilkins’ Ausgrabungsstätte gefunden.«

7
     
    ANTARKTIS, 08. APRIL 2013
     
    Als sie wenig später die Fahrzeuge verließen, zeigte sich, dass Dr. Golitzin recht hatte. Eingerahmt von einem Halbkreis schneebedeckter Felsen, die sich mehrere Meter aus dem vereisten Boden erhoben, befand sich eine Fläche von der Größe eines Tennisplatzes. Der Schnee darauf lag wesentlich niedriger als ringsumher, das Eis musste hier vor nicht allzu langer Zeit geräumt worden sein. Am hinteren Rand der Fläche standen, bedeckt von einer kaum fingerdicken Schneeschicht, zwei leuchtend gelbe Kunststoffkisten. Ein gezacktes, s-förmiges Symbol war in die Seitenflächen eingeprägt.
    Dr. Lamont stapfte hinüber, um die Container zu untersuchen. Henry machte Anstalten, ihm zu folgen, doch Eileen drückte ihm eine Schaufel in die Hand und nickte auffordernd in Richtung Boden. Ohne recht zu wissen, wozu das gut sein sollte, half er ihr und dem Professor dabei, die dünne Schneedecke zu beseitigen.
    Nachdem sie mehrere Quadratmeter nacktes Eis freigelegt hatten, fiel Henry auf, dass der ganze Platz von kleinen Löchern übersät war, die meisten davon etwa so dick wie ein Filzschreiber.
    »Das müssen die Überreste des norwegischen Lagers sein«, erklärte Golitzin. Sein Atem stand als dicke weiße Wolke vor seinem zur Unkenntlichkeit vermummten Gesicht. Mit einer behandschuhten Hand deutete er auf mehrere in einem Rechteck angeordnete Öffnungen. »Die Norweger hatten ihre Zelte mit Bolzen im Eis verankert. Nicht unüblich, wenn man weiß, dass man Tage oder gar Wochen am selben Ort verweilen will.«
    »Die Norweger. Aha.« Enttäuscht musterte Henry die scheinbar willkürlich verstreuten Vertiefungen im Boden. »Und Dad?«
    »Dein Vater war ebenfalls hier«, behauptete Golitzin. »Ein paar dieser Löcher dürften von den Zelten seines Teams stammen.«
    »Und in den Kisten haben sie ihre Abfälle verstaut.« Dr. Lamont hatte seine Untersuchung der gelben Plastikkanister beendet und kam mit knirschenden Schritten zurück. »Die Menge an Verpackungen und Nahrungsresten deutet auf einen Aufenthalt von mindestens einer, maximal zwei Wochen hin.«
    »Sie haben ihren Abfall hiergelassen?« Henry runzelte die Stirn. »Wozu denn das?«
    »Das kann nur bedeuten, dass Donald vorhatte, noch einmal hier vorbeizukommen«, vermutete Eileen. »Er und sein Team wollten auf der Weiterfahrt keinen unnützen Ballast mitschleppen, deshalb ließen sie ihren Müll hier, um ihn auf dem Rückweg wieder aufzusammeln.«
    Henry starrte die gelben Kisten an. »Aber sie sind nicht zurückgekehrt, jedenfalls nicht bis heute …«
    Ein gellender Ruf ließ die kleine Versammlung herumfahren.
    Er stammte von Lincoln. Der junge Mann stand in der Nähe der schwarzen Felsen und winkte aufgeregt. »Da!«, stieß er hervor, kaum dass sie bei ihm waren, und deutete auf eine kreisrunde Öffnung im Eis von etwa zwanzig Zentimetern Durchmesser. »Ein Bohrloch.«
    »Hier haben die Norweger also ihre Proben entnommen.« Dr. Golitzin ging auf die Knie und untersuchte den Boden rund um die Öffnung. »Hm-hmm«, brummte er dann nickend. »Spuren der Bolzen, mit denen sie den Bohrturm im Boden verankert haben.«
    »Was genau haben diese Forscher hier eigentlich gesucht?«, wollte Henry wissen. »Wozu haben sie Eis aus der Tiefe heraufgeholt, wo hier oben doch massig davon herumliegt?«
    »Eiskernbohrungen dienen der Erforschung des Erdklimas«, erklärte Professor Albrecht aus den Tiefen seiner gefutterten Kapuze. In seinem viel zu großen Parka wirkte er wie ein überdimensionaler Pinguin. »Aufgrund des stetigen Niederschlags bilden sich ständig neue Eisschichten, seit Millionen von Jahren, und begraben die früheren unter sich. Je tiefer man bohrt, desto älter ist das Eis, auf das man stößt. Mit seiner Hilfe kann man zum Beispiel Klimaveränderungen über

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